Rezension

Zwei neue Fälle für ein gegensätzliches Ermittlerduo

Sterbegeld - Judith Winter

Sterbegeld
von Judith Winter

Bewertet mit 4.5 Sternen

Zum Inhalt:

Dieses Mal bekommen es die beiden jungen Kommissarinnen Emilia Capelli und Mai Zhou von der Zentralen Kriminaldirektion Frankfurt am Main gleich mit zwei heiklen Fällen zu tun.

Da wäre zum einen der erschütternde Mord an einer ganzen Familie. Die Eltern und zwei kleine Kinder werden ohne ersichtlichen Grund in ihrem eigenen Haus Opfer eines kaltblütigen Killers. Ein Raubüberfall scheidet aus, da nichts gestohlen wurde. Ein Verdächtiger, Armin Bormann, sitzt seit mehreren Monaten in U-Haft, doch es bestehen einige Zweifel an seiner Schuld. Warum musste diese ganz normale Familie sterben? Und warum tötete der Mörder die Ehefrau, der das Entsetzen selbst im Tode noch im Gesicht stand, als Letzte?

Zum anderen sollen Capelli und Zhou den Maulwurf in der Sonderermittlungsgruppe „Calibri“ finden, der die Ermittlungen gegen den berüchtigten Bandenchef Dragan Petrovic torpediert und augenscheinlich sogar den eigenen Kollegen Thorsten Mohr kaltblütig erschossen hat.

 

Meine Meinung:

Ich habe bereits die beiden Vorgängerbücher mit Begeisterung gelesen und habe mich sehr auf den dritten Teil gefreut. Und ich bin nicht enttäuscht worden.

Der Schreibstil ist wiederum sehr angenehm und flüssig. Die Beschreibungen sind sehr bildlich; der Leser kann sich wirklich gut in die Szenerie hinein versetzen. Die Erzählweise gefällt mir einfach sehr gut; es ist mir schwergefallen, das Buch aus der Hand zu legen. Die Spannung ist von Anfang an sehr hoch, da das Buch sofort mit dem Mord an der Familie beginnt. Das ist so intensiv und beklemmend geschrieben; da muss man als Leser erst mal schlucken. Es gelingt der Autorin mühelos, diesen Spannungsbogen konstant das ganze Buch über hochzuhalten.

Die beiden so unterschiedlichen Protagonistinnen sind wieder sehr authentisch und sympathisch gezeichnet. Zhou ist still, überlegt und zurückhaltend. Capelli hingegen ist extrovertiert, manchmal ziemlich ruppig und oft etwas vorschnell. Doch trotz aller Differenzen schaffen sie es tatsächlich im 3. Band endlich, sich zu duzen. Wow! Die Annäherungen kommen zwar langsam, aber sie kommen. Witzig finde ich auch das Einstreuen der chinesischen Redewendungen, die Capelli mehr schlecht als recht von Zhou zu erlernen versucht. Das lockert die Atmosphäre zwischen den beiden deutlich auf. Sie scheinen mittlerweile auch die Wesensart und Arbeitsweise der jeweils Anderen etwas mehr zu respektieren.

Eine neue Figur ist die des jungen Rechtsanwaltes Karel Schubert, der als Pflichtverteidiger des mutmaßlichen Familienmörders agiert. Er nervt Zhou zwar anfangs ziemlich, doch wie sie ist er sehr ehrgeizig und verfügt über einen charmanten Humor. Es scheint, dass Zhou sich von ihm angezogen fühlt. Ich frage mich, ob wir ihn im 4. Band „wiederlesen“ werden und er zum festen Bestandteil der Serie wird. Mich würde es freuen.

Auch in Capellis Gefühlsleben geht es rund. Ihr guter Freund Tom Ahrends, gesteht ihr, mehr als Freundschaft für sie zu empfinden. Das versetzt sie in einen tiefen Zwiespalt: Tom ist nicht nur ihr alter Studienkollege, nein, er ist auch noch Mitglied der Sonderermittlungsgruppe „Calibri“. Kann sie ihm vertrauen?

 

So sehr mir das Buch insgesamt gefallen hat, gibt es auch einen Kritikpunkt. Die Geschichte um den Maulwurf wird gut und überzeugend aufgelöst, was man von der anderen Story leider nicht behaupten kann. Das Motiv des Vierfachmörders finde ich einfach nicht überzeugend. Da muss meiner Meinung nach schon mehr dahinterstecken, um so kaltblütig kleine Kinder einfach erschießen zu können. Zu so etwas ist doch nur ein Soziopath ohne jegliches Gewissen fähig. Doch die Figur des Täters wurde nicht annähernd so beschrieben. Die Ausarbeitung dieser Person ist für mein Empfinden einfach etwas zu kurz gekommen. Er bleibt immer etwas schwammig im Hintergrund.

Schön fand ich wiederum das Cover. Es paßt ganz wunderbar zu den beiden vorherigen Bänden und ich hoffe, der Verlag bleibt dabei, die Serie mit Einbänden zu versehen, bei denen man sofort erkennt, dass diese Bücher zusammengehören.

 

Fazit: Das Buch liegt in meiner Rangfolge knapp hinter dem ersten Band, aber doch klar vor Band Nr. 2. Ich werde die Reihe auf jeden Fall weiterlesen und ich bin schon sehr gespannt auf Band Nr. 4.