Rezension

Alles hängt mit allem zusammen

Der sonderbare Fall der Rosi Brucker -

Der sonderbare Fall der Rosi Brucker
von Tina Seel

Bewertet mit 5 Sternen

Rabenschwarzer „Komödienstadl“ um eine Mordermittlung in einem kleinen pfälzischen Ort in den 70er Jahren

Bereits mit ihrem Debütroman „Der Tod der dreckigen Anna“ hat mich die Autorin Tina Seel total geflasht, darum war ich sehr gespannt auf ihr neuestes Werk.

Worum geht es dieses Mal? Harald Hasenbach, genannt Hasel, ein 15jähriger Lehrling, der wegen seiner Hasenscharte einen Sprachfehler hat und im Dorf ziemlich gemobbt wird, findet durch Zufall die Leiche der geistig zurückgebliebenen Rosi. Daraufhin hat er die geniale Idee, eine Entführung vorzutäuschen, um das Geld für sein ersehntes Mofa zu erpressen. Gesagt – getan. Es funktioniert! Was er damit ins Rollen bringt, das muss man einfach selbst lesen.

Tina Seel gelingt es wieder in unnachahmlicher Weise die Gestalten und Typen in diesem kleinen Ort lebendig werden zu lassen. Man hat beim Lesen fortwährend Kopfkino, sieht jeden einzelnen ihrer skurrilen Charaktere deutlich vor sich. Dazu benutzt sie eine authentische, teilweise recht derbe Sprache, so dass ich mir das ganze Szenario tatsächlich auch sehr gut verfilmt vorstellen könnte – als rabenschwarze Krimikomödie. Ja, Komödie, obwohl es auch etliche tragische Verwicklungen gibt, so überwiegt für mich der lakonische Humor, der das Buch durchzieht.

Die Verwicklungen sind wahnsinnig gut miteinander verwoben, manche Handlungen ergeben förmlich einen Dominoeffekt – und das Ende, die Auflösung des Todesfalls, verblüfft dann trotz alledem.

Da das Buch in den 70er Jahren spielt – was durch eingestreute Liedererwähnungen oder andere Hinweise auch als Hintergrund stimmig ist – musste sich die Autorin zum Glück auch nicht an political correctness halten. Dann würde das Buch auch so nicht funktionieren, denn einige der Protagonisten weisen mehr oder weniger große Handicaps auf und auch das Rollenverständnis von Mann und Frau erscheint uns aus heutiger Sicht recht „machohaft“.

Tina Seel ist wieder ein kleines Juwel gelungen, was aus der Masse der Krimis heraussticht. Ich weiß gar nicht, ob ich es der Gattung Kriminalroman zuordnen oder eher eine eigene Rubrik finden sollte.

Jedenfalls gibt es von mir 5 Sterne und eine Leseempfehlung für eine spannende, schwarzhumorige und unterhaltsame Geschichte.