Rezension

Abgründig und düster

Letzte Ehre -

Letzte Ehre
von Friedrich Ani

Bewertet mit 4 Sternen

ariza Nasri gilt als Verhörspezialistin, sie ist nicht unumstritten, nicht jedem gefällt ihre Vorgehensweise. Vielleicht ist es gerade ihre gebrochene Biografie, die ihr das Gespür für Schwingungen, nicht Ausgesprochenes gibt.

Stefan Barig sitzt vor ihr. Die 17jährige Tochter seiner Lebensgefährtin ist spurlos verschwunden. Seine Aussagen sind auf den ersten Blick schlüssig, aber Fariza spürt etwas Verborgenes und es gelingt ihr, seine Aussagen zu erschüttern.

Es geht um Macht und Machtfantasien, den männlichen Blick auf weibliche, auch kindliche Opfer. Ani verbreitet in seinem Buch eine Düsternis, die mir sehr nahe ging. Gerade das Unausgesprochene, die Gedanken von Opfer, Täter und Ermittlerin Nasri verwebt sich zu einem Buch, das unter die Haut geht. Die einzelnen Szenen fügen sich nur langsam zu einem Ganzen und ich musste beim Lesen oft unterbrechen, weil es mir auf’s Gemüt schlug. Es dauert, bis sich die unterschiedlichen Handlungsstränge zusammenfügen, die Handlung folgt nicht unbedingt den linearen Krimi-Ermittlungen. Beeindruckend war für mich die Charakterisierung der Kriminalbeamtin Fariza Nasri. Ein vielschichtiger Charakter, in sich gekehrt, Einzelgängerin und doch zu Empathie fähig. Sie kann den Menschen tief in die Seele blicken und das ist mehr als einmal erschreckend.

Ani schreibt keine leicht zu konsumierenden Krimis, er lässt den Leser oft allein mit seinen Gedanken und das macht auch den Reiz dieses Autors aus. Er setzt ein Kopfkino in Gang und ich muss mich fast dagegen wehren, dass das mich das Buch tagelang beherrscht. Die Thematik ist düster und leider aktuell und mich hat das Buch manchmal an meine Grenzen gebracht.