Buch

Der Picassomörder. Huntinger und das Geheimnis des Bösen - Heinz-Joachim Simon

Der Picassomörder. Huntinger und das Geheimnis des Bösen

von Heinz-Joachim Simon

Leseprobe aus Kapitel 1:

Berlin, im April 2010. Kommissar Huntinger ermittelt in Berlin.

Ein seltsamer Ort für eine Leiche. Hauptkommissar Charles Huntinger stand etwas ratlos vor der Toten in der Neuen Nationalgalerie in Berlin. Die Picassoausstellung war das Kunstereignis des Jahres. Besucherrekord. Doch jetzt, am frühen Morgen, war die Galerie noch leer. Draußen drängten sich die Besucher bereits in einer endlosen Menschenschlange. Sie würden noch eine Weile warten müssen, ehe die Galerie aufmachte. "Der Täter hat eines der besten Blätter von Picasso mitgenommen", stöhnte Schwiebel, der Museumsdirektor. Ein kleiner, übergewichtiger Mann mit Stirnglatze. Ängstliche Augen. Schweiß auf der Stirn. "Wie lange ist sie schon tot?", fragte Huntinger den Pathologen Wurmser, mit dem er sich jeden Freitagabend zu einer Schachpartie in seiner Wohnung am Gendarmenmarkt zusammensetzte. Teuerste Lage in Berlin. Geerbt. Man musste nur die richtigen Großeltern haben. Wurmser drehte die Tote, nachdem der Fotograf die Leiche aufgenommen hatte, vorsichtig um. "Nach der Körpertemperatur zu urteilen, seit einer Stunde. Was für eine grässliche Wunde!", stöhnte Wurmser. Zerknautschtes Uhugesicht. Dicke Brillengläser, die die Augen vergrößerten. "Hast du so etwas schon mal gesehen?" Er wies auf die große Wunde im Unterleib. Um die Leiche hatte sich eine Blutlache gebildet, die bereits festtrocknete. Eine Wunde, so rot und rund wie die Farbkleckse auf den Gemälden von Miró. Scheißvergleich, dachte Huntinger. Dies hier war die Picassoausstellung. Nachdenklich holte er seine Pfeife heraus und steckte sie kalt in den Mund. Die Verletzung war zu groß, um von einem Messer zu stammen. Als hätte man ihr einen Pfahl in den Leib gerammt. Der Museumsdirektor räusperte sich unbeholfen. "Hier ist Rauch …" Huntinger winkte ab. "Die Pfeife ist doch kalt." "So etwas habe ich bisher nur bei Leichen nach einem Verkehrsunfall gesehen", erläuterte Wurmser kopfschüttelnd. "Ein Auto ist hier wohl kaum durchgerast", erwiderte Mäusel in ihrer luschen Art. Huntingers Mitarbeiterin war trotz ihrer Jugend bereits Kommissarin. Rotzfrech, aber ein prima Kerl. Huntinger saugte an seiner Pfeife und sah auf die leere Stelle, wo der Picasso gehangen hatte. "Diese Frau war also Ihre Mitarbeiterin?", fragte er den Museumsdirektor. "Ja. Frau Dennecke war meine Stellvertreterin. Sie war immer die erste hier im Museum. Sehr tüchtig." Ein Rubenstyp, dachte Huntinger. Sehr weibliche Ausstrahlung. Sie war eine attraktive Frau gewesen, obwohl sie die Vierzig bereits überschritten haben mochte. "Sehen Sie hier", sagte die Mäusel und ging in die Knie. […] Mäusel wies auf seltsame Striche in der Blutlache neben dem Kopf der Leiche. "Sieht aus wie ein Ziegenbock." "Hm", brummte Huntinger. "Was für ein Bild fehlt denn?" Er sah hoch auf die Wand, an der endlos viele Zeichnungen von Picasso hingen. Alle zeigten einen Menschen mit Stierkopf, der über üppig proportionierte Frauen herfiel oder sie umarmte oder mit ihnen wollüstig das Lager teilte. "Eines aus der Minotaurusserie. Ein besonders schönes Blatt. Es zeigt den Minotaurus mit einem Dolch. Eine Radierung aus dem Jahr 1933. Ein ähnliches Motiv hat er auch für die Zeitschrift Minotaure entworfen." "Will der Mörder uns damit etwas sagen?", fragte Otto Pressel, auch er ein Kommissar aus Huntingers Abteilung. Ein dürrer Hagestolz, der in seiner nachlässigen Kleidung immer aussah, als würde er unter den Brücken von Berlin schlafen. Nicht verheiratet. Extrem zuverlässig. Ging nur lustlos in den Feierabend. Huntinger zuckte mit den Achseln. "Schon möglich." "Aber wenn er auf das Bild scharf war, warum diese grässliche Verstümmelung? Womit hat er die Frau getötet?"

Rezensionen zu diesem Buch

Wohltuend anders

Bizarre Frauenmorde und Diebstähle wertvoller Picassobilder beschäftigen den Berliner Hauptkommissar Huntinger, mit dem der Autor Heinz-Joachim Simon ein echtes Original mit menschlichen und männlichen Stärken und Schwächen geschaffen hat. Vom Schreibstil her eher nüchtern, fiebert der Leser dennoch bis zur letzten Seite mit. Raffiniert bleibt die Identität des wahren Mörders im Dunklen. Der Autor wirft immer dem Kommissar und dem Leser wieder Indizien hin. Fest steht jedoch nur, dass sich...

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Weitere Infos

Art:
eBook
Genre:
Krimis Thriller
Sprache:
deutsch
Umfang:
261 Seiten
ISBN:
9783862820986
Erschienen:
April 2012
Verlag:
Acabus Verlag
8
Eigene Bewertung: Keine
Durchschnitt: 4 (2 Bewertungen)

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