Rezension

Zigeuner unter Verdacht

Das Mädchen im schwarzen Nebel - Ivonne Hübner

Das Mädchen im schwarzen Nebel
von Ivonne Hübner

Bewertet mit 4 Sternen

Weißenberg -  Oberlausitz anno 1816

In seinem Kohlermeiler, der nicht wie geplant abgebrannt ist, findet der junge Köhler Lorenz eine bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leiche. Sofort fällt der Verdacht auf den Köhler, doch der beteuert vehement seine Unschuld und hat in Dr. Cornelius Waldeck einen Fürsprecher, der auf eigene Faust die Ermittlungen aufnimmt, denn genau drei Jahre zuvor waren Zigeuner in der Nähe und einer von ihnen kam damals zu Unrecht zum Leben und zeitgleich mit dem Fund der Leiche sind sie nun wieder in der Gegend…

Der Roman wird in zwei unterschiedlichen Handlungssträngen erzählt, dem Handlungsstrang des Jahres 1816 und dem, der genau drei Jahre zuvor beginnt.  Beide sind spannend und packend erzählt und fügen sich am Ende harmonisch zusammen.

Rosana, eine junge Zigeunerin, die Protagonistin des Romans, ist eine toughe junge Frau, die den Tod ihres Vaters vor drei Jahren gesühnt haben möchte. Sie hat den Brauer Oswald seit damals in Verdacht, der ihnen damals ein Winterquartier gegen Arbeit gegeben hat, aber auch Rosana nachgestellt und auch sonst Dreck am Stecken hat. Sie versucht, auf Biegen und Brechen seine Schuld zu beweisen, von der sie überzeugt ist und gerät dabei unversehens in Lebensgefahr.

Zigeuner waren damals wie heute Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben mussten, sie wurden diskriminiert und stigmatisiert. Eben diese Problematik bringt die Autorin Ivonne Hübner in ihrem Roman sehr gut zum Ausdruck, wie die Verachtung der Gesellschaft vor den „Fremden“. Aber auch die Köhler waren damals eine Bevölkerungsgruppe, die am Rand der Gesellschaft lebten, nicht geachtet, nur geduldet, ebenso wie die Gruppe der Liliputaner, die sich als Bergleute verdingten. Auch die damals ausgeübten Berufe, wie der des Köhlers werden anschaulich dargestellt, ebenso wie das Handlesen der Zigeuner, die  unter andrem damit ihren Lebensunterhalt verdienten.

Die Charaktere des Romans beschreibt die Autorin sehr detailliert und lässt Raum für Entwicklungen, einzig Dr. Cornelius Waldeck war mir persönlich ein wenig zu emotionslos,  beim Lesen spürt man außerdem, dass die Autorin  mit der Oberlausitz tief verbunden ist, verwurzelt, wie man so schön sagt. Die  detaillierten Landschaftsbeschreibungen holen den Leser ab und machen neugierig.

Die von Beginn an spannende und fesselnde Handlung hielt den Spannungsbogen bis zum Ende und das Ende war entsprechend völlig überraschend.

Eine spannender historischer Kriminalroman, der mir gut gefallen hat.