Rezension

Allan und seine Geschichte über Sprengstoff, unglaubliche Zufälle und das Leben

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand - Jonas Jonasson

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand
von Jonas Jonasson

Was macht man, wenn man mit 100 Jahren noch recht fit ist und den eigenen Geburtstag nicht mit der strengen Pflegekraft und den anderen Alten im Altersheim verbringen will? Natürlich abhauen, was auch sonst! Doch wohin? Tja, das wusste Allan Karlsson auch nicht so richtig und nahm eben den Weg, der sich ihm bot. Dabei durfte ich erleben, wie er Menschen mit faszinierenden Geschichten traf, während seine eigene Geschichte erzählt wurde.

 

Wenn mir dieses Buch eines bot, dann wohl schrägste Geschichte aller Zeiten. Und das lag allein daran, das es die Geschichte vieler war, die sich stets und ständig miteinander verwob und so ein Netz aufbaute in dem Allan Karlsson vergnüglich in der Mitte saß. Ja, vergnüglich passt ganz gut, denn Allan ist mit seinen 100 Jahren noch sehr agil und hat den eigenen Lebensmut noch lange nicht verloren. Kein Wunder, denn was Allan erlebte, würde so manchen Historiker gelb vor Neid werden lassen. Denn trotz seiner Abscheu vor der Politik, schaffte er es durch die merkwürdigsten Umstände nicht nur wichtige Personen der Zeit kennenzulernen, sondern auch an bahnbrechenden Projekten mitzuarbeiten.

 

Dies schaffte er mit seinen meist doch sehr niedrigen Ansprüchen, welche meist aus einem guten Essen und Alkohol bestand. Allerdings darf man hier auch seine Liebe zu Sprengstoff nicht vergessen, da sie ihm so manches Tor öffnete. Trotzdem war es schwer Allan zu greifen. Seine Handlungen waren nie vorhersehbar und konnten mich stets überraschen, aber eine richtige Bindung zu gewann ich nie. Seine Wegbegleiter waren da ganz anders und schafften es mit ihren verrückten und teils auch emotionalen Geschichten mich zu begeistern. Besonders die Elefantendame Sonja und ihre neue Besitzerin die schöne Gunilla hatten es mir angetan, da sie ein tolles Gespann abgaben.

 

Trotz der Vielfalt des Buches und den stets überraschenden Wendungen, gab es einen Punkt an denen ich sie leid war. Die stetigen Sprünge von einem zum Anderen waren am Anfang einfach sensationell, allerdings kam irgendwann der Wunsch nach Beständigkeit und einer anhaltenden Erzählung auf. Ich wollte wenigstens einmal an einem Punkt verbleiben, doch das wurde mir leider nicht gewährt. So interessant alles war, die Freude vom Anfang war am Ende nicht mehr da.

 

Allerdings war das Buch trotzdem eine sehr flüssige und unterhaltsame Sache, bei der man schnell mal 100 Seiten weg gelesen hatte. Ich konnte sogar eine Moral aus der Erzählung mitnehmen. Als Person die alles 5x durchkaut, bevor sie es wagt, war das fast schon gedankenlose Handeln von Allan etwas völlig unbegreifliches. Bis ich verstand, dass er dadurch deutlich leichter lebte und mit weniger Sorgen durch das Leben ging. Zumindest im Buch hatte ihm das geholfen. Im wahren Leben so ein Glück zu haben, erscheint mir zwar unwahrscheinlich, aber zumindest in manchen Lebenslagen sollte man doch auf sein Bauchgefühl hören und der Spontanität den Vorrang geben.

 

 

Ohne großen Erwartungen, schaffte es dieses Buch sehr schnell mich zu begeistern und zu unterhalten. Einzig den stets springenden Geschichtsansätzen wurde ich schnell überdrüssig. Ich war irgendwann an einem Punkt, wo ich mal einen gleichmäßigen Verlauf haben wollte. Ansonsten musste ich viel lachen.