Rezension

Zwei Krimis in einem - gelungen

Lausige Liebe - Linda Conrads, Alexandra Richter

Lausige Liebe
von Linda Conrads Alexandra Richter

Bewertet mit 4 Sternen

„...Die Wahrheit macht frei. Aber erst macht sie dich fertig...“

 

Marga Teerbek ist Kriminalkommissarin in Nordfriesland. Dort wurde gerade bei Freeksen eingebrochen. Nicht nur der Fischer, auch ihr Vater erwarten, dass Marga den Fall möglichst schnell löst.

In Hamburg, Margas ehemaliger Arbeitsstelle, werden in der Babyklappe zwei tote Babys gefunden. Der Fall landet auf dem Tisch von Hauptkommissar Kalle Bärwolff.

Von zwei Autorinnen werden zwei Kriminalgeschichten erzählt, die einige wenige Berührungspunkte haben. Die Geschichten kann man nacheinander oder parallel lesen. Ich habe mich für letzteres entschieden.

Das Buch ist fesselnd geschrieben. Der stetige Wechsel zwischen den Handlungsorten tut dem Spannungsbogen keinen Abbruch. Die Geschichte lässt sich flott lesen. Natürlich werde ich beim Parallellesen mit einer ganzen Reihe von Protagonisten konfrontiert, die sich aber gut einordnen und systematisieren lassen.

Während in Nordfriesland dem Einbruch wenige Tage später ein Mord folgt, müssen sich die Ermittler in Hamburg mit Babyhandel beschäftigen. Die Suche nach der Kindsmutter fordert nicht nur Kalle, sondern auch seine jungen Kollegen Yeshi und Patrick. Auf fast behutsame Weise zeigt die Autorin, wie aus der Not von Menschen Profit geschlagen wird.

Im Hamburger Teil des Krimis werden einige interessante Protagonisten kreiert. Einer davon ist Viktor Orlow, der nicht nur auf Personenschutz spezialisiert ist. Eine weitere ist Halime Aziz, die so gar nicht dem Bild einer Frau aus Marokko entspricht.

Kalle lebt mit seiner Tochter Eliza zusammen. Das junge Mädchen gerät in schlechte Gesellschaft. Deshalb schickt sie Kalle für einige Zeit zu Marga. Obiges Zitat stammt von Kalle. Beider Familienleben wird gründlich durchleuchtet. Das belebt das Geschehen und macht die Geschichte menschlich.

Der Sprachstil ist vielschichtig. Dabei sind mir kaum Unterschiede zwischen beiden Autorinnen aufgefallen. Mag sein, dass in Hamburg ab und an Ironie und Sarkasmus aufblitzen. In Nordfriesland dagegen werden ein paar einfallsreiche Namen eingefügt, wie zum Beispiel die Fellwärmflasche. Exakte Beschreibung von Orten und Personen, passende Metapher und aussagekräftige Dialoge finden sich an beiden Orten.

Eine weitere Gemeinsamkeit sind die kursiven Teile. Sie erlauben Rückblicke in die Vergangenheit und geben mir als Leser im Gegensatz zu den Ermittlern die Möglichkeit, manche Situation eher beurteilen zu können. Sie bergen natürlich auch die Gefahr, dass ich in die Irre gehe.

Im Anhang werden die niederdeutschen Worte erklärt, die im Buch verwendet wurden.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die aufzuklärenden Fälle könnten durchaus im Heute und Hier passieren. Gerade das Thema der toten Babys ist wichtig und bleibt aktuell.