Rezension

Zu wenige Emotionen

Zwei Schritte hinter mir - Norah McClintock

Zwei Schritte hinter mir
von Norah McClintock

Bewertet mit 3 Sternen

Bücher aus der Sicht einer Entführten gibt es haufenweise. Da ich die Gedanken und Gefühle der jeweiligen Protagonisten jedoch bislang immer interessant fand, hat “Zwei Schritte hinter mir” sehr schnell mein Interesse geweckt.

Allerdings ist dies auch stellenweise recht schnell wieder verflogen. Das Buch an sich wird zwar zum Großteil spannend erzählt, aber leider treten vermehrt Wiederholungen auf, die mich im Laufe der Geschichte immer mehr genervt haben.
Es ist klar, dass eine Entführte Angst hat und um ihr Leben rennt, es ist auch ganz klar, dass diese Hunger und Durst hat, aber muss man dies wirklich auf jeder zweiten Seite ausführlich erwähnen? Das war mir ein bisschen zu viel des Guten.

Die Flucht selbst wird auch eher mittelmäßig erzählt. Im Grunde genommen hat die Autorin viele gute Ansätze, die auch zu gefallen wussten, so wird z.B. der Wald und die restliche Umgebung sehr ausführlich beschrieben, sodass ich mir alles bildlich vorstellen konnte. Die Protagonistin bleibt dagegen extrem blass. Man merkt, dass sie sich zuhause nicht wohl fühlt und sie sehr abgeklärt wirkt. Ihre Angst hat sie erstaunlich gut im Griff und sie weiß sehr gut, wie sie sich in der Wildnis zu verhalten hat, was durch ihren Großvater begründet wird. Diese Erfahrungen sind natürlich Gold wert, allerdings hätte ich mir bei diesem Genre ein bisschen mehr Verzweiflung und Ängste gewünscht.

Wirklich authentisch ist Steph allerdings, wenn es um ihre familiäre Situation geht. Ihr Vater verstarb bei einem Autounfall und ihre Mutter hat sich nach nur drei Monaten in einen anderen Mann verliebt, den sie später auch heiraten möchte. Für Steph eine unerträgliche Situation, denn der neue Mann an der Seite ihrer Mutter ist das genaue Gegenteil von ihrem Vater. Während dieser im Job und privat erfolgreich war, ist er eher jemand, der ziellos in den Tag hineinlebt.

Das Ende war leider sehr vorhersehbar und bat keinerlei Überraschungen, die ich mir so sehr für dieses Buch gewünscht hätte. Stellenweise ging es mir zu schnell, dazu kam noch das Gefühl, dass die Autorin die Geschichte unbedingt beenden wollte, da ihr langsam die Ideen ausgingen.

Die Covergestaltung gefällt mir dagegen gut. Steph wird glaubwürdig dargestellt und die Hand am Baum ist sehr wegweisend für die komplette Geschichte. Die Kurzbeschreibung ist mir jedoch ein wenig zu übertrieben dargestellt, denn hier stimmt nur die Hälfte davon. Der Satz “Und der Entführer ist immer zwei Schritte hinter ihr” führt während der Geschichte doch sehr in die Irre, da dies hier eher nicht der Fall ist.

“Zwei Schritte hinter mir” hätte mit Sicherheit ein spannender Jugendthriller werden können, wenn die Autorin die Protagonistin anders dargestellt hätte. Da sie mir jedoch oftmals zu abgeklärt wirkte, konnte mich die Handlung nur bedingt unterhalten. Durch die vielen Wiederholungen kann ich nur eine eingeschränkte Kaufempfehlung abgeben. Für Thriller Fans ist das Buch mit Sicherheit eine Bereicherung, für Liebhaber von Jugendbüchern ist dieses Buch wohl nur eines unter vielen.