Rezension

Zuviel des Guten

Sennegrab - Jobst Schlennstedt

Sennegrab
von Jobst Schlennstedt

Bewertet mit 3 Sternen

Erstmals seit Längerem hat mich ein Krimi aus dem Hause Emons nicht überzeugt, und das, obwohl der eigentliche Fall durchaus Spannung bietet. Woran liegt es also, dass es so ist?

Zum einen: der aus einem Sabbatjahr zurückkehrende Bielefelder Kommissar Jan Oldinghaus hat an fünf privaten Baustellen zu arbeiten, die, jede für sich genommen schon ziemlich gravierend, die Frage aufwerfen, wie er unter dieser Belastung überhaupt in der Lage ist, zu ermitteln. Zum einen ist er nach dem Schlaganfall seines an sich ungeliebten Vaters gefordert, sich irgendwie in dessen Pflege einzubringen, zum anderen droht im aufgrund künstlerischer Differenzen der Herauswurf aus der von ihm mitgegründeten Rockband. Sein bester Freund und nebenbei Bandmitbegründer, hat ein Verhältnis zu Oldringhausens Schwester, wobei eigentlich nicht ganz klar wird, worin das Problem für ihn dabei besteht. Problem Nummer vier ist die Tatsache, dass eine Frau, mit der der Kommissar vor seinem Sabbatjahr beinahe angebändelt hätte, sich inzwischen anderweitig vergeben hat. Und bei der Arbeit muss Oldringhaus feststellen, dass aus dem funktionierendem Team, das er zurückgelassen hat, eine Gruppe von Einzelkämpfern geworden ist (wobei dem Leser meiner Ansicht nach keine überzeugende Erklärung dafür geliefert wird). Probleme über Probleme also.

Dass der Kommissar überhaupt eine Woche vor dem Ende seines Sabbatjahres in den Polizeidienst zurückkehrt, hat damit zu tun, dass eine Mordserie an alleinstehenden Frauen die Bielefelder Kripo dermaßen in Anspruch nimmt, dass für die Ermittlungen im Fall des Todes eines angesehenen Lokalpolitikers keine Kapazitäten frei sind, sodass Oldringhaus dafür eingeteilt wird. Obwohl alles nach einem Unfall aussieht, begibt sich Odringhaus auf eine Hintergrundrecherche, die durchaus auch ein Verbrechen nahelegen könnte. So war der Politiker gar nicht der Ehrenmann, als der er nach außen auftrat. Dubiose Geschäfte mit fragwürdigen Unternehmern bezüglich der Weiterverwendung des Truppenübungsplatzes Senne nach dem bevorstehenden  Rückzug der Briten (der wahre Kern des Krimis), diesbezügliche Auseinandersetzungen mit Umweltschützern und nicht zuletzt die Tatsache, dass der Tote seine Frau äußerst schlecht behandelt hatte, lassen vermuten, dass bei dem Unfall nachgeholfen wurde. Die Lösung, und das ist Kritikpunkt Nummer zwei, erfolgt durch einen dummen Zufall, der, ganz nebenbei die Mordserie mit dem Fall des Politikers verbindet.

Kritikpunkt Nummer drei: auf der Suche nach der zunächst verschollenen Frau des Politikers wird gesagt, sie fahre einen etwas älteren Audi (S.101). Gefunden wird sie, als eine Nachbarin die Polizei informiert, dass sie den Beetle der Frau vor dem Haus gesehen habe (S.190). Ja welches Auto fährt sie denn nun?

Schade eigentlich, dass durch solche eigentlich überflüssige Details der Lesegenuss deutlich getrübt wird.