Rezension

Zu wenig Emotionen, zu viele Nebensächlichkeiten

Ein unbesiegbarer Sommer - Wendi Stewart

Ein unbesiegbarer Sommer
von Wendi Stewart

Bewertet mit 2.5 Sternen

Als das Auto der Familie Archer in Kanada durchs Eis eines gefrorenen Sees bricht, kann Robert einzig seine Tochter retten. Während sie heranwächst, kümmert sich Rebecca allein um den Haushalt und die Farm, der Vater kapselt sich ab. Doch so überwältigend wie die Trauer ist auch ihre Wut auf den Vater, dem nicht zu helfen ist und der nach und nach alle Erinnerungsstücke an die Mutter verschwinden lässt. Trost findet Rebecca in der Freundschaft mit Chuck, einem empfindsamen, von seinem Vater tyrannisierten Jungen, und mit Lissie, die von einer perfektionistischen Adoptivmutter gegängelt wird.

 

Das Buch ist in drei Teile gegliedert und erzählt von Rebecca und ihren Freunden im Alter von 6 bis ca. 19 Jahren. Im ersten lernt man Rebecca und ihre Familie kennen, vor und kurz nach dem Unfall. Im zweiten Teil kommt Chuck hinzu, im dritten dann erst Lissie. Im Vordergrund steht Rebecca, die das traumatische Erlebnis des Todes ihrer Mutter mit sich trägt und dadurch in fast jeder Handlung beeinflusst wird. In Chuck findet sie einen wahren Freund, mit dem sie sich einen Hauch Kindheit bewahrt. Lissie stößt erst auf der Highschool dazu, passt aber prima zu den anderen beiden.

Der deutsche Titel dieses Romans ist leider total irreführend und ist meiner Meinung nach ein totaler Fehlgriff des deutschen Verlages. (Der Originaltitel „Meadowlark“ (Wiesenlerche) hätte besser übernommen werden sollen, denn er ist passend gewählt.) Aus diesem Grund bin ich mit ganz anderen Erwartungen an die Geschichte herangegangen, und ich wusste bis zum Ende nicht, wo sie mit mir hin will.

Der Schreibstil hat mir nicht wirklich gefallen. Das Buch wurde zwar gefeiert als „Ein eindringliches Debüt, das Trauer und Komik, Melancholie und unbändigen Lebenswillen perfekt verbindet“, aber die Emotionen haben mir definitiv bis zum letzten Achtel gefehlt. Die Personen wurden eher neutral beschrieben, manchmal schon fast kalt, deshalb konnte ich mich in keine der drei Personen wirklich hineinfühlen, es hat mich nichts wirklich berührt oder mitgerissen. Darüber hinaus wurden auf der einen Seite viel zu viele unwichtige Nebensächlichkeiten behandelt, auf der anderen Seite blieben wichtige Punkte offen, wurden nur angerissen, ich blieb am Ende mit vielen offenen Fragen zurück.

Außerdem hat mich am Stil sehr gestört, dass die Autorin aus heiterem Himmel und mitten im Text in den auktorialen Erzählstil gewechselt hat und dort die erwähnten unwichtigen Nebensächlichkeiten behandelt wurden. Das hat bei mir einen handwerklich unsauberen Eindruck gemacht.

Insgesamt musste ich mich mehr durch die Lektüre quälen als dass ich sie genossen haben.

Mein Fazit: Eine eigentlich interessante Geschichte mit Potential, der Stil hat sie für mich leider zunichte gemacht. Wenig Emotionen, zu viele Nebensächlichkeiten, einige offene Fragen. Für mich nicht wirklich empfehlenswert.