Magazin

Das etwas andere Interview

Interview mit Morgana, äh, Annika Dick

Getränke aus Salamanderherzen und Krötenschleim, eine sprechende Katze und ein Rabe, der einmal ein Mensch war, Drachenschuppen und Blutegelanhänger, eine Banshee und eine Vampirin, eine Mutter, die einen unbedingt unter die Haube bringen will und eine verantwortungslose große Schwester - und jede Menge fauler Zauber. Für Morgana ist es der ganz normale Wahnsinn. Mit Mitte zwanzig kommt sie sich nicht selten wie die einzig Erwachsene in ihrem Umfeld vor und darf so manches Missgeschick ihrer Freunde und Familie ausbaden. Eines steht dabei fest: Langweilig wird ihr so schnell nicht.

Interview mit Morgana, äh, Annika Dick

Morgana Sarkany ist Mitte Zwanzig, teilt sich ihre Wohnung in einer englischen Kleinstadt mit ihrem schwarzen Kater Shadow, ach ja, und sie ist eine Hexe. Ihre Wohnung liegt über einem Hexenladen, den sie von ihrer Großtante übernommen hat. Diesen führt sie mit ihren besten Freundinnen Laila und Caitlin, einer Vampirin und einer Banshee.

 

Eigentlich könnte sie ein ruhiges, sorgenfreies Hexenleben haben, aber besonders ihre Schwester Desdemona und ihre Mutter mit ihren sehr traditionellen Ansichten, machen ihr dieses Vorhaben alles andere als einfach.

 

Willkommen, nimm Platz *Küsschen, Küsschen* bitte bedien dich doch an den Keksen und der Milch. Und wenn wir fertig sind, zeige ich dir meine Schuhsammlung – wenn das kein Anreiz ist?

 

Hallo und vielen Dank für die Einladung zum Interview. Es ist etwas sehr ... pink hier, findest du nicht? *sieht sich unglücklich um* Ich könnte das ändern. Dauert nur einen Augenblick. Vielleich ein paar Totenköpfe? Kerzen statt dieser Glitterlichter? Gedecktere Farben. Schwarz. Braun. Schwarz. Dunkelrot. Schwarz. Dunkelblau. Schwarz. Dunkelgrün. Habe ich schon schwarz vorgeschlagen?

Die Kekse nehme ich gerne, aber die Milch ... *eine kurze Handbewegung und das Glas voll Milch verwandelt sich in eine Teetasse* Ah, schon besser. Ich hoffe, in den Keksen sind keine Eidechsenaugen?

 

1. Stell uns Annika Dick doch erst einmal kurz vor.

*trinkt einen Schluck Tee* Nur kein Stress, bitte. Davon habe ich im Alltag schon genug. Mal sehen, was gibt es über Annika zu erzählen? Sie geht sehr stark auf die Dreißig zu, was heißt, dass sie in Desdemonas Alter ist. Sie ist ein sehr ruhiger Mensch und sieht meist das Gute in anderen, was mich an Caitlin erinnert. Dann wieder hat sie diesen sehr trockenen und bisweilen rabenschwarzen Humor, an dem Laila ihre wahre Freude hat.

 

Und Schuhe? Liebt sie Schuhe?

 

Nein, gar nicht. Ich glaube, wenn es nach ihr ginge, hätte sie überhaupt nur zwei Paar Schuhe: Ein paar Chucks und eines als Ersatz, wenn das erste Paar kaputt ist. Und was noch viel schlimmer ist: Sie hat zugelassen, dass meine Lieblingsstiefel zerstört wurden! So etwas kann niemand tun, der Schuhe liebt, oder?

 

2. Was denkst du über Annika, wie findest du sie? Gibt es etwas, was du besonders toll an ihr findest, wofür du sie beneidest? Oder etwas, was du so gar nicht leiden kannst?

Fangen wir mit dem Negativen an? Sie ist gemein zu mir! Wirklich! Ich meine, sie hat größtenteils ihre Ruhe zu Hause, teilt sich ihre paar Zimmer nur mit ihrer Katze – die ist übrigens süß, würde gut zu Shadow passen – und denkt sich ständig Gemeinheiten für mich aus. Als würde Desdemona da nicht schon ganze Arbeit leisten.

Aber ich will ja nicht so sein, immerhin hilft sie mir auch, aus den Schwierigkeiten wieder herauszukommen. Meistens. Und eigentlich verstehe ich mich auch ganz gut mit mir. Sie hat mir geholfen, von zu Hause auszuziehen und sie erzählt meine Geschichte. Dafür muss ich sie ja eigentlich schon mögen, oder? Sie lässt mir meine Ruhe. Wenn ich gerade nicht darüber reden möchte, was in letzter Zeit bei mir passiert ist, akzeptiert sie das und fragt ein paar Tage später noch einmal nach. Das ist wirklich super. Da erinnert sie mich an Shadow, und ich muss aufpassen, dass ich sie dafür nicht hinterm Ohr kraule. Ich glaube, das würde ihr nicht gefallen. Was ich ganz toll an ihr finde, ist ihre Vorliebe für die Farbe Schwarz. Vielleicht hat sie ja Hexen unter ihren Vorfahren ...

 

3. Du verbringst doch viel Zeit mit ihr, was tut sie, wenn sie nicht schreibt?

Arbeiten? Sie schreibt in ihrer Mittagspause und abends und an den Wochenenden. Viel Zeit für andere Dinge nimmt sie sich da gar nicht. Das haben wir gemeinsam, ich bin auch viel am Bücherwälzen und Tränke Brauen und Hexen und überhaupt. Wenn sie dann doch einmal schreibfrei nimmt, liest sie oder spielt auf ihrem Computer. Dann bekämpft sie Drachen oder solche widerlichen Kreaturen, die sie Darkspawn nennt. Und das macht sie immer mit Magie. Wie gesagt, vielleicht ist da was in ihrer familiären Vergangenheit, was man sich näher betrachten sollte ...

Dann ist sie auch ständig an ihrem Handy und tippt Nachrichten an Freunde. Oder surft im Internet. Sie nennt das »recherchieren«. Ich sage, sie vergeudet Zeit. Aber gut, so lange sie meine Geschichten in angemessenem Rahmen erzählt, gönne ich ihr diese Zeit auch.

 

4. Hat sie ein Vorbild? Schriftstellerisch oder auch im »normalen« Leben? Und wie sieht es mit dem Kleiderschrank aus, ist er ordentlich?

Sie hat Autoren, die sie gerne liest, aber keine, die sie als ihre Vorbilder nennen würde, weil sie etwas Eigenes erschaffen will. Das finde ich schon toll.

Und ja, ihr Kleiderschrank ist tatsächlich ordentlich ... aber um den Kleiderschrank herum ... das willst du nicht sehen, glaub mir.

 

5. Gibt es Rituale, die Annika beim Schreiben anwendet? Das Hören bestimmter Musik oder vollkommene Stille, etwas Bestimmtes zu Essen, das in Reichweite stehen muss?

Wenn sie über mich schreibt, hört sie immer sehr fröhliche, geradezu witzige Musik. Zumindest nennt sie sie witzig. Ich bin mir da nicht so sicher. Es gibt so viele schöne Lieder da draußen und was hört sie? Irgendein Lied über Hexer und Sünder, das von einer merkwürdigen ostdeutschen Frau – die übrigens überhaupt nicht tanzen kann – und von zwei englischen Männern gesungen wird. Na ja, eigentlich sing nur einer der beiden. Das Lied muss recht alt sein, die Bilder, die dazu laufen, sind in schwarz-weiß. Mein Geschmack ist es überhaupt nicht, aber da fragt sie mich leider gar nicht.

Stille kann sie beim Schreiben gar nicht ertragen, dann macht sie noch eher den Fernseher an, auch wenn der sie dann gerne ablenkt. Auf ihrem Schreibtisch steht oder liegt immer irgendetwas aus Schokolade. Kekse, Erdnüsse, Rosinen, alles mit Schokolade ummantelt. Sie sagt, sie braucht dieses Nervenfutter zum Denken. Ich bringe ihr deswegen immer Chocolate Cookies mit, wenn ich zu ihr gehe. Caitlin ist nämlich eine tolle Bäckerin und macht hervorragende Cookies.

 

6. Wie hast du sie kennengelernt? Details, wir brauchen Details...

Ich bin mehr oder weniger einfach so in ihr Leben geplatzt. Oder sie in meines?
Das war vor zwei Jahren im Frühjahr. Mir fiel gerade die Decke auf den Kopf und ich wollte mich gerne bei jemandem ausweinen. Nur so ein bisschen mal mein Leid klagen. Gar nicht lange, nicht viel erzählen. Und Annika suchte gerade nach einer Inspiration für ein Online-Serie. Das passte einfach perfekt zusammen, also habe ich sie überfallen und ihr von mir und meiner Situation erzählt und sie hat sich alles aufgeschrieben. Hätte ich gewusst, dass sie das ganze lustig finden würde, hätte ich mir das wohl noch einmal überlegt.

 

7. Weißt du, ob es bei ihr immer so ist, oder ist es bei anderen Geschichten und deren Charakteren anders abgelaufen ist?

Ich beobachtete das ja jetzt seit – wie gesagt – etwa anderthalb Jahren aus erster Reihe und kann daher sagen: Es ist jedes Mal anders. Manchmal tauchen andere Figuren einfach so auf – so ähnlich wie ich damals. Sie sind plötzlich da, setzten sich auf den Sessel neben ihrem Schreibtisch und erzählen etwas über sich. Andere sind alte Bekannte, die Annika mehr oder weniger freudig begrüßt. Die drängeln meistens, dass sie jetzt unbedingt sofort und auf der Stelle etwas ganz Wichtiges zu erzählen haben.

 

8. Einmal ganz frech gefragt: Wieso führe ich das Interview mit dir? Was macht dich für Annika so besonders?

Damit ich einen Grund habe, aus meinen vier Wänden herauszukommen und mich einmal nicht mit Raben- und Hexenproblemen herumplagen muss? Ich finde, das ist ein triftiger Grund, ein Interview mit mir zu führen. Hey, ich kann hexen, kannst du das auch? Nein? Dachte ich mir doch. Was mich so besonders mach? Ich bin jetzt schon länger bei ihr und werde auch so schnell nicht verschwinden. Das ist nichts, was ihre anderen Figuren von sich behaupten können. Wir treffen uns immer mal wieder auf einen leckeren Zimttee und Kekse.

Sie kann sich bei mir und meinem Leben ganz anders austoben, als in ihren Romanen oder eigenständigen Kurzgeschichten. Ich weiß, dass sie schon einiges für meine Zukunft geplant hat – ich weiß aber nicht, ob mir das alles so gefallen wird.

 

9. Werfen wir doch mal einen Blick ins Lifestyle Magazine: Welche neuen Trends wird sie hervorbringen? An welchen Designerstücken wird aktuell gearbeitet? Wann dürfen wir sie wieder auf dem roten Teppich bewundern? Und ganz wichtig: WER wird sie auf dem roten Teppich begleiten?

Wenn ihr sie auf dem roten Teppich erwartet, nehmt euch viel Zeit mit. Ein kleiner Tipp von mir: Der Hintereingang dürfte euch weiterbringen, wenn ihr sie wirklich treffen wollt.

Momentan schreibt sie an neuen Geschichten über mich und mein Leben. Dann plant sie gerade einige Romane, von denen sie zwei im November schreiben will. Wieso ausgerechnet im November verstehe ich nicht, auch wenn sie mir etwas über diesen Nano...irgendwas erklären wollte. Nächstes Jahr gibt es auf jeden Fall einiges von ihr – und auch von mir – zu lesen. Die Fortsetzung zu »Fauler Zauber« wird erscheinen. Außerdem ein Vampirroman »Nike«, auf den Laila schon ganz gespannt ist und »Distelmond«, eine historische Paranormal Romance, bei deren Erwähnung Cait schon erwartungsvoll losseufzt. Davor, dazwischen und danach gibt es auch immer wieder Kurzgeschichten von Annika zu lesen. Ich denke, in die ein oder andere werde ich auch mal einen Blick werfen. Man muss ja sehen, wie sie mit der Konkurrenz umgeht.

 

10. Ein herzliches Dankeschön an Morgana für die Beantwortung der Fragen. Für die letzte Frage möchte ich der Autorin selbst eine Gelegenheit geben, noch etwas loszuwerden, bzw. vielleicht auch etwas richtigzustellen, was von Morgana gesagt wurde.

Ich möchte zuerst einmal sagen, dass ich gar nicht gemein bin. Ich kann schließlich nichts dafür, was in Mos Leben so geschieht – oh halt, kann ich ja doch. Na ja, trotzdem geht es ihr noch wirklich gut unter meiner Feder. Aber ich glaube, das weiß sie im tiefsten Inneren auch. Immerhin mag ich Mo und Figuren, die man mag, muss man manchmal ein klitzekleines Bisschen leiden lassen, damit man ihnen dann – irgendwann – auch eine passende Entschädigung schreiben darf. Und ja, da hat sie ganz recht, ich habe schon einige Dinge für ihr Leben geplant. Ich bin mir aber genauso wenig sicher, wie sie selbst, ob sie ihr gefallen werden. Aber ich hoffe es. Ich zumindest werde meinen Spaß haben. ;) Und ich hoffe, die Leser ebenfalls.

Ach ja, und »The Wizzard« von Right said Fred feat. Doris Dubinsky ist wirklich witzig!

Hex Hex - Fauler Zauber von Annika Dick Annika Dick (www.AnnikaDick.de) Interview mit Maya, äh, Janika Hoffmann

Kommentare

coala kommentierte am 11. Oktober 2013 um 08:53

Wieder ein tolles Interview, welches mich nicht nur einmal zumschmunzeln gebracht hat. :)
Vielen Dank fürs fleißige Hochladen der tollen Artikel.

Nana antwortete am 11. Oktober 2013 um 09:08

Huhu Coala,

ja, es werden immer wieder ein paar mehr, je nachdem, wie ich die Zeit dazu finde. Da kommen also noch ein paar tolle Interviews :)

LG, Nana

coala kommentierte am 11. Oktober 2013 um 09:09

Freu mich schon drauf. Immer wieder toll, wenn auch mal nicht so bekannte Autoren die Chance bekommen, sich vorstellen zu dürfen. Und in dieser Form immer wieder ein Genuss zu lesen :)