Rezension

Anonyme Botschaften

Über dem Abgrund - Dani Pettrey

Über dem Abgrund
von Dani Pettrey

Bewertet mit 4 Sternen

~~Kayden McKenna ist mit Jake Cavanaugh auf einer privaten Klettertour unterwegs und hat gerade einen weiteren Kletterabschnitt überwunden, als sie vor einer männlichen Leiche steht. Was zunächst wie ein unglücklicher Kletterunfall aussieht, entpuppt sich schnell als Mord. Da sich Kayden in der Kletterszene gut auskennt, unterstützt sie Jake bei den Ermittlungen, der kurzfristig zum Deputy ernannt wurde und vorübergehend wieder in seinem alten Metier als Polizist arbeitet. Die Jagd nach dem Mörder gestaltet sich allerdings recht schwierig, denn alle halten ihren Mund oder mauern gegen die Polizei. Doch nach und nach decken Jake und Kayden den Fall auf. Aber anscheinend ist ihnen noch jemand auf den Fersen, der ihren Tod will, denn sowohl Jake als auch Kayden und ihre Familie bekommen anonyme Drohungen, die ihnen den Tod prophezeien. Wer macht Jagd auf Jake und Kayden, welche Rechnung ist hier noch offen, die beglichen werden soll?
Dani Pettrey hat mit ihrem Buch „Über dem Abgrund“ den vierten Band um die Familie McKenna in Alaska vorgelegt. Der Schreibstil ist schön flüssig, die Spannungslatte wird gleich zu Beginn sehr hoch angelegt, flacht im Mittelteil allerdings etwas ab, um sich dann  zum finalen Ende hin wieder zu steigern. Der Leser ist ab der ersten Seite hautnah dabei und stilles Mitglied der Familie McKenna, die allesamt recht wagemutig und abenteuerlustig sind. Durch die verschiedenen Charaktere und die diversen Ermittlungsrichtungen bekommt die Geschichte eine eigene Dynamik und lässt den Leser das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Die Charaktere sind sehr lebendig und detailliert skizziert, jeder hat seine Eigenheiten, so dass sie alle sehr lebensecht und authentisch wirken. Kayden ist eine sehr sportliche Frau, die sehr zurückhaltend ist, auf ihre Gesundheit achtet und nach außen eher wie eine toughe und starke Person wirkt. Aufgrund von vergangenen Schicksalsschlägen lässt sie niemanden nahe an sich heran und wirkt meist etwas spröde. Allerdings sehnt sie sich insgeheim auch nach dem Liebesglück, dass ihre Geschwister bereits gefunden haben. Sie selbst hat ihr Herz bereits an Jake verloren, doch gesteht sie es sich nicht ein bzw. glaubt nicht daran, dass eine Beziehung zu Jake eine Zukunft hätte, nachdem sie ihn jahrelang mit Misstrauen und Ablehnung gestraft hat. Jake ist ein nachdenklicher Mann, der schon einmal eine Familie verloren und lange gebraucht hat, sich davon zu erholen. Er ist ein zuverlässiger und hilfsbereiter Mensch, der viel zu oft an Kayden denkt, sich aber keine große Hoffnungen macht. Auch die restlichen McKenna-Familienmitglieder haben alle einen besonderen Charakter verleihen der Handlung und besonders den Dialogen die gewisse Spritzigkeit und einen ganz eigenen Charme.
Der christliche Aspekt kam in diesem Buch sehr schön durch die privaten kleinen Gebete zum Ausdruck, die den Situationen gemäß gut gewählt und passend waren. Aus ihnen spricht Hoffnung, aber manchmal auch Verzweiflung, weil man die Menschen, die man liebt, beschützt wissen will.
„Über dem Abgrund“ ist ein spannender Liebes-/Kriminalroman, in dem es diesmal gemächlicher zuging und nicht so prickelnd war, wie die Vorgängerbände. Das liegt wahrscheinlich auch an den beiden sehr zurückhaltenden Hauptprotagonisten, die ihr Herz nicht gerade auf der Zunge tragen und erst nach allen anderen wissen, wie es um sie eigentlich steht. Trotzdem lohnt es sich, an den McKennas dran zu bleiben, denn die nächste Geschichte ist schon in Sicht. Man darf gespannt sein!