Rezension

Ab der hundersten Seite spannend bis zum Ende!

Red Rising - Pierce Brown

Red Rising
von Pierce Brown

Die Story: Der Mars in der Zukunft. Geformt von den niederen Roten, die ein Leben voller Entbehrungen führen, in dem Glauben es für die restliche Menschheit zu tun. Bis der Mutigste unter ihnen sich nach Jahren der Versklavung aufmacht, seine Unterdrücker zu stürzen.

Auf den Punkt gebracht: Wow, was Pierce Brown hier nach einem überladenen Start abliefert, kann sich sehen lassen. Ein richtig gutes Buch!

In mehr Worten:
Zu Beginn passiert so einiges und obwohl ich meist auf Englisch lese, muss ich mich erstmal  eingewöhnen. Mars als Setting, die verschiedenen Kasten und politischen Verhältnisse und eine Vielzahl von Charakteren. Es passiert richtig viel. Pierce Brown fackelt wirklich nicht lange, aber je länger man liest, desto besser findet man sich in der Welt von Red Rising und Hauptcharakter Darrow zurecht. Circa ab Seite 75 kann man sich dann (einigermaßen - bei der Spannung und dem Tempo, die das Buch vorlegen) zurücklehnen und diese tolle Geschichte genießen.

I would have lived in peace.

Gesteht Darrow, Ich-Erzähler des Trilogie-Auftakts Red Rising.
Darrow ist ein Roter und steht somit in der menschlichen Hierarchie an unterster Stelle. Dennoch hat er sich in seinem Clan einen Namen gemacht, als der jüngste und begabteste Minenarbeiter seit Jahren.
Obwohl er auch in seinem Clan als stark und kampflustig bekannt ist, als ein Mensch zu dem andere aufsehen, hat Darrow sich nie Gedanken darüber gemacht, seine Lebensumstände zu verändern. Er hat am eigenen Leib erfahren, was eine Auflehnung gegen das System nach sich ziehen kann: Sein Vater wurde wegen dieses Verrats gehängt. Freiheit, Gleichheit oder zumindest genug zu Essen für sein Volk, all das hat Darrow schon lange als unerreichbar abgetan. Ganz im Gegensatz zu seiner Frau Eo, die davon träumt, ihre späteren Kinder in Frieden und Gleichheit aufziehen zu können.
Doch dann geschieht etwas, das Darrow dazu veranlasst, sich zu erheben und seinen Unterdrückern die Stirn zu bieten. Aber wie schafft man es eine Kultur von überlegenen, gottgleichen Goldenen zu stürzen? Darrow macht sich auf die Suche es herauszufinden: inmitten der Goldenen, getarnt als einer von ihnen.
Red Rising ist kein Buch, in dem wenig passiert oder die Handlung nur dahinplätschert. Dazu ist Hauptcharakter Darrow viel zu aktiv, was der Geschichte definitiv zu Gute kommt und meiner Meinung nach viel zu selten vorkommt.

„Dancer, Darrow is like a stallion, one of the old stallions of Earth. Beautiful beasts that will run as hard as you push them. They will run. And run. And run. Until they don’t. Until their hearts explode.“

Es ist unglaublich erfrischend einen Protagonisten zu begleiten, der lieber handelt, als sich in die Ecke zu setzen und sich selbst zu bemitleiden. Denn für die Geschichte bedeutet das, dass sie unermüdlich vorangetrieben wird und man Darrow durch seine Taten besser kennenlernt. Die andere Seite der Medaille zeigt sich allerdings darin, dass man sich – wie schon erwähnt – gerade zu Beginn durch viele Geschehnisse und etliche Namen und Rangfolgen hindurcharbeiten muss. Selten wird alles erklärt, da es (verständlicherweise) den Rahmen sprengen würde. Nachdem man sich in der Welt zurecht findet, schwindet dieses leichte Gefühl der Überforderung allerdings und man kann sich vollends auf Darrows Geschichte einlassen.

„He thinks men like me weak. He thinks me dumb, feeble, subhuman. I was not raised in palaces. I did not ride horses through meadows and eat meals of hummingbird tongues. I was forged in the bowels of this hard world. Sharpened by hate. Strengthened by love.“

Darrows Geschichte wird als die nächste große Dystopie angepriesen. Ein Junge der niedersten Kaste erhebt sich und lehnt sich gegen das System und seine Unterdrücker auf. Vergleiche mit Die Tribute von Panem sind vorprogrammiert und in so weit berechtigt, dass Darrow ebenso wie Katniss ein Produkt seiner Unterdrücker und deren Gesellschaft ist. Ohne es zu wissen, haben die Goldenen ihn durch seine leidgeplagten Lebensbedingungen abgehärtet und robust gemacht. Und genau wie bei Katniss schlägt in Darrow ein loyales und liebevolles Herz, das Berge für seine Familie und Heimat versetzen möchte.Schön ist es auch, wie seine Liebe zu Eo ihn durch die ganze Geschichte begleitet, wie ihr Traum zu seinem eigenen wird und Darrow dadurch zu sich selbst findet.

Im Gegensatz zu vielen Dystopien wird Darrows Welt allerdings nicht schön gemalt. Suzanne Collins hat mit Panem begonnen, ein realistischeres Bild einer dystopischen Welt zu zeichnen und Pierce Brown setzt das Ganze fort. Seine Sprache ist direkt und ungeschönt, die Handlungen nicht selten brutal – aber genau darin liegt Red Risings Stärke. Es weist ohne Filter auf die menschlichen Abgründe hin, zeigt, wozu Menschen in der Lage sind.
Auch der Mars als Setting ist eine abwechslungsreiche Wahl. Vieles konnte ich mir gut vorstellen, ich hoffe aber, dass der zweite Band einiges noch vertiefen wird, um das volle Potenzial dieses Handlungsortes auszuschöpfen.

Fazit:
Ein tolles Buch! Nach leichten Startschwierigkeiten, findet man sich immer besser in die Geschichte ein, deren Spannungsbogen stetig ansteigt und mit einigen Überraschungen aufwarten kann. Red Rising weiß spätestens nach den ersten hundert Seiten zu überzeugen und entwickelt einen gnadenlosen Suchtfaktor.