Rezension

Zu viel Partyleben und zu wenig Kenia

Kenia Valley - Kat Gordon

Kenia Valley
von Kat Gordon

Bewertet mit 2.5 Sternen

Allein schon der Buchtitel konnte mein Interesse wecken, weil ich bislang Kenia im Rahmen meiner BUCHweltreise noch nicht belesen hatte und dies unbedingt nachholen wollte. Und die Leseprobe ließ ein wenig von dem afrikanischen Flair erahnen, in das ich unbedingt eintauchen und darum das Buch komplett lesen wollte. Von der Autorin, die lange Ostafrika bereist und ein Jahr selbst in Kenia gelebt hatte, erhoffte ich einiges über Land, Menschen und Geschichte in unterhaltsamer Form zu erfahren.

Tatsächlich führt der Roman zurück in die 1920er Jahre und man erlebt aus der Ich-Perspektive des fünfzehnjährigen Theo, wie er mit seiner Familie aus England nach Kenia zieht. Dort lernt er den zehn Jahre älteren Freddie und seine Freunde und Freundinnen kennen. Theo verliebt sich in die unerreichbare Sylvie und lässt sich beeindrucken und mitreißen von einer Welt voller Glamour, Exzentrik, Affären und Partys. Er wächst in dieser Welt der dekadenten englischen Kolonialherrschaft heran, studiert später in England und kehrt danach wieder zurück nach Kenia, um als Ingenieur bei der Eisenbahn gemeinsam mit seinem Vater zu arbeiten.

Leider eine ermüdende Geschichte, die nicht besser dadurch wurde, dass man sie als Leser aus der Sicht eines naiven und oberflächlichen Pubertierenden erfährt. Vieles bleibt ungeklärt und Theo ist mit seinen unreifen Ansichten und seiner nervigen bis zum Schluss andauernden Schwärmerei für Sylvie einfach nur anstrengend. Zwar mag ich Bücher, die sich aus ungewöhnlicher Perspektive lesen lassen, doch auf diese hätte ich im nachhinein betrachtet gern verzichtet. Auch die Berichte über das Partyleben der englischen High-Society in Kenia, das aus sexuellen Ausschweifungen und permanentem Alkoholgenuss bestanden haben muss, hätte ich in dem Umfang nicht lesen wollen – weniger wäre hier eindeutig mehr gewesen.

Sie seufzte leise. »Freddie macht es richtig – er versucht, seinem Leben einen Sinn zu geben. Cocktails und Sex können ja nicht alles sein.« (S. 252)

Und doch habe ich das Buch nicht abgebrochen, weil ich die Hoffnung hatte, dass der Handlungsstrang rund um Theos Schwester Maud umfangreicher wird, da diese tatsächlich in Kenia Wurzeln schlägt und sich mit Land und Menschen auseinandersetzt. Doch leider ist auch dieser Charakter nicht tiefgründig ausgearbeitet und bleibt eher flach und farblos. Und so plätschert der Roman ohne erkennbaren roten Faden auf gut zwei Dritteln belanglos dahin, um zum Schluss unerwartet doch noch ein wenig Fahrt aufzunehmen – und mich mit einem Ende auszusöhnen, mit dem ich leben kann.

Gewünscht hätte ich mir in diesem Roman ein wenig mehr Kenia und bedeutend weniger von dem Happy Valley Set mit seinem Leben voller Glamour, Exzentrik, Affären und Partys. Wer sowas jedoch gern liest und auch bei Dreiecksgeschichten nicht die Augen verdreht, der dürfte sich hier unter Umständen gut unterhalten fühlen.