Rezension

Zu oberflächliches Kreisen um sich selbst

Words I Keep -

Words I Keep
von Josi Wismar

Bewertet mit 3 Sternen

 

Zwar bin ich aus der Zielgruppe des New-Adult-Genres schon etliche Jährchen herausgewachsen, aber als stets neugierig-offene Leserin freute ich mich auf eine neue Leseerfahrung mit dem vorliegenden Buch.

 

Zum Inhalt: Emely ist eine etwas scheue Studentin, die als Buchbloggerin ihrer Leidenschaft für Bücher ambitioniert nachgeht. Sie lebt zusammen mit ihrer Schwester Cassidy in Amber Falls in den Rocky Mountains. Zu ihren wenigen Kontakten gehören ihre beiden Freunde: Lexie, die verlässlich immer da ist, wenn man sie braucht, und Will, ein sensibler und kluger junger Mann. Als Emely dem smarten, aber irgendwie auch undurchschaubaren David begegnet und eine Phase des ersten Verliebtseins erlebt, geraten die bisher so verlässlichen Beziehungen zur Schwester Cassidy und zu den Freunden Lexie und Will durcheinander. Muss sich Emely tatsächlich entscheiden: David oder Schwester und Freunde?

 

Tja, wie beurteile ich nun dieses Buch? Während des Lesens fühlte ich mich zunehmend alt und älter, bald zu alt für den Roman. Die Protagonisten haben immer wieder neue Diskussionen über Filme, die mir und vermutlich den meisten älteren Menschen nicht  bekannt sind. Auch konnte ich mich mit den handelnden Personen an keiner Stelle positiv verbinden. Zu unreif, zu oberflächlich, zu glatt. Der gestorbene Vater wird idealisiert, die große Schwester gibt ihren eigenen Weg auf, damit Cassidy studieren kann, die Freunde sind zwar spöttisch und schräg, aber immer nur gut. Diese heile Welt ist völlig unrealistisch. Ansonsten sind die Seiten angefüllt mit Problemchen, mit denen sich junge Menschen wohl herumschlagen, wenn sie sich nur um sich selbst drehen. Ja, es gibt seelische Verwicklungen nach dem Tod des Vaters, nach dem unerklärlichen Weggang der Mutter. Aber diese Traumata werden im Buch nicht tiefergehend be- oder gar verarbeitet, sondern nur mühlenartig wieder und wieder zur Sprache gebracht, um Unsicherheiten und kurzzeitig auftretende Traurigkeiten zu erklären. Dieses permanente Kreisen um sich selbst, um die eigenen Gefühle, um die eigenen Wahrnehmungen ging mir, je weiter ich las, zunehmend auf die Nerven. Gefällt jungen Lesern tatsächlich diese andauernde Innenschau, ohne weiterbringende Reflektion? Gelegentlich findet schon mal der eine oder andere sinnvolle Satz seinen Platz: „In einem Kopf voller Ängste ist kein Platz für Träume“ zum Beispiel, aber dies reicht nicht, um dem Roman eine gewisse Tiefe zu verleihen.

 

Fazit: Für mich als ältere Leserin zeigt der Roman ein zu oberflächliches, zu glattes permanentes Kreisen um die eigenen Befindlichkeiten ohne Tiefe.