Rezension

Zwischen Freundschaft und Wahnsinn liegt nur ein Hauch

Eric: Thriller - Marco Monetha

Eric: Thriller
von Marco Monetha

Bewertet mit 5 Sternen

Bad Bederkesa: Der elfjährige Eric leidet unter schweren Demütigungen und dem grausamen Missbrauch durch den Stiefvater. Eines Tages läuft Eric in seiner akuten Not von zuhause weg und trifft auf den Nachbarn Buck. Buck ist entsetzt über die Schilderungen des Jungen und er kann es nicht ertragen, diese junge Seele so zutiefst verletzt zu sehen. Wut und Zorn steigen in Buck auf und so fragt er Eric bald:

„Sag mir, kleiner Mann. Wie weit würdest du gehen, um diesen Kerl loszuwerden?“ (Zitat)

Erics Antwort ist eindeutig. So eindeutig, dass Buck sofort und im Sinne des Jungen handeln muss. Doch er tut es nicht allein, sondern er bindet den Elfjährigen mit ein und besiegelt so eine lebenslange Verbindung.

Von nun an verbindet die beiden eine bedingungslose Freundschaft. Eine Freundschaft in totalitärer Loyalität zueinander. Sie teilen von nun an ein dunkles Geheimnis, sind ein Team und sie beschützen sich gegenseitig bedingungslos.

Viele Jahre später findet Eric seine Mutter Susanne auf bestialischste Weise ermordet auf. Eric, Geschäftsinhaber einer Sicherheitsfirma, ist sich sicher den Täter zu kennen. Bucks und Erics Freundschaft wird dadurch auf eine harte Probe gestellt und ein hochspannendes, psychologisches Spiel beginnt.

Der Autor:

Marco Monetha, geboren 1975 in Bottrop und aufgewachsen in Bad Bederkesa, lebt in der Nähe von Bremerhaven. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Als gelernter Erzieher war er viele Jahre in einem Jugendwohnheim tätig. Er arbeitet als Koordinator für  Flüchtlingsangelegenheiten und Freiwilligenarbeit beim Magistrat der Stadt Bremerhaven.

Reflektionen:

Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich niemals angenommen, dass „Eric“ ein Erstlingswerk sein könnte. Autor Marco Monetha hat mich mit seinem Debüt-Thriller eiskalt erwischt und mir viele spannenden Lesestunden geschenkt.

Marco Monethas Schreibstil und sein Ausdruck sowie seine Wortwahl war für mich ein Lesegenuss.

Er schreibt klar und geradeheraus, unverblümt und erschreckend ehrlich, und Umgangssprachliches setzt er maßvoll ein. Dieser flüssige Stil trieb mich sehr rasant durch die Seiten.

Mir fehlte absolut nichts. Ich war bestens mit Hochspannung, interessanten und feingliedrig ausgearbeiteten, lebendigen Charakteren, einer psychologisch perfekt durchdachten Story und mit überraschenden Wendungen versorgt.

Eiskalt erwischt hat mich Marco Monetha, in dem er mit seinem Werk stets an meiner persönlichen Grenze aushaltbarer Grausamkeit entlang balancierte. Glücklicherweise wurde diese Grenze nicht überschritten, manchmal drohte jedoch der Übertritt, da die zahlreichen, äußerst brutalen Geschehnisse leicht an meinem wohlwollenden Thriller-Lesergemüt zerrten.

Marco Monethas Feder kreierte zwar eine von Brutalität strotzende, blutige und nervenaufreibende psychologische Story, doch auch hier wurde die Linie bis zur  Vulgarität maßvoll und geschickt von ihm umgangen. Wer „Eric“ lesen möchte, sollte sich auf Einiges vorbereiten und kein taktvolles umschreiben bestialischer Morde erwarten.

Die Darstellung der besonderen Freundschaft zwischen Eric und Buck ist durch die Perspektivwechsel von Gegenwart und Vergangenheit nachvollziehbar und verständlich geschrieben, und gelungen. Beide Lebensläufe haben mich sehr tief berührt und mich fassungslos lesen lassen, denn die Authentizität dieser persönlichen Geschichten lässt sicher niemanden kalt.

Neben Eric und Buck trifft man in dieser Geschichte weitere Figuren an, die ebenfalls mit interessanten Lebensgeschichten aufwarten. Manche Figur belebt einen Nebenschauplatz, doch bis zum Ende dieses Thrillers, konnte ich als Leser nicht erkennen, welche Figur die kränkste Seele besitzt und Erics Mutter und viele andere Frauen tötete. Die polizeilichen Ermittlungen, die realistisch erzählt sind, machen in dieser Handlung einen geringeren Anteil aus.

Die Geschichten aller Protagonisten greifen harmonisch, wie sich drehende Zahnräder, ineinander und so habe ich einen interessanten, außergewöhnlichen, niemals vorhersehbaren und sehr spannenden Thriller genossen.

Fazit und Bewertung:

Mein Respekt für dieses gelungene Debüt. Ich empfehle „Eric“ jedem Thriller-Fan, der gern an der Grenze des Aushaltbaren entlang liest.