Rezension

Zu viele Schwachstellen

Todesdunkel
von A. J. Waines

„Todesdunkel“ ist das Erstlingswerk der Autorin A.J. Waines und leider ein ganz klassischer Fall von einer guten Idee, die schlecht umgesetzt wurde. Auch wenn es sich hier um einen Debütroman handelt, kann ich bei der Bewertung leider keinen Welpenschutz geben, denn die Defizite des Buches sind für einen Thriller zu gravierend.

Die Idee an sich hätte dabei durchaus Potential gehabt: Die Psychotherapeutin Juliet Grey wird in eine Reihe rätselhafter Mordfälle verwickelt. Als die Leiche einer jungen Frau unter einer Londoner Brücke gefunden wird, gibt es eine bizarre Verbindung, denn die Kleidung, die die Tote trägt, gehörte einst ihr. Zudem erreichen Juliet immer wieder Botschaften, die offenbar Hinweise zu den Fundorten weiterer Mordopfer enthalten. Die Polizei unter der Leitung von Detective Madison sucht fieberhaft nach einem Täter, kann aber weder die Mordserie stoppen noch klären, warum sich der Killer gerade Juliet als Empfänger seiner Nachrichten ausgesucht hat. Keine der Spuren führt zu einem klaren Ergebnis, weder ihr Exfreund noch ihr neuer Job in der Beratungsstelle einer Abtreibungsklinik scheinen etwas mit den Vorfällen zu tun zu haben. Die Ermittlungen ziehen sich über Monate und jede Spur verläuft im Sand.

Und damit auch die ganze Geschichte. Ich habe selten ein Buch gelesen, bei dem die monatelange Spurensuche der Polizei sich beim Lesen auch genau so angefühlt hat. Als würde tatsächlich monatelang nichts passieren. Von einem Erzähltempo kann hier leider überhaupt nicht die Rede sein. Die Autorin hält sich an unnötigen Kleinigkeiten auf, jede Befindlichkeit der Protagonistin Juliet findet Erwähnung, ohne dass diese Einfluss auf die Handlung nehmen. Diese irrelevanten Details erzeugen nicht mal Atmosphäre, sie sind einfach nur da und bauschen die Story auf.

Hinzu kommt hier wieder die ungeschickt gewählte Ich-Perspektive, die bei einer 08/15-Protagonistin einfach nicht überzeugen kann. Hätte man hier zu einer auktorialen Erzählweise gegriffen oder wenigstens einem personalen Erzähler einen Wechsel zwischen verschiedenen Figuren ermöglicht, hätte man das gesamte Spektrum ausnutzen können, das die Geschichte ja eigentlich mitbringt. So hätte man die Psychotherapeutin Juliet, den Detective Brad Madison und den Killer selbst in wechselnden Kapiteln zu Wort kommen lassen können und damit schon mal die hausgemachte Spannung auf seiner Seite gehabt. Stattdessen erlebt der Leser die Handlung ausschließlich aus der Sicht einer Hauptfigur, die es nicht geschaffen kann, einen zu fesseln.

Der Schreibstil der Autorin ist dabei aber keinesfalls schlecht, allerdings fehlt hier in meinen Augen jegliches Gefühl dafür, Spannung zu erzeugen und die braucht ein Thriller einfach. Leichen alleine reichen dafür nicht. Auch das letztlich gut überlegte Motiv, das am Ende die Mordserie erklären soll, wirkt fadenscheinig erklärt und je länger man darüber nachdenkt, umso unwahrscheinlicher und konstruierter erscheint es einem, dem gesamten Kriminalfall fehlt hier die Dynamik. Den geübten Thriller-Leser wird dieses Buch wohl kaum zufriedenstellen können.

Fazit: Schwache Figurenzeichnung und fehlende Spannung sorgen leider dafür, dass dieses Buch in meinen Augen als Thriller nicht funktioniert. Die Autorin verliert sich in Nebensächlichkeiten und lässt den Spannungsbogen dabei völlig außer Acht. Die Protagonistin und ihr Empfinden stehen hier deutlich im Vordergrund, kriminalistische Raffinesse und „Thrill“ sucht man hier vergeblich.

Gesamteindruck: 2 Sterne für einen schwachen Thriller

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