Rezension

Zu viel Input auf wenigen Seiten

Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes - Licia Troisi

Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes
von Licia Troisi

Bewertet mit 2 Sternen

Seitdem ich lesen kann, stehe ich auf Fantasy-Geschichten und neben Vampiren (jaaa, ich weiß ..) sind Drachen meine absoluten Lieblingswesen. Eragon von Christopher Paolini hat einen extra Platz in meinem Regal, Firelight von Sophie Jordan war einfach nur süß. Grund genug, das ich mich auch an dieses hochgelobte Drachen-Buch wagen musste. Das nicht immer alles Gold ist, was Drachen!schreit, weiß ich jetzt auch.
Der Einstieg in die Geschichte war holprig und die ersten Kapitel nicht immer einfach. Die ersten 50-100 Seiten konnte ich nur den Kopf schütteln und war regelmäßig geneigt, das Buch einfach an die Seite zu legen. Das Tempo, in dem die Geschichte voranschritt, kann man nur rasant nennen. Innerhalb weniger Seiten alterte die Protagonistin um Wochen und Jahre, Szenen, die hätten ausgebaut werden müssen, wurden in wenigen Sätzen erledigt. 
Neben dem rasanten Tempo, mit dem ich nicht warm werden konnte, lagen mir auch sämtliche Charaktere quer im Magen. Nicht, weil ich sie unsympathisch fand, Nein. Tatsächlich waren mir die Charaktere bis auf wenige Ausnahmen nahezu gleichgültig. Durch die zeitlichen Sprünge wurde ich einfach nicht warm mit ihnen.
Nehmen wir Nihal, die Protagonistin, als Beispiel. Zu Beginn der Geschichte ist sie noch ein Kind, spielt mit ihren Freunden Krieg und ärgert ihren Vater. Wenige Seiten später ist sie 14, setzt sich mit Magie und echten Waffen auseinander, wirkt naiv und gutmütig. Ein paar wenige Seiten weiter ist sie 16, steht zu ihren Entscheidung und setzt sie durch. Als Leser hatte ich kaum Möglichkeiten, mich näher mit ihren Entwicklungsstufen auseinanderzusetzen und dadurch einen Draht zu ihr zu bekommen. 
Das der Autorin an der Entwicklung der Charaktere nicht viel lag, zeigte auch die wenigen wirklichen charakterlichen Änderungen, die die Charaktere durchliefen. In den gesamten Jahren wirkte Nihal unreif, bockig und verzogen. Es wurde mehr Wert darauf gelegt, die Geschichte schnell an den gewünschten Punkt zu bringen und alle für die Autorin wichtigen Punkte in wenige Seiten zu packen.

Neben den Charakteren, wurde auch die Umgebung sehr emotionslos beschrieben. Beschreibungen von Gebäuden, Menschen und der Natur wurde nur eingefügt, wenn sie der Geschichte dienlich waren und nicht, um eine bestimmte Emotion aufzubauen. Auch Freundschaften und Gefühle wurden nicht näher beschrieben- sie waren da, das schien der Autorin als Beschreibung zu genügen. Die Gestaltung der Umgebung ist dem rasanten Tempo und der geringen Seitenzahl schnell zum Opfer gefallen und mir dadurch nicht positiv im Gedächtnis geblieben.
Hatte ich mich zum Ende hin damit abgefunden, keine detaillierten Beschreibungen zu bekommen, so hatte ich doch noch auf nähere Informationen zu dem Krieg und dem Tyrannen gehofft. Leider wurde ich auch in diesem Punkt enttäuscht. In dem Buch fanden sichkeinerlei Informationen zu dem Tyrannen, dem Krieg und den Drachen. Auch hier ging die Autorin nach dem Motto "Es ist da, das muss genügen" vor.
Alles in allem war die Geschichte eine große Enttäuschung mit kleinen Lichtblicken. Sennar war mir von den oberflächigen Charaktere der einzige mit ein wenig Herz, die wenigen Seiten aus seiner Sicht waren am angenehmsten zu lesen. Auch Ido, eine Charakter, der leider erst zum Ende des Buches auftauchte, war mir ein wenig sympathisch. Hatte ich mich erstmal in die Geschichte eingefunden, gab es aufgrund des Tempos keine unnötigen Längen.