Buch

Und da kam Frau Kugelmann - Minka Pradelski

Und da kam Frau Kugelmann

von Minka Pradelski

Überraschend erhält Zippi die Nachricht, daß ihre kürzlich verstorbene Tante Halina ihr ein altes Fischbesteck vererbt hat. Sie reist nach Tel Aviv, um ihr Erbe selbst in Empfang zu nehmen. Kaum angekommen, da klopft es an der Tür ihres Hotelzimmers: Eine freundliche ältere, vor allem sehr dicke Dame bittet darum, eingelassen zu werden. Bella Kugelmann, so stellt sie sich vor. Zippis ungeduldiger Versuch, sie abzuwimmeln, schlägt fehl. Aber dann beginnt Frau Kugelmann zu erzählen: von ihrer Jugend im polnischen Bedzin, von Eltern und Verwandten, Schulfreunden, dem schönen Adam und der stolzen Polin, von Fettauge, von Gonna und Kotek dem Kätzchen, vom noblen jüdischen Fürstenberg-Gymnasium, dem trickreichen Mantelverkäufer Teitelbaum, den starken Bachmanns. Es herrscht ein pulsierendes, sorgloses, scheinbar völlig unbeschwertes und fröhliches Leben in dieser Kleinstadt, so kurz bevor die Deutschen Polen überfielen und das Grauen begann. Frau Kugelmann erzählt wunderbare Geschichten von einer längst vergangenen Zeit, denen sich die junge Deutsche nicht entziehen kann: Und als Frau Kugelmann plötzlich ein altes Fischbesteck erwähnt, begreift Zippi, daß es sich hier um ihre eigene Familiengeschichte handelt.

Leseprobe "Als ich Frau Kugelmann das erste Mal sah, dachte ich, sie könnte gar nicht anders als Frau Kegel oder Frau Kugelmann heißen. Alles an ihr war rund, kugelrund, Augen und Ohren, Kopf, Hüfte, Beine, Bauch. Gerade so, als hätte man Kugeln aneinander gesetzt, kleine und große für Kopf und Körper und ein paar langgezogene für Arme und Beine. Einzig die Falten in Frau Kugelmanns Gesicht rebellieren gegen die rundliche Ordnung. Sie gehen eigene Wege und graben tiefe Furchen, wo immer sie wollen. Ja, und ihre Schuhe haben auch eine andere Form, es sind große ovale Schalen mit Riemchen, orthopädische Sandalen, die aus irgendeiner Schuhfabrik aus Deutschland stammen, weil ältere Damen in Israel auf orthopädische Schuhe aus Deutschland schwören."

--- Elke Heidenreich am 06.09.05 in "Lesen!":

"Das ist wunderschön - können wir Ihnen sehr empfehlen!"

"Frau Kugelmann sagt einmal, seinen eigenen Kindern kann man sowas nicht erzählen, man muss es fremden Kindern erzählen. Wir sind auch die fremden Kinder, die durch solche Bücher ganz viele großartige Dinge erfahren."

"Zippy merkt, ihre Eltern hatten eine glückliche Lebensgeschichte - sie waren einmal Kinder! Nicht nur eine Lagergeschichte, sie haben auch einmal gelebt, sie waren verliebt. Dass das alles zusammengehört - das ist wunderschön!"

Rezensionen zu diesem Buch

Ungewöhnlich

Ein merkwürdiges Buch.

Ein geerbtes Fischbesteck, ein falsch belegtes Hotelzimmer und ungewöhnliche Essgewohnheiten umrahmen die Lebensgeschichte der kugelrunden Frau Kugelmann. Diese erzählt von ihrem Dorf in Polen, den Menschen und Begebenheiten, dem liebevollen Heranwachsen und den Eigenarten der Dorfbewohner. Schließlich endet sie im Nazideutschland, der Flucht, den Gewalttaten. Das alles erzählt sie auf eigenartig rührende Weise, die einen nicht kalt lässt.

Verwirrend fand...

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Schönes leises Buch

Ein leises Buch, was von Freundschaften, Liebe und Krieg erzählt. Frau Kugelmann erzählt der Erbin eines unvollständigen Fischbesteckes die Geschichte ihrer Stadt vor und während des Krieges. Die Auseinandersetzungen mit der Religion und den Einmarsch der Nazis werden ebenso leise dem Leser erzählt, wie die Liebesgeschichten der Städter. Ein empfehlenswertes Buch...das Leben der jüdischen Bevölkerung im Zweiten Weltkrieg einmal anders...aber auch mit der harten Realität.

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Weitere Infos

Art:
Hardcover
Genre:
Romane und Erzählungen
Sprache:
deutsch
Umfang:
254 Seiten
ISBN:
9783627001230
Erschienen:
September 2005
Verlag:
Frankfurter Verlags-Anst.
8
Eigene Bewertung: Keine
Durchschnitt: 4 (2 Bewertungen)

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