Rezension

Alles nur ein Märchen?

Die wundersame Mission des Harry Crane - Jon Cohen

Die wundersame Mission des Harry Crane
von Jon Cohen

Beschreibung:
Seit Harry auf Bäume klettern kann, weiß er, wie man sicher durchs Leben kommt: Man muss sich nur gut festhalten.

Doch ein kleines Mädchen lehrt ihn eine noch viel wichtigere Lektion: Sie zeigt ihm, wie man loslässt.

Harry Crane braucht nicht viel zum Glücklichsein: seine Frau Beth und die sichere Geborgenheit von Bäumen und Wäldern. Als Beth völlig überraschend stirbt, steht er vor dem Nichts – und beschließt, in den tiefen Wäldern Pennsylvanias zu verschwinden. Dabei kommt ihm allerdings das Schicksal in die Quere, in Gestalt der zehnjährigen Oriana, die an die Magie der Märchen glaubt. Sie hat ihren Vater verloren, ist aber felsenfest davon überzeugt, dass er nicht tot, sondern nur verwandelt ist – und es liegt an ihr, den Zauber zu brechen. In Harry sieht sie den Schlüssel zur Lösung des Rätsels. Und Harry? Findet sich schneller, als ihm lieb ist, mittendrin in einer aberwitzigen Mission: Er soll Orianas Märchen wahr werden lassen …

Der Autor:
Jon Cohen ist ein amerikanischer Autor und Drehbuchschreiber. Seinen ersten Roman, Max Lakeman und die schöne Fremde, schrieb der ehemalige Krankenpfleger zwischen seinen Diensten auf der Intensivstation. Es folgten zwei weitere Romane, dann wandte er sich dem Verfassen von Drehbüchern zu. Er arbeitete für Fox, Warner Bros. und Sony, u. a. ist er Co-Autor des Films Minority Report von Steven Spielberg. Jon Cohen lebt mit seiner Frau in Philadelphia.

Meine Meinung:
Harry hat seine Frau durch einen tragischen Unfall verloren. Er macht sich Vorwürfe und vermisst sie sehr.
Die zehnjährige Oriana trauert um ihren Vater Dean. Sie erschafft sich in ihrem verwunschenen Wald eine Märchenwelt, glaubt sie doch fest daran, dass ihr Vater verwandelt ist und sie ihn mit Hilfe von Harry retten kann.
Werden sie sich gegenseitig Trost spenden? Und gibt es Märchen wirklich?
Die Geschichte erzählt sehr viel über das Leben. Liebe, Verlust, Hoffnung, Trauer, Neubeginn ... Neben den vielen märchenhaften Elementen findet man sich in der Realität wieder, die schmerzhaft ist, aber auch voller positiver, verändernder Begegnungen. Wo Schatten ist, muss auch Licht sein.
Harry liebt Bäume und arbeitet bei der Forstbehörde. Der Job ist kein Zuckerschlecken, und er fühlt sich überhaupt nicht wohl damit.
Sein Leben bekommt durch Oriana aber wieder Sinn, und man erahnt leider schon sehr früh, wohin sich die Handlung bewegt. Zu vorhersehbar. Und auch zu gewollt, wenn man bedenkt, wie sehr Harry an seiner Beth hing.

Der Schreibstil war recht flüssig, wobei das Buch durchaus hätte gekürzt werden können. Bildhafte Beschreibungen sind immer etwas Gutes, aber wenn es zu ausufernd ist und sich auf Nebenhandlungen bezieht, die nicht unbedingt notwendig wären, stoppt das den Lesefluss immens. Da gab es einige Längen.

Was ich eine tolle Idee fand, war, dass das "Buch des alten Grum" tatsächlich in der Geschichte zu lesen war. Und dass, genau wie in den Märchen, dem Leser Botschaften mitgegeben werden.
Was ist wichtig? Reich sein an Schätzen, oder im Leben das zu haben, was wirklich glücklich macht? Und irgendwo lauert der böse Wolf ...

Die Nebenfiguren haben viel Platz eingenommen: Wolf, Harrys großmäuliger Bruder, Olive, die Bibliothekarin, Ronnie, Deans Freund, der sich Vorwürfe wegen seines Todes macht, Stu, der Immobilienmakler.
Mir war es ein bisschen zu viel.
Die märchenhaften Anspielungen waren gut gestreut und stachen immer wieder heraus. Man findet sehr viele Märchen in dem Buch. Und auch die Empfindungen und Gedanken von Harry bezüglich der Natur und der Bäume waren interessant.

Alles in allem ist die Geschichte mal etwas anderes, die mich jedoch trotzdem nicht gänzlich für sich einnehmen konnte.
Dafür war sie zu vorhersehbar und zu an manchen Stellen zu langatmig.

3 Sterne.