Rezension

1989

Der letzte Auftrag -

Der letzte Auftrag
von Titus Müller

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist zwar der dritte Teil Trilogie aber man merkt es kaum Einige Hinweise auf die Vergangenheit der Protagonisten dann war es das schon. Sehr angenehm zu lesen das keine Eigenwerbung zu den vorangegangenen Büchern stattfindet. Mein Problem ist dann immer, ich bin interessiert, empfinde mich dann aber zu sehr gespoilert und denke ich kann mir den wichtigen Rest auch so zusammen reimen. Es hat auf mich also die gegenteilige Wirkung. Hier werde ich mir die beiden vorherigen Bände anschaffen und dann die Serie noch einmal im Ganzen lesen.

Nun zum Buch. Es ist definitiv ein Stück Zeitgeschichte. Die letzten Monate der DDR die viele von uns Lesern aus Funk und Fernsehen oder selbst hautnah erlebt haben. Ich gehöre zu den Personen die die Zeit im Fernsehen mit verfolgt haben. Es war eine sehr emotionale Zeit die auch mit Angst um die Menschen die dort für ihre persönliche Freiheit auf die Straße gingen verbunden war.

Genau diese Gefühle interpretiert der Autor sehr überzeugend. Wir begleiten die Menschen die langsam aber sicher genug von der Gängelei ihrer Regierung haben, die die Wahrheit über Wahlergebnisse wissen wollen, die in Entscheidungen wahrhaftig eingebunden werden wollen.

Annie eine der Figuren in diesem Buch die uns durch die Zeit führt, ist Kinderkrankenschwester, sie handelt mit Gefühl in ihrem Beruf, etwas das unerwünscht ist, weil angeblich nicht effektiv. Aber die Effektivität der DDR ist grausam und lässt keinen Raum für Menschlichkeit.

Wir begleiten Stasimitarbeiter, KGB Offiziere und Bürger in Ausübung ihrer Jobs, eine teilweise harmlose Beschreibung der Tätigkeiten.

Dieser Roman ist eine gelungene Mischung von Fiktion und gelebter Geschichte. Die Fiktion unterstreicht die Ereignisse um den 9. November 1989.

Hier stehen die realen Ereignisse im Vordergrund und nicht die Erzählung. Für viel Jüngere als ich ist es ein spannendes Geschichtsbuch. Für andere ruft es Erinnerungen wach, ja so war es hier wie dort. Denn in Person von Annies Mutter erleben wir die Emotionen der Menschen die nur zuschauen durften.

Die Figuren wirken gegenüber den Ereignissen blass, das mag einige Leser stören, aber für mich trifft es genau den richtigen Ton. Denn damals hatten nicht Einzelne den Erfolg oder die Aufmerksamkeit sondern das gesamte Volk. Der Ruf "Wir sind das Volk" war nie so wahr wie in diesen Monaten.