Rezension

Zeitverschwendung

Um Mitternacht ab Buckingham Palace -

Um Mitternacht ab Buckingham Palace
von Jb Lawless

Bewertet mit 1 Sternen

 

Detective Saint John Strafford und die englische Agentin Celia Nashe erhalten 1941 einen ganz besonderen Auftrag. Da London bombardiert wird, werden die englischen Prinzessinnen Margaret und Elizabeth außer Landes gebracht, im neutralen Irland (in der Grafschaft Tipperary) sollen sie als „Ellen“ und „Mary“ im Herrenhaus eines Herzogs Zuflucht finden. Irland soll im Gegenzug von britischen Rohstofflieferungen profitieren. Strafford und Nashe sind für die Sicherheit der Windsor-Mädchen verantwortlich. Doch die Iren haben mit den Briten noch eine Rechnung offen – als im Dorf bekannt wird, um wen es sich bei den Besucherinnen von Clonmillis Hall tatsächlich handelt, steht Strafford vor einer großen Herausforderung…

Ich liebe britische Krimis! Der Titel „Um Mitternacht ab Buckingham Palace. Ein Fall für Detective Strafford“ versprach spannende Unterhaltung – mir kam sofort der Titel „16 Uhr 50 ab Paddington“ in den Sinn, daher habe ich mich sehr auf die Lektüre gefreut. Leider konnte der Roman meine Erwartungen nicht erfüllen. Die Stimmung ist düster (In die Sparte cosy crime fällt die story definitiv nicht), die Handlung zähflüssig & dröge. Spannung?

Fehlanzeige!

 Selbst eine actionreiche Passage im Finalteil wird auf langweilige Art und Weise geschildert. Auch die Figurenzeichnung ist nicht filigran; der Protagonist hat keine Ecken und Kanten, die Charakterisierung der Figuren insgesamt ist mangelhaft, der Autor arbeitet mit Klischees und schreckt auch vor stereotypen Zuschreibungen nicht zurück. Es „gelingt“ ihm sogar, äußerst unsympathische Kinder in der Geschichte auftreten zu lassen. Elizabeth Windsor ist die Würde in Person, ihre Schwester eine streitlustige Querulantin. Überhaupt fehlt es an Raffinesse & Tiefgang, manche Szenen sind pure Effekthascherei.

Der Protagonist besteht auf der korrekten Schreibweise seines Nachnamens, Strafford. Sollte das ein running gag sein? Strafford ist oft zerstreut, er wirkt sicher nicht wie ein ladies’man; dennoch liegt ihm die Damenwelt zu Füßen, nicht nur eine Bibliothekarin schwärmt für ihn, sondern auch Prinzessin Margaret höchstpersönlich („Er war ihre wahre Liebe, das hatte sie in dem Moment begriffen, in dem sie ihm im Auto die warme Pistole in die Hand gelegt hatte.“) Die Schilderung des irisch – britischen Konflikts an sich war interessant, „Infohappen“ werden eingestreut, natürlich werden große Namen genannt. Lawless hätte dennoch mehr aus diesem Handlungsstrang machen können. Strafford hat es als Protestant in Irland nicht leicht, in der Geschichte sind die Iren entweder böse, „von den Priestern und Christlichen Brüdern belästigt worden“ oder strahlende Helden - wie Billy Denton. Alkoholismus „darf“ beim Schauplatz Irland natürlich nicht fehlen.

Laut Verlag ist „JB Lawless“ das Pseudonym eines berühmten Autors. Es fällt mir schwer, dies zu glauben, die lineare Erzählweise ist simpel, manche Formulierungen (bzw. die Übersetzung) sind unfreiwillig komisch („Nichts kann das Bewusstsein, am Leben zu sein, so verstärken wie der Tod eines anderen Menschen. Oder war es nur das Fieber, das in seinem Blut kochte?“).

Fazit:

368 Seiten gähnende Langeweile. Leider kann ich keine Leseempfehlung aussprechen.