Rezension

Zu unübersichtlich und episodenhaft

Der Moloch - Stella Gemmell

Der Moloch
von Stella Gemmell

Bewertet mit 3 Sternen

Der Name Gemmell steht für gute Fantasy. Zwei Bücher von David Gemmell habe ich bereits mit Freuden verschlungen und nun schreibt auch seine Witwe. Als ich das Buch in der Verlagsvorschau sah und auch noch der Buchhändler meines Vertrauens meinte, er hätte es nicht aus der Hand legen können, musste ich das Buch nicht nur sofort haben, sondern habe eine Ausgabe auch gleich weiter verschenkt.
Die Lektüre das Buches hat sich dann bei mir allerdings ganz schön gezogen. Dies lag vor allem daran, dass das Buch in sieben Teile geteilt ist, von denen jeder Teil gerade zu Anfang einen eigenen Hauptprotagonisten hat und einen ganz eigenen Charme. So setzt sich die Geschichte einem Puzzle gleich zusammen. Da gibt es im ersten Teil die jungen Geschwister Elija und Emly, die als Kloaker in der Kanalisation der Cité hausen und Bartellus begegnen, der sich gerade erst den Kloakern angeschlossen hat. Der Leser begleitet sie bei einer ihrer Missionen und erlebt, wie der Wasserpegel rasant steigt und die Gruppe teilt. Daraufhin gehen sie ihre eigenen Wege und treffen nach und nach die anderen Charaktere, die im Buch wichtig werden. Würde ich versuchen noch mehr inhaltlich zusammenzufassen, um z.B. alle wichtigen Charaktere einmal vorzustellen, dann würde ich bereits viel zu viel von der Handlung des Buches nacherzählen. Zwischen dem ersten und dem zweiten Teil jedoch vergeht einige Zeit und der Charme des als Endstation zu betrachtenden Lebens als Kloaker mit der Schlacht der Cité gegen ihre Feinde ist ein gänzlich anderer. Die Lesefreude schwankte bei mir auch von Buchteil zu Buchteil und das Buch hatte somit seine Höhen und Tiefen. Diese Episodenhaftigkeit der Geschichte hat mir im Grunde gar nicht gefallen.
Im Zentrum dieser Geschichte steht eindeutig die Cité. Eine uralte riesengroße Stadt. Die mehrmals auf den Ruinen ihres Vorgängers erbaut und und somit über eine unendlich große Kanalisation verfügt aus Gebäuden, die ehemals Paläste und große Hallen waren. Beherrscht wird sie von einem als unsterblich geltenden Kaiser, der zudem einen unendlichen langen Krieg gegen die Feinde der Cité führt, so dass innerhalb der Cité kaum noch ein unversehrter Mensch lebt, der ordentliche Arbeit zum Erhalt der Gesellschaft verrichten kann, doch das scheint den Kaiser nicht zu stören. An sich ist dieses Gebilde der Cité unheimlich faszinierend und bietet unheimlich viel Potential, jedoch hat Stella Gemmell eindeutig zu viel davon verschenkt. Zum einen ist diese Stadt unvorstellbar groß und nicht ausreichend mit Worten beschrieben – auch nicht das Umland. Da keine Karte im Buch abgedruckt ist, konnte ich mir leider rein gar nichts von ihrer Moströsität vorstellen, allein dadurch verlor das Buch an Plausibilität, Charme und Tiefe. Die Stadt und ihr Umland ist wortwörtlich unvorstellbar groß, da konnte selbst meine trainierte Phantasie nicht mithalten. Daher wurde es zunehmend anstrengender für mich das Buch zu lesen.
Vor dem Hintergrund dieser riesigen Stadt wurden leider die Charaktere des Buches klein und unbedeutend. Sicher, sie sind es, die dort handeln und eigentlich sind es auch gar nich mal so viele Charaktere, um die es geht, dennoch wirken sie nichtssagen und bedeutugslos. Gemmell ist es nicht gelungen ihnen Tiefe zu verleihen,  obwohl sie ihnen eigentlich genug Zeit und Raum gelassen hat und sie auch nicht unsympathisch waren. Auch der Kaiser ist als Figur erstaunlich unbedeutend geblieben. Sicher ist er derjenige der die Macht besitzt, nur ist dies nicht deutlich geworden. Als Tyrann, Macht- und Befehlshaber ist er niemals aufgetreten und war für mich daher auch niemals der Feind, der am Ende umgebracht werden soll, damit das Morden ein Ende hat. Noch mehr verschenktes Potential.
Am schlimmsten war jedoch das Finale und nicht, weil es mir nicht gefallen hat, wie es ausging, nein, es ist schlichtweg so, dass ich mich nicht mehr recht daran erinnere. Ich musste mich so durch das Buch quälen, dass ich zunächst keine Lust hatte es zu rezensieren und nun, da ich es tue, sind mir bereits sehr viele Details entfallen. Das spricht alles andere als für das Buch, denn an ein gutes Buch kann ich mich nach kurzer Zeit immer erinnern. Hier weiß ich nur, dass gerade als es galt, die Geheimnisse spannungsbringend aufzulösen, ich ziemlich viele Dinge schlichtweg nicht verstanden habe oder den Zusammenhang nicht erkennen konnte – vor allem im Zusammenhang mit dem Kaiser. Alles wurde unübersichtlich und oberflächlich. Das einzig gute an dem Finale war, dass es abgeschlossen war und es – so wirkte es zumindest auf mich – keine Fortsetzung geben wird. Schade, ich habe von diesem Buch, viel, viel mehr erwartet.

Fazit: Der Moloch konnte mich leider gar nicht überzeugen. Durch die – besonders zu Beginn – sehr episodenlastig geschilderte Handlung, gab es zu viele Höhen und Tiefen, dafür aber keinen roten Faden. Das Buch zog sich dahin, da auch die Charaktere eher blass blieben. Als es dann im Finale derartig übersichtilich wurde und ich nichts verstand, weder von der Hanldung noch von den Auflösungen der Geheimnisse und Hintergründe, ist das Buch endgültig bei mir durchgefallen. Die Autorin hat es einfach nicht geschafft aus ihrer stimmungsvollen und guten Idee dieser riesigen Statd, etwas zu machen, dass atmopshärisch ist, da die Stadt einach zu groß und unübersichtlich geraten ist.  Schade, da ich so viel erwartet habe.