Rezension

Zwei geplagte Helden

Liebe auf den zweiten Blick - Lynsay Sands

Liebe auf den zweiten Blick
von Lynsay Sands

Bewertet mit 4 Sternen

Lady Clarissa braucht eine starke Brille, ohne ist sie fast so blind wie ein Maulwurf. Deshalb passieren ihr ständig Missgeschicke, die manchmal auch richtig weh tun. Sie stolpert über Treppen, läuft fast vor eine Kutsche und zündet versehentlich das Toupet eines Verehrers an. Damit hat sie endgültig einen Spitznamen Chaos Clarissa.
Niemand wagt sich mehr in ihre Nähe und auch ihre Stiefmutter Lydia trägt dazu bei, denn sie verbietet ihr in der Öffentlichkeit eine Brille zu tragen. Im Zorn hat sie die Lesehilfe zerstört und weigert sich nun eine neue zu kaufen. 
Adrian Montfort übergeht alle Warnungen, sich der jungen Frau zu nähern. Irgendwie findet er sie anziehend und schnell erkennt er, dass sie nicht freiwillig ohne Briller herumläuft. Adrian hat sich rund 10 Jahre aus der Londoner Gesellschaft zurück gezogen, denn mit seiner Narbe im Gesicht, passt er nicht mehr in das perfekte Leben. Seine Mutter hat ihn endlich überreden können, wieder einen Ball zu besuchen. 
So finden sich zwei verletzbare Menschen und versuchen gegen alle Widerstände, Unfälle und Einmischungen zueinander zu finden.
Meine Meinung:
Wer die Autorin kennt, weiß von ihrem lockeren Schreibstil mit viel Witz und Humor. Ihre Vampir Serie läuft schon so lange und erfolgreich, dass ich mich wundere erst jetzt zu ihren Historicals zu greifen.
Clarissa ist trotz ihres Handicaps eine selbstbewusste Frau, die gelernt hat, mit Kritik und Getuschel umzugehen. Selbst als ihr die Brille weg genommen wird, steckt sie nicht den Kopf in den Sand, sondern sucht Mittel und Wege, um etwas aus ihren Tagen in London zu machen.
Adrian steht schon seit langem seinen Mann. Seinen Ruf als Frauenheld hat er eigentlich längst hinter sich gelassen. Nur seine Narbe im Gesicht entstellt ihn. So glaubt er zumindest. Er ist davon überzeugt, dass er damit ein kompletter Frauenschreck ist und niemals eine Ehefrau finden wird, die ihn wirklich lieben kann.
Clarissa und Adrian sind zwei gebeutelte Helden, die sich finden und sofort einen Draht zu einander haben. Sie gehen so offen und ehrlich miteinander um, dass die Wortwechsel oft witzig und unterhaltsam sind. 
Natürlich gibt es die böse Stiefmutter und auch noch einige andere Klischees, aber das tut dem Lesegenuss keinen Abbruch. Die Sprache ist vielleicht auch ein wenig zu modern, darüber kann ich aber sehr gut hinweg sehen.