Rezension

Zwiespältig

Wer hat Angst vor Jasper Jones? - Craig Silvey

Wer hat Angst vor Jasper Jones?
von Craig Silvey

Inhalt:

Corrigan, Australien, 1965: Eine Zeit in der Rassismus sowie soziale Ausgrenzung hoch im Kurs stehen ...

Der 13-jährige Charles Buktin ist Schulstreber und führt ein halbwegs normales Leben, bis Jasper Jones (ein gefürchteter "Mischlingsjunge") in sein Leben tritt. Jasper möchte Charlie etwas zeigen und bittet ihn um Hilfe. Natürlich stimmt Charlie zu, ohne zu ahnen wie diese Hilfe aussehen soll und wie stark dieser Freundschaftsakt sein Leben für immer verändert ...

Schreibstil:
Der Schreibstil von Silvey ist flüssig und lässt sich schnell und gut lesen, allerdings frage ich mich immer noch für wen dieses Buch geschrieben wurde. Charlie ist ich-Erzähler und für sein Alter viel zu reif, die Weltanschauung, die er wiedergibt passt einfach nicht. Dann wurde mir zu oft das Wort "Idiot" verwendet und ein zu großes Augenmerk aufs Cricket spielen - ca 70 Seiten wird ein Spiel beschrieben wobei es total egal ist wie es ausgeht und auch das Glossar am Ende des Buches interessiert wenig. In diesem Buch wurden zwar auch kritische Themen behandelt, aber diese dann zu extrem (Gewalt) für ein Jugendbuch oder zu oberflächlich (rassistische Ausbrüche, Mißhandlungen, bösartige Gerüchte alles blieb ohne folgen).

Charaktere:
Charlie ist viel zu reif für sein Alter. Er ist auf eine Art typisch Tenn (Verhalten gegenüber Mädchen), andererseits sind seine Ansichten viel zu Erwachsen, zu verkopft, das wirkte überhaupt nicht und so konnte ich ihn das ganze Buch über nicht greifen.

Jasper, der mir das ganze Buch über fremd blieb ist ein Charakter, den ich mir anhand des Buchtitels und des Klappentextes ganz anders vorgestellt habe. Warum sollte man Angst vor ihm haben, wenn ihn alle Mädels heimlich vergöttern? Ich erfahre zu wenig über ihn - dafür mehr über Cricket - als das ich ihn beschreiben oder etwas aufbauen könnte.

Jeffrey ist der Freund und Nachbar von Charlie. Ich habe die ganze Zeit überlegt ob es in Australien üblich ist, seinen Kumpel als Idiot zu betiteln. Anscheinend ist dies so: Denn Charlie und Jeffrey machen fast nichts anderes wenn sie zusammen sind ... Du bist ein Idiot ... Nein du bist ein Idiot ... Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde :?

Eliza und Laura Wishart waren die unstimmigsten Personen. Laura ist tot - dies wird so oft im Buch erwähnt, dass ich kurz davor war es in die Nachbarschaft herauszubrüllen: "Ja weiß ich, habe ich bereits auf mehreren Seiten gelesen und auch wo sie gefunden wurde und wie und ... " nervig! Eliza, die den Tod ihrer Schwester gut zu verkraften scheint, würde ich eher in eine Psychotherapie stecken als sie ganz normal bei ihren Eltern wohnen zu lassen, aber vielleicht ist das so in den 1960er Jahren in einer Kleinstadt ...

Cover:
Das Cover finde ich interessant, es zeigt einen Jungen im Schatten, wovor versteckt er sich?! Leider finde ich den Titel wenig passend.

Fazit:
Ein Jugendbuch, welches keines ist! Zeitweise ist es zu detailiert (Schilderungen von Misshandlungen), zu oberflächlich (Gewalttaten ohne Strafe) und zu langweilig (Banalitäten ohne Sinn für die Geschichte). Wer einen Lückenfüller sucht, der sich gut lesen lässt sowie an Cricket interessiert ist, der ist mit "Wer hat Angst vor Jasper Jones" gut bedient. Wer auf eine spannende Geschichte wartet wird bitter enttäuscht. Ich vergebe 3 Sterne für Jasper Jones, da mir der flüssige Schreibstil eine schöne Lesezeit beschert hat und Teile der Geschichte zum Nachdenken anregen.