Rezension

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Zwei Freundinnen, ein Pakt und jede Menge (Liebes-) Chaos

Manchmal ist es schön, dass du mich liebst - Marie Vareille

Manchmal ist es schön, dass du mich liebst
von Marie Vareille

Bewertet mit 3 Sternen

Solides Debut über eine nicht immer harmonische Freundschaft. Die Lovestorys und charakterlichen Entwicklungen sind soweit süß bzw. gut ausgearbeitet, jedoch konnte mein Interesse nicht konsequent aufrecht erhalten werden.

Es hat schon etwas Tragisch-Ironisches, wenn eine hübsche junge Frau, wie Chloé eine ist, theoretisch jeden haben könnte, aber in der Praxis ihr Herz an einen Typen verloren hat, der sie im Grunde nur ausnutzt. Von meiner Seite gab es dafür aber gleich die ersten Sympathiepunkte, weil es gleich das Wesentlichste über sie offenbart hat: Hinter ihrer coolen Facade und ihrer Ich-komme-gut-alleine-zurecht-Ausstrahlung verbirgt sich ein weiches Herz. Ich hatte zuerst etwas Mitleid mit ihr angesichts der vertrackten Situation, in der sie sich befand: Sie liebt noch immer ihren Ex Guillaume, hat sogar eine Affäre mit ihm, aber heiraten wird er eine andere (am Ende wird dem Ganzen noch die Krone aufgesetzt, da man noch ein heikles Detail zu dieser Dreiecksbeziehung erfährt). Aber relativ schnell wird klar, dass Chloé auf dieses Mitleid überhaupt nicht angewiesen ist. Sie bringt ihre Luftblase selber zum Platzen und zieht sich von Guillaume zurück, indem sie sich ihrer (noch nicht existenten) Schriftstellerkarriere widmet. An dem Punkt dachte ich: Jetzt geht's richtig los! Im Grunde stimmte das auch: Trotz der Überschaubarkeit des Dorfes, in das sie fährt, kann sie sich nicht über Langeweile in ihrem Leben beklagen. Sie ist immer beschäftigt und lernt neue Leute kennen - allen voran ihr Nachbar Vincent, mit dem sie sich gleich bei ihrem ersten Treffen in die Haare bekommt. Ich kann nicht genau benennen, woran es lag, aber trotzdem wollte mich dieser Part ihres Handlungsstrangs nicht recht mitreißen. Ich würde nicht behaupten, dass zwischen Chloé und Vincent die Chemie nicht stimmt, aber aufgrund der Vorhersehbarkeit, worauf das Ganze zusteuert, wirkte ihr Katz-und-Maus-Spiel weniger reizvoll für mich.

Als Kontrastprogramm zu Chloé gab es noch einen zweiten Handlungsstrang: den von Constance. Wenngleich ich im Hinblick auf ihre Unsicherheiten gelegentlich die Augen verdrehen musste, habe ich an ihrem Plot aber letztlich etwas mehr Gefallen gefunden als an Chloés. Vielleicht lag es daran, dass ich mich im Endeffekt mehr mit ihr identifizieren konnte. Jedenfalls empfand ich die Entwicklungen ihrer Persönlichkeit sowie in ihrem Liebesleben interessanter und süßer mitzuverfolgen. Zunächst erschien es mir sehr merkwürdig, dass Tristan zwar Constances Love-Interest ist, aber nie zugegen war (er taucht erst gegen Ende auf). Dadurch konnte man sich überhaupt kein Bild von ihm machen. Im Endeffekt war ich aber nicht sonderlich traurig darüber, denn ich hatte bereits einen anderen Mann auf dem Schirm, der perfekt zu ihr gepasst hat. Die Anzeichen waren zwar sehr subtil, aber gerade deswegen war ihre Annäherung so zauberhaft. Es war eher ein zaghaftes Herantasten, das zunächst mehr wie freundschaftliche Zuneigung denn wie Liebe wirkte, aber genau deshalb bestand immer eine gewisse Unsicherheit meinerseits, ob die Autorin die beiden am Ende doch zusammenführen würde oder nicht.

Neben den amurösen Entwicklungen bei den beiden stand aber auch ihre Freundschaft zueinander im Vordergrund. Ihre gegensätzlichen Persönlichkeiten haben häufig für Reibereien und ein angespanntes Verhältnis gesorgt. Es war immer ein unterschwelliger Neid bzw. eine gewisse Rivalität spürbar, weshalb es nur eine Frage der Zeit war, bis es zur Explosion kam. Diese wurde letztlich aber mehr von einer Reihe Missverständnisse ausgelöst und hat den letzten Kapiteln nochmal etwas Würze verliehen. Wenngleich ihr Miteinander also nicht immer besonders harmonisch ist, merkt man dennoch, dass sie einander schätzen. Sie würden niemals etwas tun, das der anderen bewusst wehtun würde, auch wenn ihr jeweiliges Verhalten unter Umständen von der anderen fehlinterpretiert wird. Hier ist der Leser durch die beiden Perspektiven klar im Vorteil, da er sich über die jeweiligen Intentionen im Klaren ist. Allerdings hat es auch etwas Frustrierendes, wenn man ihnen nicht direkt sagen kann, dass sie die Situation falsch einschätzen. Vielleicht ist es angesichts dessen ganz gut, dass Chloé und Constance die meiste Zeit getrennt voneinander verbringen und überwiegend per Mail oder telefonisch kommunizieren. Mir persönlich wäre jedoch ein wenig mehr Face-to-Face-Interaktion lieber gewesen, wenngleich ich mir bewusst bin, dass die Häufigkeit von gemeinsamen Treffen nichts über die Qualität einer Freundschaft aussagt.

Fazit

Vareilles Debut ist kurzweiliger, ansprechend geschriebener Roman über Liebe und Freundschaft. Doch obwohl beide Subplots sympathische Charaktere aufwiesen und keine uninteressanten Wege eingeschlagen haben, habe ich nicht das unbändige Gefühl verspürt, unbedingt weiter lesen zu müssen. Ich bin mir jedoch sicher, dass es vielen Leser/innen in der Beziehung anders ergehen wird. 

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