Rezension

A nocturnal freak – ein verzwickter Plot mit tollen Charakteren

Oxen. Noctis -

Oxen. Noctis
von Jens Henrik Jensen

Bewertet mit 5 Sternen

Der verzwickte Plot entfaltet sich nur langsam, dann aber gewaltig! Dazu gibt es tolle Charaktere und schnelle Perspektivwechsel. Top Unterhaltung!

„Die kahle Landschaft, die Schneewehen, die Feuchtigkeit, die Kälte, das Ur-Echo der Schreie vom ewigen Kampf auf Leben und Tod, all das vereinigte sich in einem Schauer, der ihn eiskalt durchfuhr.“ (S. 27)

 

Meine Meinung:

„Noctis“ ist mein erster „OXEN“ aber ich habe auch ohne Vorkenntnisse problemlos ins Buch hineingefunden. Nach einem wahrlich furiosen Thriller-Start mit gleich mehreren Opfern in der weiten Einöde Dänemarks lässt uns Autor Jens Henrik Jensen erstmal zutiefst besorgt bangen…

 

Im Folgenden entwickelt sich zunächst einmal ein waschechter Krimi-Plot, allerdings ganz ohne Thrill. Unterschiedliche Vorfälle und Tatorte geben den Ermittlern – und auch uns Lesern – Rätsel auf. Die Suche nach Verbindungen und möglichen Motiven gestaltet sich mühsam, ist aber durchaus spannend zu lesen. Insbesondere die sich in sehr kurzer Folge stetig abwechselnden Sichtweisen verschiedener Charaktere – inklusive eines Erzählstrangs aus Sicht des Täters – sorgen für Abwechslung und Tempo, auch wenn es mit dem Fall an sich in der ersten Hälfte des Buches noch nicht so richtig vorangehen mag.

 

Nach rund der Hälfte des Buches hält der Autor dann eine dramatische Überraschung für uns bereit und verpasst seinem Plot eine komplett neue Richtung. Die Krimi-Gene des Beginns wandeln sich zu einem waschechten Thriller mit 1-A-Pageturner-Qualitäten und lässt uns erneut bangen - bis zum Schluss! Das ist echt Spannung auf Top-Niveau!

 

Das Grundmotiv dieser Story – traumatisierte Kriegsveteranen – ist an sich kein neues Thema und wurde schon in vielen Büchern und Filmen bespielt. Jens Henrik Jensen verpflanzt dieses Thema aber mitten in das eigentlich beschauliche, kleine Dänemark, und weist damit eindrücklich darauf hin, dass es eben kein reines Problem US-amerikanischer Vietnam-Veteranen ist, sondern ein globales Problem, das leider überall auftritt, wo Menschen den Gräueltaten eines Krieges ausgesetzt werden. Ein – leider! – top aktuelles Thema in unserer heutigen Zeit. Allein dafür, das Thema Krieg und PTBS behutsam, aber nachdrücklich durch einen „Unterhaltungsroman“ weiter bekannt zu machen, vergebe ich gerne einen Extra-Stern.

 

Als besonders gelungen empfunden habe ich die verschiedenen Charaktere, und es freut mich, dass mit Margrethe Franck und Sally „Stealth“ Finnsen zwei sehr starke und sympathische weibliche Figuren hier dem eigentlichen Protagonisten Oxen fast den Rang ablaufen. Aber auch Axel Mossmann läuft im Verlauf der Story zu ganz großer Form auf

 

Darüber hinaus war auch der immer wieder eingestreute trockene Humor ganz nach meinem Geschmack („der Ragnar Lodbrok für Arme“ - S. 230).

 

FAZIT:

Der verzwickte Plot entfaltet sich nur langsam, dann aber gewaltig! Dazu gibt es tolle Charaktere und schnelle Perspektivwechsel. Top Unterhaltung!