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Das etwas andere Interview

Interview mit dem eisernen Kanzler, äh, Mechthild Gläser

Das etwas andere Interview ist von Nika und mir ins leben gerufen worden. Wir durften schon einige große, mittlere und kleine Autoren befragen und diese haben einiges zu berichten - bzw., ihre Protagonisten.

Mein Name ist Alexander von Berg, besser bekannt bin ich jedoch als Eiserner Kanzler. Ich spiele in Mechthild Gläsers Schattenweltdilogie eine wichtige Rolle, bin unsterblich und altere nicht. Der Preis dafür ist jedoch, dass ich für immer in Eisenheim, der Welt der Träume festsitze. Dort habe ich es im Laufe der Jahrhunderte zu großer Macht gebracht: Ich befehlige eine Armee gefährlicher Schattenpferde und bin die rechte Hand des Fürsten. In beiden Bänden („Stadt aus Trug und Schatten" und „Nacht aus Rauch und Nebel") kommt mir allerdings diese fürchterliche Flora in die Quere. Dass ich heute mal über Mechthild schreiben soll und nicht wie sonst sie es ist, die etwas über mich berichtet, ist mir eine willkommene Abwechslung.

 

1. Stell uns Mechthild Gläser doch erst einmal kurz vor.

Mechthild ist schätzungsweise etwa 350 Jahre jünger als ich und die Geschichte über mich ist ihre erste Veröffentlichung. Sie lebt und arbeitet im Ruhrgebiet, das ich selbst leider seit langer Zeit nicht mehr betreten konnte.

 

2. Was denkst du über Mechthild, wie findest du sie? Gibt es etwas, was du besonders toll an ihr findest, wofür du sie beneidest? Oder etwas, was du so gar nicht leiden kannst?

Oh, sie kann aufdringlich sein! Ständig versucht sie herauszufinden, was ich wirklich denke und fühle. Als würde ich einfach so meine Geheimnisse preisgeben! Ob meine Absichten nun gut sind oder nicht, das soll sie gefälligst mir überlassen! Dass sie nicht locker lässt, nervt mich, ich habe schließlich so viel Wichtigeres zu tun. Immerhin stehen die Geschicke der Schattenwelt auf dem Spiel und ich muss mit dieser Flora fertig werden. Allerdings begleite ich Mechthild hin und wieder schon ganz gerne auf ihren Streifzügen durch Eisenheim und zeige ihr die Stadt. Dass sie so neugierig auf unsere Welt ist, gefällt mir dann doch. Ach ja, und mit ihr zu streiten kann ab und an erfrischend sein.

 

3. Du verbringst doch viel Zeit mit ihr, was tut sie, wenn sie nicht schreibt?

Wenn sie nicht schreibt hockt sie meistens in der Uni und hört sich langweilige Vorlesungen an. Würde sie wenigstens Alchemie studieren, dann könnten wir uns darüber ja austauschen. So bin ich jedes Mal einfach nur froh, wenn sie wieder zu uns und unserer Geschichte zurückkehren kann.

 

4. Hat sie ein Vorbild? Schriftstellerisch oder auch im »normalen« Leben?

Soweit ich weiß, mag sie Michael Ende sehr, was das Nichts in der Schattenwelt erklären könnte. Jane Austen findet sie auch toll. Na ja, mir sind diese Geschichten über alberne Frauenzimmer eindeutig zu kuschelig.

 

5. Gibt es Rituale, die Mechthild beim Schreiben anwendet? Das Hören bestimmter Musik oder vollkommene Stille, etwas bestimmtes zu Essen, das in Reichweite stehen muss?

Sie braucht die Stille, darin sind wir uns sehr ähnlich. Am liebsten arbeitet sie in Bibliotheken. Pfefferminztee mag ich im Gegensatz zu ihr überhaupt nicht. Aber vermutlich schmeckt der in der realen Welt sowieso ganz anders, ich habe es vergessen.

 

6. Wie hast du sie kennengelernt?

Ich drehte gerade eine Runde mit meinem Luftschiff über den Dächern von Eisenheim und dachte darüber nach, wie Sonnenlicht und Farben wohl aussehen und sich anfühlen (beides gibt es in der Schattenwelt nämlich nicht)... Jedenfalls riss sie mich ziemlich rabiat aus meinen Gedanken und fragte mich, was ich mit dem Weißen Löwen zu schaffen hätte. Erst wollte ich sie für diese Unverschämtheit bestrafen und meine Schattenreiter auf sie hetzen. Dann habe ich mich aber doch mit ihr unterhalten.

 

7. Weißt du, ob es bei ihr immer so ist, oder ist es bei anderen Geschichten und deren Charakteren anders abgelaufen ist?

Wie genau sie die anderen getroffen hat, weiß ich nicht. Sie behauptet ja immer, wir würden in ihre Gedanken und ihr Leben stolpern. Ich denke aber, es ist genau umgekehrt: Sie schleicht sich bei uns ein.

 

8. Einmal ganz frech gefragt: Wieso führe ich das Interview mit dir? Was macht dich für Mechthild Gläser so besonders?

Wahrscheinlich, weil ich ihr Liebling bin. Schließlich ist es meine Geschichte, die sie in ihren ersten beiden Romanen erzählt hat. Außerdem kenne ich mich von allen am besten in der Schattenwelt aus.

 

9. Werfen wir doch einen Blick in die Kristallkugel: Was hält die Zukunft für Mechthild bereit? Wie sieht der momentane Stand ihrer Arbeit aus? Gibt es bald etwas Neues zu lesen?

„Nacht aus Rauch und Nebel" ist ja gerade erst erschienen. Von daher kann man getrost noch ein bisschen über mich und meine Welt lesen. Aber Mechthild arbeitet schon an neuen Geschichten. Als nächstes soll wohl ein Einzelband bei Loewe erscheinen. Mehr weiß ich auch nicht. Da ich darin aber wohl nicht vorkommen werde, interessiere ich mich ohnehin nicht besonders für ihre aktuellen Projekte.

 

10. Ein herzliches Dankeschön an den Eisernen Kanzler für die Beantwortung der Fragen. Für die letzte Frage möchte ich der Autorin selbst eine Gelegenheit geben, noch etwas loszuwerden, bzw. vielleicht auch etwas richtigzustellen, was vom Eisernen Kanzler gesagt wurde.

Nun, der Eiserne Kanzler hat sich für seine Verhältnisse schon sehr kooperativ und offen beim Beantworten der Fragen gezeigt, da will ich nicht meckern. Allerdings stimmt es nicht so ganz, dass „Stadt aus Trug und Schatten" und „Nacht aus Rauch und Nebel" seine Geschichte erzählen. Hauptsächlich geht es in den Romanen um meine beiden Helden Flora und Marian und ihre Jagd nach dem Weißen Löwen. Dabei ist der Eiserne Kanzler aber natürlich nicht ganz unwichtig.

Weitere Infos zu mir und meinen Büchern gibt es übrigens unter www.mechthild-glaeser.de oder auf meiner Facebookseite.

Stadt aus Trug und Schatten Mechthild Gläser, Foto: Barbara Müller Interview mit Morgana, äh, Annika Dick