Rezension

Zwiegespalten

Oroonoko - Aphra Behn

Oroonoko
von Aphra Behn

Bewertet mit 2.5 Sternen

Oroonoko, der einzige Nachkomme seines Großvaters, eines großen Königs in Afrika und sich unter anderem durch seine besondere Schönheit, Klugheit und Gewandheit auszeichnet, ist wunschlos glücklich, steht doch die Hochzeit mit seiner geliebten Imoinda bevor.
Doch dann fällt auch das Auge seines Großvaters auf die Schönheit - und damit beginnt eine Ereignisspirale, die immer tiefer ins Unglück führt.

Ich bin zwiegespalten - und habe die Geschichte anfangs überhaupt nicht gemocht, was weniger an der Story als an der Schreibweise liegt. Es ist im Grunde genommen im Stil einer Nacherzählung gehalten, enthält keine Dialoge, keine Einblicke in die Köpfe anderer - erst später wird die Ich-Erzählerin sichtbar (bei der sich die Historiker und Literaturwissenschaftlicher nach wie vor streiten, ob die Erzählerin sich mit der Autorin deckt oder nicht). Die Geschichte an sich hat mich allerdings im Laufe der Zeit immer mehr berührt - während sie anfangs wie eine sehr klischeehafte Story wirkte, wurde die Erzählweise emotionaler, je mehr die Ich-Erzählerin ins Geschehen involviert war und ich war in der Lage, mitzuleiden.
Dann aber wurde es eine sehr traurige, süße Geschichte über Liebe, Freiheit und Menschenwürde.

Was mich störte, war teilweise rassistisches Gedankengut - "im Gegensatz zu den meisten Schwarzen, die so und so aussehen, war Oroonoko schön, nur eben schwarz" und ähnliche Sätze lasen sich, als würde die Autorin denken, dass Schönheit unter Weißen normal sei - unter Schwarzen jedoch was Besonderes. Und da waren noch mehr Passagen in der Richtung, wo dann doch die "weiße Rasse" als besser dargestellt wurde.
Ich finde, dass alle Menschen gleich sind - darum hat mich das sehr gestört.
Auch, dass Behn sich nicht an der Praxis der Sklaverei selbst gestört hat in ihrer Erzählung, fand ich falsch.

Andererseits hatte sie viele mutige und für die damalige Zeit geradezu gewagte Passagen und Meinungen in ihren Text einfließen lassen.

Man muss es einfach selbst lesen, um sich eine Meinung bilden zu können - dieses Büchlein polarisiert sehr stark.