Buch

Nie sollst du vergessen - Elizabeth George

Nie sollst du vergessen

von Elizabeth George

Maida Vale LondonDicke sind toll. Dicke sind toll. Dicke sind toll, toll, toll.Katie Waddington begleitete ihren schwerfälligen Schritt mit dem gewohntenMantra, während sie den Bürgersteig entlang zu ihrem Wagen ging. Siesprach die Worte nicht laut, sondern sagte sie sich in Gedanken vor,weniger deshalb, weil sie allein war und fürchtete, für verrückt gehaltenzu werden, sondern vor allem, weil lautes Sprechen ihre strapazierteLunge zusätzlich angestrengt hätte. Und die hatte schon Mühe genug,durchzuhalten. Genau wie ihr Herz, das, ihrem stets dozierenden Hausarztzufolge, nicht dazu geschaffen war, Blut durch Arterien zu pumpen,die durch Fettablagerungen stetig enger wurden.Wenn er sie betrachtete, sah er Fettwülste; Brüste, die wie Säcke vonihren Schultern herabhingen; statt eines Bauchs schlaff wabbelndeMassen, die ihre Scham verdeckten; von Cellulite gewellte Haut. Sieschleppte so viel Fett mit sich herum, dass sie ein ganzes Jahr vonihren Reserven hätte zehren können, ohne einen Bissen zu essen, undwenn dem Arzt zu glauben war, begann das Fett, die lebenswichtigenOrgane anzugreifen. Wenn sie nicht bald anfinge, sich bei Tisch zubremsen, erklärte er bei jedem ihrer Besuche, würde sie nicht mehrlange leben.»Herzversagen oder ein Schlaganfall, Kathleen«, pflegte er kopfschüttelndzu sagen. »Sie können es sich aussuchen. Bei Ihrem Zustand müssenSie unbedingt etwas tun, und dazu gehört vor allem, dass Sie sichnicht ständig Essen in den Mund schieben, das sich sofort in Fettgewebeverwandelt. Verstehen Sie?«Natürlich, wie sollte sie nicht verstehen? Es war schließlich ihr Körper,über den sie hier sprachen, und man konnte nicht aussehen wie einNilpferd im Schneiderkostüm, ohne das gelegentlich zu bemerken, wennman an einem Spiegel vorüberkam.Tatsache war jedoch, dass der Arzt der Einzige in Katies Bekannten-und Familienkreis war, dem es schwer fiel, sie als die Dicke zu akzeptieren,die sie schon seit ihrer Kindheit war. Und da die Menschen, die fürsie zählten, sie so nahmen, wie sie war, trieb nichts sie an, denvom Arzt immer wieder empfohlenen Kampf gegen die achtzig Kilo Übergewichtaufzunehmen.Wenn je Zweifel sie plagten, ob sie in einer Gesellschaft, in der dieKörper immer glatter, straffer und durchtrainierter wurden, einenPlatz hatte, so wurden diese gewöhnlich von ihren Eros-Action-Gruppen,die montags, mittwochs und freitags von neunzehn bis zweiundzwanzigUhr zusammenzukommen pflegten, umgehend beseitigt. In diesen Gruppenversammelte sich die sexuell gestörte Bevölkerung Groß-Londons aufder Suche nach Trost und Problemlösungen. Unter der Leitung von KatieWaddington - die sich das Studium der menschlichen Sexualität zurLeidenschaft gemacht hatte - wurde die Libido der Gruppenteilnehmerunter die Lupe genommen; Erotomanie und -phobie wurden seziert; Frigidität,Nymphomanie, Satyriasis, Transvestismus und Fetischismus gebeichtet;erotische Fantasien gefördert; die sinnliche Vorstellungskraft stimuliert.Ihre Klienten überschütteten sie mit Dankbarkeit. »Du hast unsere Ehegerettet«, hieß es häufig, oder: »mein Leben«, »meinen Verstand«,»meine Karriere«.Sex ist Kommerz, lautete Katies Motto, und zum Beweis der Richtigkeitihrer These konnte sie beinahe zwanzig Jahre Erfahrung mit etwa sechstausendzufriedenen Klienten und eine lange Warteliste vorweisen.Kein Wunder, dass sie an diesem Abend nach der Gruppe recht beschwingtzu ihrem Wagen ging, nicht gerade ekstatisch, aber doch sehr zufriedenmit sich. Sie selbst hatte zwar noch nie einen Orgasmus gehabt, aberdas brauchte ja niemand zu wissen; Hauptsache, es gelang ihr, anderenzu diesem Glückserlebnis zu verhelfen. Denn die Leute wollten dochalle das Gleiche: sexuelle Befriedigung auf Kommando und ohne Schuldgefühle.Und wer zeigte ihnen den Weg dorthin? Eine Dicke.Wer befreite sie von der Scham über ihre Lust? Eine Dicke.Wer zeigte ihnen die Tricks von der Stimulation der erogenen Zonenbis zum Simulieren von Leidenschaft, um Leidenschaft neu anzufachen?Eine unförmige Dicke aus Canterbury.Das war wichtiger, als Kalorien zu zählen. Wenn Katie Waddington dazubestimmt war, als Dicke zu sterben, dann würde sie eben als Dickesterben.Es war ein kühler Abend, genauso, wie sie es mochte. Nach einem glühendenSommer war endlich der Herbst in die Stadt eingezogen, und währendsie sich mit ihrem watschelnden Gang durch die Dunkelheit bewegte,dachte sie wie stets an diesen Abenden an die Glanzpunkte der vergangenenGruppensitzung zurück.Tränen, ja, Tränen gab es immer, ebenso Händeringen, schamhaftes Erröten,Stottern und Schwitzen. Aber es gab auch jedes Mal einen besonderenMoment, einen Moment des Durchbruchs, der es wert war, sich stundenlangimmer wieder dieselben alten Geschichten anzuhören.Heute Abend hatten ihr Felix und Dolores (Nachnamen taten nichts zurSache) diesen Moment beschert. Sie waren in die Gruppe gekommen, weilsie, wie sie es ausgedrückt hatten, »den Zauber« in ihrer Ehe wiederfinden wollten, nachdem jeder von ihnen zwei Jahre - und zwanzigtausendPfund - darauf verwendet hatte, seine ganz persönlichen sexuellenBedürfnisse zu erforschen. Felix hatte längst eingestanden, dass erdie Befriedigung außerhalb der Ehe suchte, und Dolores hatte bekannt,dass sie ihren Vibrator und ein Bild Laurence Oliviers als Heathcliffweit erregender fand als die Umarmungen ihres Ehemanns. An diesemAbend jedoch waren Felix' laute Überlegungen darüber, warum der Anblickvon Dolores' nacktem Gesäß Gedanken an seine alte Mutter weckte, dreiälteren Frauen in der Gruppe zu viel geworden. Sie hatten ihn so heftigangegriffen, dass Dolores selbst leidenschaftlich für ihn in die Breschegesprungen war und mit ihren selbstlosen Tränen allem Anschein nachseine Aversion gegen ihren Hintern fortgespült hatte. Die beiden warensich in die Arme gesunken und hatten nicht mehr voneinander gelassenbis zum Ende der Sitzung, als sie in schöner Einmütigkeit gejubelthatten: »Du hast unsere Ehe gerettet!«Katie war sich bewusst, dass sie nicht mehr getan hatte, als ihnenein Forum zu bieten. Aber es gab eben genügend Leute, die gar nichtmehr wollten als eine Gelegenheit, sich selbst oder ihren Partnerin der Öffentlichkeit zu demütigen und so eine Situation zu schaffen,die es dem Partner letztlich ermöglichte, zu retten oder gerettetzu werden.Das Geschäft mit den sexuellen Nöten der Briten war eine echte Goldgrube.Katie fand es ausgesprochen clever von sich, dass sie auf diese Marktlückegestoßen war.Sie gähnte herzhaft und bemerkte dabei das laute Knurren ihres Magens.Nach einem Tag und einem Abend harter Arbeit hatte sie ein üppigesMahl und danach ein paar Stunden Faulenzen vor dem Fernsehgerät alsBelohnung redlich verdient. Die alten Filme mit ihrer romantischenSchönfärberei waren ihr die liebsten. Eine Abblende im entscheidendenMoment wirkte auf sie weit erregender als Nahaufnahmen gewisser Körperteileund ein Soundtrack, der nur aus Keuchen und Stöhnen bestand. HeuteAbend würde sie sich Es geschah in einer Nacht gönnen: Clark und Claudetteund die prickelnde Spannung zwischen den beiden.Das ist genau das, was in den meisten Beziehungen fehlt, dachte siebestimmt zum tausendsten Mal in diesem Monat. Die erotische Spannung.Zwischen Männern und Frauen bleibt nichts mehr der Fantasie überlassen.Wir leben in einer Welt, die alles weiß, alles sagt und alles fotografiert;in der es keine Erwartungsfreude und keine Geheimnisse mehr gibt.Aber darüber durfte sie sich am allerwenigsten beklagen. An diesemZustand der Welt verdiente sie; und mochte sie noch so dick sein,die Leute dachten nicht daran, sich über sie lustig zu machen, wennsie sahen, in welchem Haus sie lebte, welche Kleider sie trug, welchenSchmuck sie sich kaufte, welches Auto sie fuhr.Das besagte Auto stand gleich drüben auf der anderen Straßenseite,auf einem Privatparkplatz um die Ecke der Klinik, in der sie ihreTage verbrachte. Sie war sich, als sie am Bordstein stehen blieb,bewusst, dass sie schwerer atmete als gewöhnlich. Mit einer Hand stütztesie sich an einen Laternenpfahl, während ihr Herz sich pflichtschuldigabrackerte.Vielleicht sollte sie doch einmal über die Diät nachdenken, die derArzt ihr vorgeschlagen hatte. Aber sogleich verwarf sie den Gedankenwieder. Was blieb denn noch vom Leben, wenn man sich jeden Genussversagte?Ein leichter Wind kam auf. Er blies ihr das Haar aus dem Gesicht undkühlte ihren Nacken. Nur einen Moment verschnaufen. Sobald sie wiederzu Atem gekommen war, würde sie topfit sein wie immer.Sie horchte in die Stille, die sie umgab. Das Viertel hier war teilsWohn-, teils Gewerbegebiet, die meisten Geschäfte waren längst geschlossen,und vor den Fenstern der Wohnungen in den Mietshäusern waren die Jalousienheruntergelassen.Merkwürdig, dachte sie. Ihr war nie aufgefallen, wie still und leerdie Straßen hier nach Einbruch der Dunkelheit waren. Sie sah sichum. In so einer Gegend konnte alles geschehen - Gutes oder Böses -,und Zeugen gäbe es hier sicher nur zufällig. Sie fröstelte. Besser nicht hier herumstehen.Sie trat vom Bürgersteig auf die Fahrbahn und schickte sich an, siezu überqueren.Das Auto am Ende der Straße nahm sie erst wahr, als seine Scheinwerferaufflammten und sie blendeten. Donnernd wie ein galoppierender Stierraste es auf sie zu.Sie wollte laufen, aber der Wagen war schon da. Sie war zu dick, umihm auszuweichen.Gideon16. AugustZunächst einmal möchte ich ausdrücklich sagen, dass ich dieses Unternehmenfür reine Zeitverschwendung halte, und gerade Zeit habe ich, wie ichIhnen gestern zu erklären versuchte, überhaupt keine übrig. Wenn Sievon mir Vertrauen in diese Prozedur erwarten, hätten Sie mir vielleichtkurz erläutern sollen, auf welche Grundlagen und Erfahrungswerte Siesich bei Ihrer so genannten »Behandlung« stützen. Wieso spielt eseine Rolle, welches Papier ich benutze? Oder welches Heft. WelchenFüller oder Stift. Und wieso ist es von Bedeutung, wo ich dieser unsinnigenSchreiberei nachgehe, die Sie mir aufgebürdet haben? Genügt Ihnennicht die schlichte Tatsache, dass ich dem Experiment zugestimmt habe?Nein, lassen Sie nur. Sie brauchen nicht zu antworten. Ich weiß bereits,wie Ihre Antwort ausfallen würde: Woher kommt diese Wut, Gideon? Wasverbirgt sich darunter? Woran erinnern Sie sich?An nichts. Verstehen Sie denn nicht? Ich erinnere mich an gar nichts.Darum bin ich ja hier.An nichts?, sagen Sie. An gar nichts? Ist das wirklich wahr? Immerhinerinnern Sie sich Ihres Namens. Und ganz offensichtlich kennen Sieauch Ihren Vater und wissen, wo Sie wohnen und womit Sie sich IhrenLebensunterhalt verdienen. Und Sie kennen Ihre nächsten Bezugspersonen.Wenn Sie also »nichts« antworten, so wollen Sie mir damit wohl sagen,dass Sie sich -- dass ich mich an nichts erinnere, was mir wichtig ist. Gut. Ich sprechees aus. Ich erinnere mich an nichts, was für mich von Bedeutung ist.Wollen Sie das hören? Und wollen wir beide uns nun mit dem hässlichenkleinen Charakterzug beschäftigen, den ich mit dieser Erklärung offenbare?Aber anstatt mir diese beiden Fragen zu beantworten, erklären Sie mir,dass wir zunächst einmal alles aufschreiben werden, woran wir unserinnern - ob es nun von Bedeutung ist oder nicht. Nur - wenn Sie»wir« sagen, meinen Sie in Wirklichkeit, dass ich zunächst einmalschreiben werde; und ich werde natürlich schreiben, woran ich micherinnere. Denn, wie Sie es in Ihrem neutralen und unangreifbaren Psychiatertonso kurz und prägnant ausdrückten: »Unsere Erinnerungen sind häufigder Schlüssel zu dem, was wir einmal vorzogen zu vergessen.«Ich denke, das Wort »vorziehen« haben Sie ganz bewusst gebraucht. Siewollten mich zu einer Reaktion herausfordern. Ich sollte mir wohldenken, na, der werde ich's zeigen. Dieser Person werde ich zeigen,woran ich mich erinnern kann.Wie alt sind Sie überhaupt, Dr. Rose? Sie sagen dreißig, aber das glaubeich Ihnen nicht. Sie sind nicht einmal so alt wie ich, vermute ich,und was schlimmer ist, Sie sehen aus wie eine Zwölfjährige. Wie sollich zu Ihnen Vertrauen haben? Glauben Sie im Ernst, Sie könnten IhrenVater ersetzen? Denn zu ihm wollte ich eigentlich. Sagte ich Ihnendas bei unserem ersten Zusammentreffen? Wohl eher nicht. Ich hattezu viel Mitleid mit Ihnen. Der einzige Grund übrigens, warum ich zubleiben beschloss, als ich in die Praxis kam und Sie an seiner Stellesah: Sie wirkten so rührend, wie Sie da saßen, ganz in Schwarz, alsmeinten Sie, dadurch könnten Sie den Eindruck erwecken, kompetentgenug zu sein, um mit den seelischen Krisen anderer Menschen umzugehen.Seelisch? Sie jagen diesem Wort hinterher, als wäre es ein anfahrenderZug. Sie haben also beschlossen, den Befund des Neurologen zu akzeptieren?Sie sind damit zufrieden? Sie brauchen keine weiteren Untersuchungen,um sich überzeugen zu lassen? Das ist sehr gut, Gideon. Das ist ein großer Schritt vorwärts. Es wirdunsere Zusammenarbeit erleichtern, wenn Sie - so schwer es auch fällt- zu akzeptieren bereit sind, dass es für das, was Sie gegenwärtigdurchmachen, keine physiologische Erklärung gibt.Es ist angenehm, Ihnen zuzuhören, Dr. Rose. Eine Stimme wie Samt. Ichhätte gleich, als Sie das erste Mal den Mund aufmachten, kehrtmachenund wieder gehen sollen. Ich tat es nicht, weil Sie mich mit diesemQuatsch, dieser Bemerkung: »Ich trage Schwarz, weil mein Mann vorkurzem gestorben ist«, sehr geschickt manipulierten und zu bleibenbewogen. Sie legten es darauf an, mein Mitgefühl zu wecken, nichtwahr? Stellen Sie eine Verbindung zu dem Patienten her, hat man Siegelehrt. Gewinnen Sie sein Vertrauen, damit er beeinflussbar ist.Wo ist Dr. Rose?, frage ich beim Eintritt in das Sprechzimmer. Sie sagen: Ich bin Dr. Rose. Dr. Alison Rose. Vielleicht haben Siemeinen Vater erwartet? Er hat vor acht Monaten einen Schlaganfallerlitten und befindet sich jetzt in der Rekonvaleszenz, aber es wirdnoch eine Weile dauern, bevor er wieder hergestellt ist, darum kanner im Moment keine Patienten sehen. Ich habe seine Praxis übernommen.Und Sie plaudern munter drauflos: Wie es zu Ihrer Rückkehr nach Londonkam; wie sehr Sie Boston vermissen; dass es dennoch so das Beste sei,weil die Erinnerungen dort zu schmerzlich gewesen seien. Die Erinnerungenan ihn, Ihren Ehemann. Sie gehen sogar so weit, seinen Namen zu nennen:Tim Freeman. Und seine Krankheit: Darmkrebs. Und Sie sagen mir, welchesAlter er hatte, als er starb: siebenunddreißig Jahre. Sie berichten,dass Sie den Gedanken an Kinder zunächst auf Eis gelegt hatten, weilSie bei Ihrer Heirat noch studierten, und dass später, als es Zeitwurde, an Nachwuchs zu denken, für ein Kind kein Platz mehr war, daSie beide, er und Sie, um sein Leben kämpften.Sie taten mir Leid, Dr. Rose, und darum blieb ich. Das Resultat ist,dass ich jetzt hier an meinem Fenster mit Blick auf den Chalcot Squaresitze und schreibe. Ich schreibe, wie Sie mir geraten haben, mit Kugelschreiber,damit ich nicht radieren kann. Ich schreibe in ein Ringbuch, damitich jederzeit Ergänzungen einschieben kann, sollte mir wunderbarerweiseirgendwann später etwas Entscheidendes einfallen. Nur das, was ichtun sollte, was die ganze Welt von mir erwartet, das tue ich nicht:nämlich Seite an Seite mit Raphael Robson dieses infernalische, allgegenwärtigeNichts zwischen den Tönen aufheben. Raphael Robson?, höre ich Sie fragen. Erzählen Sie mir von RaphaelRobson.Ich habe heute Morgen meinen Kaffee mit Milch getrunken, und dafürbezahle ich jetzt, Dr. Rose. Mein Magen brennt wie Feuer, und dieFlammen kriechen in meine Eingeweide. Eigentlich steigt Feuer ja auf,aber nicht das Feuer in meinem Inneren. Da geschieht genau das Gegenteil,und die Schmerzen sind immer die gleichen. Gemeine Blähungen, teiltmir mein Arzt in einem Ton mit, als gäbe er mir den medizinischenSegen. Dieser Scharlatan! Ein viertklassiger Kurpfuscher ist er. Inmeinen Eingeweiden wuchert etwas Böses, das mich von innen auffrisst,und er spricht von Winden.Erzählen Sie mir etwas von Raphael Robson, wiederholen Sie.Warum?, frage ich. Warum soll ich von Raphael erzählen?Weil er ein Anfang ist. Ihr Unterbewusstsein liefert Ihnen einen Anfang,Gideon. So läuft dieser Prozess.Aber Raphael ist nicht der Anfang, widerspreche ich. Der Anfang liegtfünfundzwanzig Jahre zurück in einem Peabody-Haus, einem Seniorenstift,am Kensington Square.17. AugustDort lebte ich damals. Nicht in einem der Peabody-Häuser, sondern imHaus meiner Großeltern auf der Südseite des Platzes. Die Peabody-Häusersind schon lange verschwunden. Bei meinem letzten Besuch in der Gegendfand ich an ihrer Stelle zwei Restaurants und eine Boutique. Aberich erinnere mich gut an diese Häuser, und ich erinnere mich auch,wie geschickt mein Vater sie einflocht, als er die Gideon-Legendespann.

Weitere Infos

Art:
eBook
Sprache:
deutsch
Umfang:
928 Seiten
ISBN:
9783894807207
Erschienen:
Juli 2002
Verlag:
E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
Übersetzer:
Mechtild Sandberg-Ciletti
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