Rezension

** Arm heißt nicht gleich unwissend **

Rupien! Rupien! - Vikas Swarup

Rupien! Rupien!
von Vikas Swarup

Bewertet mit 4 Sternen

Mir hat dieser Roman im Großen und Ganzen recht gut gefallen. Den Film zu diesem Buch habe ich bislang nicht gesehen, jedoch wusste ich, worum es hier in etwa gehen sollte. Die Idee der Geschichte, einen armen, ungebildeten Mann bei „Wer wird Millionär“ sitzen und gewinnen zu sehen, fand ich interessant. Natürlich stellt man sich als Leser die Frage, wie es machbar ist, als Ungebildeter, so viel Geld zu gewinnen. Und gerade dies, macht den Reiz an der Story aus, denn hinter jeder gestellten Frage, verbirgt sich eine Geschichte aus dem Leben des Hauptdarstellers. Und so wird einem von Frage zu Frage deutlicher, dass Mohammed Thomas nicht betrogen hat, sondern durch die schlimmen und vielseitigen Erfahrungen in seinem Leben, ein Wissen hat, welches ihm im richtigen Moment zu Gute kommt.

Der Schreibstil aus der Sicht von Mohammed Thomas war erschreckend und beeindruckend zugleich. Zwar handelt es sich nicht um eine wahre Begebenheit, aber als Leser kann man sich schon vorstellen, dass einige der beschriebenen Geschehnisse in der Realität vorkommen: Das Kinder als Hausdiener arbeiten müssen oder sonst auf der Straße als hungernde, stehlende, drogensüchtige Kinder enden. Dass reiche Männer Kinder für ihre Machenschaften benutzen. Dass man in einigen Ländern Angst vor der Polizei haben muss und keinen fairen Prozess erwarten kann.

Dieser Roman ermöglicht dem Leser einen Einblick in eine fremde Welt. Man fiebert mit dem Kandidaten der TV-Sendung mit und erkennt, dass nicht immer reines Wissen, sondern auch oft viel Lebenserfahrung dazu beitragen kann, um Fragen beantworten zu können.

Leider konnte ich keine allzu große Sympathie zu der Hauptperson aufbauen. Oft ist es ja so, dass man sich gut in den Haupt-Charakter hinein versetzen kann und diesen sympathisch findet. Leider kam dies hier nicht 100%ig rüber. Zwar berührte die Geschichte ein wenig, aber die allergrößten Sympathiepunkte sammelte Mohammed Thomas nicht bei mir. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass sein Leben als recht trostlos und voller Angst und Geldnot anzusehen war, und wenig Herzlichkeit von seiner Person ausging. Die geschilderten Ereignisse werden relativ teilnahmslos erzählt, obwohl Mohammed Thomas mitten drin steckte. Ich denke aber, dass der Autor diese recht schlichte Schreibweise gewählt hat, um zu verdeutlichen, wie schlimm das Leben als Straßenkind sein kann und wie wenig Freude diese Kinder erfahren. Leid, gehört zum Leben dazu…

Die vielen ausländischen Begriffe, machten das Lesen nicht immer einfach. Zwar gibt es im Anhang eine Erklärung von einigen indischen Begriffen, aber hier werden längst nicht alle aufgeführt, so dass man sich teilweise zusammen reimen muss, wovon die Rede ist, was sehr schade war.