Rezension

Ziemlich nah am Leben...

Ziemlich nah am Glück - Saira Shah

Ziemlich nah am Glück
von Saira Shah

Bewertet mit 3 Sternen

…zumindest was den Umgang mit einem schwerstbehinderten Kind angeht. Ich habe selbst im Bekanntenkreis ein Paar mit einem solchen „besonderen Kind“, und ich habe während der Lektüre sehr viele Parallelen gesehen. Wahrscheinlich machen die meisten Eltern nach der Diagnose eine solche Hölle durch. Auch die Deutlichkeit, in der die Autorin mit einem solchen Schicksal umgeht, ist beeindruckend. (Schlechte) Witze über das eigene benachteiligte Kind – das kann wohl wirklich nur jemand schreiben, der den Schrecken dieser Diagnose selbst erlebt hat (lt. offiziellen Informationen über die Autorin hat sie selbst eine behinderte Tochter).

So gut ich diese Offenheit bezüglich der Krankengeschichte fand, desto verwirrter war ich von dem zweiten Handlungsstrang, der mir so naiv und kaum glaubhaft erschien. Würde eine Familie, die gerade die Diagnose bekommen hat, dass ihre Tochter schwer behindert ist, tatsächlich so einfach die Koffer packen und in ein fremdes Land gehen? Ein marodes Bauernhaus mitten im Niemandsland kaufen, obwohl keiner von beiden auch nur ansatzweise handwerklich begabt ist oder sich mit den behördlichen Vorschriften in Frankreich auskennt? Noch dazu zwei Stunden Fahrt entfernt vom nächsten Krankenhaus? Mir erschien diese Idee so aberwitzig, dass ich mich beim Lesen regelrecht dagegen gesträubt habe. Bei den Schwierigkeiten, die das Paar dadurch hat, habe ich mich oft bei dem Gedanken ertappt „Selber schuld – wer macht schon so einen Schwachsinn?“ und konnte nicht wirklich mitfiebern, weil ich über soviel Unvernunft immer nur innerlich den Kopf geschüttelt habe. Dazu kam, dass ich den Vater der Kleinen mit seinen Künstler-Allüren (ich muss es wirklich so nennen) und seinem "Kopf-in-den-Wolken-"Dasein einfach nur nervig und recht unsympathisch fand.

Daher hat mich das Buch letztlich auch nicht wirklich gepackt und mehr als drei Sterne sind leider nicht drin…