Rezension

Zwischen Hoffnung und Sehnsucht. Eine tragische Liebe in den Wirren des Zweiten Weltkrieges.

Das Geheimnis der schwedischen Briefe - Tanja Bern

Das Geheimnis der schwedischen Briefe
von Tanja Bern

Zwischen Hoffnung und Sehnsucht. Eine tragische Liebe in den Wirren des Zweiten Weltkrieges.

„Du musst Curt finden und ihm einen Brief von mir geben, den ich vor sechzig Jahren geschrieben, aber niemals abgeschickt habe. Wirst du das für mich tun?“

Johanna Arndt ist eine warmherzige und liebevolle Frau über neunzig, der es gesundheitlich nicht gut geht und die sich mit dieser eindringlichen Bitte an ihre Enkeltochter wendet. Es ist ihr ein großes Anliegen, endlich jemandem die Wahrheit zu offenbaren. Und so erzählt die alte Dame ihrer Enkelin Emilia die Geschichte ihres Lebens. Sie taucht tief in die Vergangenheit ein und kehrt gedanklich mit der jungen Frau an der Seite ins Jahr 1945, zurück. Johanna lebte damals mit ihrer Mutter und ihrer Schwester auf einem kleinen, idyllischen Hof in Pommern, nahe der Stadt Pyritz, der Vater und die Brüder kämpften an der Front. Während die Rote Armee immer weiter vorrückte und die drei Frauen sich vergeblich um eine Abreisebescheinigung bei der Deutschen Wehrmacht bemühen, entdeckt Johanna am Waldrand den verletzten deutschen Soldaten Curt Ehlert. Sie rettet ihm das Leben, und trotz seiner Verwundung beschützt er Johanna und ihre Familie, versucht, sie in Sicherheit zu bringen. Dieses Unterfangen gestaltet sich als lebensgefährlich, da nicht nur die immer rascher vorrückenden russischen Soldaten, sondern auch der eisig kalte Winter ihre Flucht zu einem Kampf auf Leben und Tod machen.

Tanja Bern erzählt die Lebensgeschichte einer mutigen jungen Frau, die mitten in den Wirren des Zweiten Weltkrieges ihr Herz verschenkte. In wunderschönem Schreibstil und in äußerst einfühlsamen Worten beschreibt sie die Schrecken des Krieges, beleuchtet das Leben aus der Sicht eines Soldaten, aber auch die Schwierigkeiten, mit denen die Landbevölkerung konfrontiert war. Kälte, Hunger, Angst und schreckliche Verluste beherrschen die Menschen, und sowohl das Zuhause, als auch geliebte Angehörige zu verlieren, bringt sie an die Grenzen des Erträglichen. Die Autorin zeichnet ein sehr lebhaftes Bild dieser Zeit und schildert die Hoffnung der Bevölkerung auf ein baldiges Ende dieses Krieges. Sowohl die Protagonisten dieses Buches, als auch sämtliche Nebenfiguren wurden hervorragend charakterisiert, sie zeugten von großer Authentizität und haben mich emotional sehr stark in die Handlung einbezogen. Johanna wird als sehr starke Persönlichkeit dargestellt, die trotz schrecklicher Schicksalsschläge niemals der Mut verlässt, die Hoffnung nie aufgibt. Der Wehrmachtssoldat Curt trug als männlicher Gegenpart eine Menge zum Kampfgeist der jungen Frau bei, in die er sich nach kurzer Zeit verliebte.

Die Handlung wird in zwei Zeitebenen erzählt, wobei die Ereignisse der Gegenwart mit Emilia Arndt als Protagonistin stets mit jener im Jahr 1945 und Johanna in der Hauptrolle wechselt. Obgleich mich die Ereignisse in der Zeit des Zweiten Weltkrieges tief betroffen machten und unglaublich berührten, vermochte ich mich auch dem Zauber der Gegenwart nicht zu entziehen, nachdem Emilia sich entschlossen hatte, nach Schweden zu reisen. Auch hier hat die Autorin eine wunderschöne Geschichte ersonnen, die mein Herz berührte.

Fazit: „Das Geheimnis der schwedischen Briefe“ stellte ein überwältigendes Lesehighlight für mich dar. Es war eine Lektüre, die betroffen macht, den Leser dermaßen fesselt, dass man das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen kann. Man leidet, hofft und weint mit der Protagonistin, versinkt in die bittersüße Geschichte einer lebenslangen großen Liebe und darf im zweiten Handlungsstrang auch die Geschicke der liebenswerten Enkeltochter Emilia miterleben.

Fünf Bewertungssterne für diesen außergewöhnlichen Roman und eine uneingeschränkte Leseempfehlung!