Rezension

"Ziemlich nah am Glück" ist ziemlich nah am perfekten Buch!

Ziemlich nah am Glück - Saira Shah

Ziemlich nah am Glück
von Saira Shah

Das Cover des Buches ist wunderschön: durch die Blumen am linken Rand wirkt es leicht romantisch, der Scherenschnitt der kleinen Familie am unteren Bildrand gibt schon einen Hinweis darauf, dass es sich um eine Familiengeschichte handelt (dazu sei am Rande bemerkt, dass diese kleine Familie nicht Anna, Tobias und Freya sein können, da Freya gar nicht laufen kann). Den Titel finde ich passend zum Inhalt, wobei mir auch der originelle Titel der Originalausgabe "The Mouseproof Kitchen" gut gefällt. Würden beide Titel nebeneinander in der Buchhandlung liegen, würde ich wohl trotzdem erstmal zu "Ziemlich nah am Glück" greifen", weil man sich unter "The Mouseproof Kitchen" nichts Konkretes vorstellen kann. Nach der Lektüre empfand ich den Originaltitel allerdings als passender :-)
Mein Eindruck:
Nach dem Klappentext hatte ich mir einen Roman erhofft, in dem es um Schicksalsschläge und moralische Dilemmata geht und zu meiner Freude wurden meine Erwartungen sogar noch übertroffen. Man merkt sofort, dass die Autorin weiß wovon sie schreibt. Absolut authentisch schildert sie die Ängste, Sorgen und Probleme, die frisch gebackene Eltern, denen nach der Geburt des Kindes gesagt wird "Ihr Kind wird immer schwerstbehindert sein.", übermannen. Saira Shah hat selber ein behindertes Kind und obwohl sie sich im Nachwort deutlich vom Verhalten ihrer Protagonisten distanziert, spürt man als Leser des Buches, dass eigene Erfahrungen verarbeitet wurden. 
Schonungslos werden die Gedanken von Anna und Tobias wiedergegeben und genau das ist es, was dieses Buch so besonders macht. Das Leben mit solch einem Schicksalsschlag wird nicht beschönigt. Es werden Wahrheiten ausgesprochen, die wohl niemand im wahren Leben öffentlich sagen würde. Trotz der teilweise wirklichen drastischen Ansichten der beiden Protagonisten und deren unterschiedlichen Wegen mit der neuen Situation umzugehen, kann mit sich in beide einfühlen und ich habe beide gleichermaßen gemocht.
Trotz des schweren Themas schafft es die Autorin dem Leser auch immer wieder ein Kichern zu entlocken. Dieser Hauch Leichtigkeit ist auch dafür verantwortlich, dass das Buch mich nicht depressiv, sondern zufrieden und tief bewegt zurücklässt.