Rezension

Atmosphärischer Auftakt mit Luft nach oben

Die Schatten von Edinburgh - Oscar de Muriel

Die Schatten von Edinburgh
von Oscar de Muriel

Bewertet mit 4 Sternen

Teuflische Geigenklänge

"Eine panische Angst, wie ich sie noch nie zuvor gespürt hatte, bemächtigte sich meiner. Sie erfüllte meine Brust, während mir das Geflüster der Zigeunerin wieder in den Sinn kam."

Inhalt

Für den nach Schottland versetzten Inspector Frey, einen kultivierten Engländer, manifestiert sich schon nach wenigen ersten Eindrücken sein vorgefertigter Eindruck, dass es hier weder Manieren, noch gutes Essen, geschweige denn eine berufliche Perspektive gibt. Nur unwillig beginnt er mit seinem wahrhaft imposanten, wenn auch exzentrischen neuen Vorgesetzen McGray zusammenzuarbeiten. So unterschiedlich die beiden Ermittler auch sein mögen, so ergänzen sie sich doch vorbildlich und bilden ein gutes Team. Schon nach kurzer Zeit sind sie einem Serienmörder auf der Spur, der ganz zielgerichtet seine Opfer auswählt, sie scheinbar nach keinem genauen modus operandi tötet. Der Fall ist besonders verzwickt, weil allerlei abergläubische Akteure mitwirken, allen voran der Schotte McGray. Und während sich Inspector Ian Frey sehr sicher ist, dass der Teufel bei dieser Mordserie ganz sicher nicht seine Finger im Spiel hat, treten doch immer häufiger Zufälle auf, dies es nahelegen, dass es nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Der Schlüssel zur Lösung des Falls scheint greifbar nah, doch so eng der Kreis der Verdächtigen auch ist, weitere Morde dünnen ihn immer mehr aus …

Meinung

Dies ist nicht nur der Auftakt der im viktorianischen Zeitalter spielenden Krimireihe um die Ermittler Frey und McGray, sondern auch mein erstes Buch aus der Feder des Autors. Historische Schauplätze und das Mordgeschehen längst vergangener Tage üben auf mich einen gewissen Reiz aus und nachdem ich zahlreiche begeisterte Leserstimmen zu dieser Reihe wahrgenommen habe, wollte ich sie natürlich auch gerne testen.

Dieser Krimi verbreitet ein gewisses Flair und schafft eine perspektivenreiche Atmosphäre, die den Zeitgeist wunderbar einfängt und für den Leser erlebbar macht. Tatsächlich macht das einen großen Teil dieses Buches aus und zieht sich, wie der rote Faden durch alle Seiten. Ebenso viel Augenmerk wird den beiden Ermittlern geschenkt, die ich mir lebhaft vorstellen kann und deren Eigenheiten vortrefflich das Geschehen ergänzen.

 Diese beiden Pluspunkte führen jedoch dazu, dass der eigentliche Fall in den Hintergrund gedrängt wird und die Ermittlungen nur mühsam vorankommen. Also aus kriminalistischer Sicht hätte ich mir da deutlich mehr erwartet, was eindeutig den fehlenden Bewertungspunkt ausmacht. Das Lesen ist mehr wie das Zuschauen bei einem Film und das langweilte mich dann doch stellenweise. Gerade im ersten Teil des Buches hätte ich mir einen stringenteren Erzählstil und weniger Fabulieren gewünscht. Auch die humoristische Komponente bietet mir hier nicht unbedingt den Mehrwert – derart intensive Interaktionen zwischen zwei Personen gefallen mir als Schlagabtausch zwar ganz gut, solange sie nicht zu sehr dominieren, und hier war es manchmal grenzwertig.

Fazit

Ich vergebe 4 Lesesterne für diesen unterhaltsamen, abwechslungsreichen Kriminalroman, der mir insgesamt gut gefallen hat, wenn auch mit kleinen Abstrichen. Ob ich die Reihe nun weiterverfolgen werde, ist fraglich, denn so ganz in Begeisterungsstürme kann ich nicht verfallen, möglicherweise war meine Erwartungshaltung auch etwas hoch. Empfehlenswert ist definitiv historisches Interesse, vor allem für die damalige Zeit.

 Trotzdem bietet die Story ein entsprechendes Potential und lässt sich vielfältig ausbauen, so dass ich mir bei passender Laune auch wieder ein Buch aus dieser Reihe vorstellen könnte. Das Gleichgewicht zwischen dem Privatleben der Ermittler und ihrer beruflichen Schaffenskraft wird gewahrt, es entsteht ein Szenario, welchem der Leser beiwohnt, die Hintergründe erscheinen dabei etwas zweitrangig, der Stil hingegen ist wohlwollend einprägsam.