Rezension

Zwei Wochen Bett und Familiengeheimnisse

Die Italienerin, die das ganze Dorf in ihr Bett einlud
von Gaby Hauptmann

Bewertet mit 3.5 Sternen

Zur Beerdigung ihres Vaters kehrt die erfolgreiche Brookerin Gabriella aus New York zurück in die sanften Hügel der Toskana. In ihrer Heimat sucht sie eine Auszeit vom Leben und ihren Platz im alten Haus ihrer Familie. Noch am Friedhof überrascht sie ihre alten Freunde, Bekannte und gar Fremde aus dem Dorf mit ihrer Entscheidung: Sie braucht Ruhe und plant deshalb ihr Bett für die nächste Zeit nicht mehr zu verlassen. Jeder sei jedoch herzlich eingeladen sie dort zu besuchen und sich zu ihr zu legen. Auf keinen Fall hat Gabriella amouröse Absichten, doch das was sie bei den kommenden Besuchen erhält war nicht zu erwarten. Denn alle kommen: Vom Schornsteinfeger bis zum Pfarrer und schließlich kommt das Thema auch auf Gabriellas Mutter. Die rätselhafte, amerikanische Schauspielerin, die eines Tages als Gabriella noch ein Kind war für immer verschwand. Und von Gespräch zu Gespräch, von Gast zu Gast und von Ereignis zu Ereignis wird ihr klarer, dass nichts ist wie sie bisher dachte…

 

EIGENE MEINUNG:

Angesprochen haben mich tatsächlich zuallererst das Cover mit seinen schönen Orangetönen und natürlich der außergewöhnliche Titel! Dieser hat mich angesprochen und neugierig gemacht welche Geschichte dieses Buch zu erzählen hat .Die Stimmung die das Cover vermittelt hat mir außerdem einfach gefallen und mich zu diesem Sommerbuch eingeladen. Man sieht Gabriellas Blick aus ihrem Schlafzimmerfenster auf das unter dem Castello liegende Dorf. Im Buch ist noch schön beschrieben wie sie die Leute die auf dem Weg zu ihr oder von ihr fort auf der Straße zum Haus sieht und auch die Weinberge um ihre Heimat spielen eine Rolle.

In die Geschichte hinein gefunden habe ich sehr schnell. Sie ist in großer, angenehmer Schrift verfasst mit gutem Zeilenabstand und auch weiten Abständen zu den Rändern. Es gibt sowohl einen kurzen Prolog, als auch einen Epilog und die Kapitel gliedern sich in die Tage die Gabriella im Bett verbringt. Die Charaktere waren gut ausgearbeitet, haben immer wieder Spannung und Überraschung in die Geschichte gebracht (auch wenn diese manchmal etwas langsamer daher kam) und auch die Kinder die vorkommen haben dem Ganzen etwas Besonderes gegeben. Leider konnte mir sowohl Gabriella nicht ganz nahe kommen, als auch besagter Kaminkehrer. Allerdings muss ich sagen, dass es weniger an den beiden im Einzelnen als im Umgang miteinander ging. Mir konnte auch die kleine Liebesgeschichte im Buch nicht ganz nahe kommen und die poetischen Sätze die dabei fielen waren mir eher fremd. Auch wenn es in Richtung Testamentseröffnung geht mochte ich Gabriella nicht wirklich.

Die Geschichte an sich hat mir jedoch gut gefallen und gerade das Kennenlernen der vielen verschiedenen Personen, ihres Wissens und auch ihrer Geheimnisse, Sehnsüchte, etc. konnte mich fesseln. Das Ende konnte ich bis auf die Personen die dafür verantwortlich waren leider relativ früh absehen, aber das hat dem Lesevergnügen wenig genommen!

Für das Vergnügen hat vor allem der Stil gesorgt in dem die Geschichte erzählt wurde: Wenn die Personen in Gabriellas Bett kamen, dann haben sie nicht einfach berichtet was vorgefallen war – damals wie heute – sondern man hat es aus ihren Augen noch einmal erlebt! Besonders zu erwähnen ist vielleicht noch, dass im Buch sehr gut gegessen und getrunken wird – nichts für Hungrige oder Menschen auf Diät ;)

 

FAZIT:

Ein schöner, ruhiger, sommerlicher Familienroman mit außergewöhnlicher Idee und Erzählweise. Nicht alle Charaktere konnten mich für sich gewinnen, aber die Geschichte mich doch packen!