Rezension

Ziemlich wirr und stellenweise recht langweilig!

Die uralte Metropole - Lilith - Christoph Marzi

Die uralte Metropole - Lilith
von Christoph Marzi

Bewertet mit 2.5 Sternen

Vier Jahre sind vergangen seit den Ereignissen aus „Lycidas“, wieder geht etwas Unheimliches vor in London und wieder erleben Emily Laing, Aurora Fitzrovia, Mortimer Wittgenstein und Maurice Micklewhite schier unglaubliche Abenteuer, die sie dieses Mal sogar nach Paris führen.

Leider habe ich persönlich große Probleme mit Marzis Schreibstil, obwohl es mir vorkommt, als wären in diesem Band weniger Wiederholungen als noch im Vorgänger. Dafür ist „Lilith“ stellenweise ziemlich langweilig und größtenteils sehr wirr erzählt, wozu auch Marzis Vorliebe beiträgt, die Geschichte nicht linear zu erzählen. Zudem benutzt er oft eine recht altertümlich anmutende Sprache und Erzählweise. Wie schon in „Lycidas“ fungiert auch hier wieder Wittgenstein als Ich-Erzähler (obwohl er auch hier längst nicht bei allen Ereignissen dabei ist, zweimal werden seine Ausführungen von Eliza Hollands Aufzeichnungen unterbrochen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemandes Aufzeichnungen tatsächlich so aussehen, mit viel Blabla, bis ins kleinste unwichtige Detail und sogar wörtlicher Rede, hier wäre weniger mehr gewesen!. Und genau diese Aufzeichnungen sind es dann auch, die dem Buch enorm viele Längen und jede Menge Langeweile spendieren.

Marzi hat wieder geschichtliche Ereignisse, Legenden und Mythen bunt gemischt, noch ein paar historische Persönlichkeiten und literarische Anspielungen dazu gemixt, doch leider ist kein prickelnder Cocktail dabei herausgekommen sondern ein trüber Mischmasch, der stellenweise durchaus interessant ist, im Ganzen aber enttäuscht. Themen sind u. a. Vampire und Echnatons Einführung des Monotheismus, der Leser trifft auf Howard Carter und Henri de Toulouse Lautrec und den einen oder anderen ägyptischen Gott. Vor allem die ägyptische Thematik ist recht interessant, dafür hätte man gut auf die Vampir-Storyline verzichten können.

Das Ganze ist nicht nur wirr erzählt, ich kann auch nicht wirklich einen roten Faden erkennen, am Ende bleiben eine Menge Fragen offen und bei mir ein Eindruck von „Was sollte das?“. Viele Handlungselemente, die für mich echtes Potential hatten, sind am Ende regelrecht verpufft.

Und auch in diesem Band kann ich wieder keinen rechten Zugang zu den Charakteren finden. Am ehesten funktioniert das noch bei Eliza Holland, eine neue Figur, die sich mit Emily angefreundet hat, einen großen Teil der Handlung trägt (sogar selbst erzählt) und die – natürlich – auch ihre Geheimnisse hat. Auch wenn ich ihre Aufzeichnungen, wie oben schon erwähnt, nicht wirklich gelungen finde, kommt man ihr durch diese recht nahe und lernt sie gut kennen. Hier klappt die Ich-Erzählung deutlich besser als bei Wittgenstein, der eben oft aus zweiter Hand erzählt.

Auch „Lilith“ ist wieder sehr düster und Paris deutlich unheimlicher als London. Die Trilogie ist nicht für Kinder geschrieben, eher für ältere Jugendliche und Erwachsene, die auch die Anspielungen eher verstehen. Leider vermitteln die neuen Cover einen anderen Eindruck.

Empfehlen kann ich auch dieses Buch nicht wirklich und da es mir noch weniger gefallen hat als „Lycidas“, mich am Ende sogar regelrecht enttäuscht hat, gibt es nur 2,5 Sterne.