Rezension

Zweiter Aufguss von Downton Abbey

Belgravia. Zeit des Schicksals - Julian Fellowes

Belgravia. Zeit des Schicksals
von Julian Fellowes

Bewertet mit 3 Sternen

Vielleicht kennt der deutsche Leser seinen Namen gar nicht, mit Sicherheit aber eines seiner erfolgreichsten Werke als Drehbuchautor: Julian Fellowes (68) schrieb die britische TV-Erfolgsserie „Downton Abbey“ (2010-2015), die 2011 sogar ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen wurde. Im November erschien nun im Penguin-Verlag die deutsche Taschenbuchausgabe seines 2016 erstmals veröffentlichten, bei uns als Spiegel-Bestseller vermarkteten Romans „Belgravia“. Doch leider empfand ich diesen Roman als recht enttäuschend: "Belgravia" ist nur ein „zweiter Aufguss“ des Downton-Abbey-Millieus. Die Handlung spielt mitten im 19. Jahrhundert [also zeitlich Jahrzehnte vor Downton Abbey] im vornehmen Londoner Stadtteil Belgravia, noch heute einer der wohlhabendsten Stadtteile, den wir schon aus der TV-Serie „Das Haus am Eaton Place“ (1971-1975) kennen. Wieder treffen hier alter Hochadel, neureiche Unternehmer und korrupte Dienstboten aufeinander und die Liebe sprengt natürlich alle Standesgrenzen. Also nichts Neues im britischen Königreich. Eine schwache Handlung kann in einer TV-Serie vielleicht durch prachtvolle Bilder, hübsche Kostüme und gute Schauspieler wettgemacht oder kaschiert werden, doch ein Roman muss allein durch Handlung und Sprachstil seine Leser überzeugen. Beides ist dem britischen Schriftsteller mit „Belgravia“ nicht gelungen. Es wiederholen sich vielmehr die aus der TV-Serie bestens bekannten Klischees, die Handlung ist austauschbar. Die erste Hälfte des Romans ist langatmig und mehr oder minder langweilig, in der zweiten Hälfte wird es dann etwas spannender. Kurz gesagt: Autor Julian Fellowes mag vielleicht eine gute Vorlage für eine weitere TV-Serie geschrieben haben. Doch auch wenn sich der Autor als Baron Fellowes of West Stafford und Peer des britischen Oberhauses in Geschichte und vormaligem Leben alter Londoner Adelshäusern auskennen mag: Ein wirklich guter Roman ist "Belgravia" leider nicht.