Rezension

Zwischen Bodyshaming und Bodypositivity liegt ein ganzes Spektrum

Henriette lächelt -

Henriette lächelt
von Andrea Heinisch

Bewertet mit 3 Sternen

Ich weiß gar nicht so richtig, was ich von diesem Buch halten soll. Der Leser Blick tief in der Leben und die Gedankenwelt von Henriette hinein, die permanent zwischen exzessiver Fresssucht und dem Wunsch anzunehmen schwankt. Es ist eine Reis ein den Alltag, in episodenhafte Ausschnitte eines Lebens. Und wie alle sucht Henriette nach dem Sinn ihrer Existenz, und ein bisschen auch nach Liebe.

Zum Inhalt: Henriette wiegt 190 Kilo und hat schon länger das Haus nicht verlassen. Ihr Leben spielt sich in ihrer Wohnung und vor ihrem Laptop hat. Meistens leistet ihr ihre Mutter Gesellschaft, Freunde hat Henriette schon lange nicht mehr. Und in Henriette ist eine Leere, ein Hunger, den es permanent zu befriedigen gilt. Doch was, wenn Essen diese Leere nicht mehr füllen kann?

Am Anfang ist die Fülle dessen, was Henriette Tag für Tag in sich hineinstopft, wirklich schockierend. Da wird einem beim lesen schon ganz anders. Aber schlimmer ist eigentlich, welche Auswirkungen das mental auf Henriette hat und welche Einschränkungen es für ihr Leben bedeutet. Besonders anfangs wirkt Henriette isoliert, den unermüdlichen Spitzen ihrer Mutter ausgesetzt, sodass sie mir fast schon leidtat. 

Es gibt nicht das eine Schlüsselereignis in Henriettes Leben, viel mehr ist es die Summe der Bekanntschaften, die sie macht, die sie langsam ihr Leben ändern lässt, ohne dass es Henriette so direkt klar wird. Die charakterliche Entwicklung ist unverkennbar, Henriette wird offener, geht wieder mehr vor die Tür, schließt Bekanntschaften. 

Durch die kurzen Kapitel, die teils interessante Überschriften haben, lässt sich das Buch leicht und schnell lesen. Da die Geschichte aber insgesamt sehr episodenhaft erzählt wird, hängen die Kapitel nicht immer unmittelbar zusammen, sodass es sein kann, dass auch mal ein völliger Themenwechsel stattfindet. Das hat zwar den Lesefluss nicht direkt gestört, war aber manchmal überraschend. 

A m Ende bleibt ein bisschen Resignation über und ich weiß nicht so recht, was ich von Henriette und ihrem Selbstbild halten sollte. Die Art wie hier über Essen geschrieben wurde, war schon eher abschreckend. Trotzdem bleibt die Botschaft, dass die Zahl auf der Waage nicht alles ist.