Rezension

Atmosphärischer Krimi

Kretisches Schweigen -

Kretisches Schweigen
von Nikos Milonás

Bewertet mit 5 Sternen

Ende Mai im Süden Kretas: Am Strand von Frangokastello erwarten zahlreiche Touristen im Morgengrauen die Drosoulites  - die Seelen des Taus - beobachten zu können. Einer alten Legende zur Folge erscheinen die Seelen der getöteten Freiheitskämpfer und schweben über dem Stand in Richtung der alten Festung. 

Die Seelen erscheinen leider nicht, aber beim Bau einiger Windschutze werden menschliche Knochen gefunden. Schnell stellt sich heraus, dass die Knochen keine hunderte von Jahren alt sind. Die Mordkommission aus Chania ermittelt, aber die Alten, die Traditionsbewussten, wollen die Knochen und den Strand verteidigen.

 

 

Dieser atmosphärische Krimi über Kreta insbesondere den Süden Kretas hat mir sehr gut gefallen. Mehrere verzwickte Mordfälle auf historischen Boden bereiten der Mordkommission, Michalis Charisteas und seinem Kollegen Pavlos Koronaios, einige Probleme. Die beiden Kommissare sind sehr unterschiedlich, aber auch sehr fein gezeichnet. Ich vermute, sie verkörpern verschiedene heutige Lebensweisen auf Kreta. Sie leben und arbeiten beide in der Stadt, so dass ihnen die Denkweise der Bevölkerung im ländlichen und rauen südlichen Teil fremd ist. 

Aber vor Ort werden sie von einem erfahrenen Revierleiter der Polizei Sfakia unterstützt. Überhaupt funktioniert die Zusammenarbeit zwischen der Mordkommission und dem Revierleiter erstaunlich gut. Der Revierleiter verschafft sich immer wieder Respekt von den schweigenden und uneinsichtigen meist männlichen Einwohnern.

Neben den Kriminalfällen, die kompliziert und undurchsichtig sind, erhalten wir einen ungeschminkten Einblick in die Geschichte, den harten Überlebenskampf und den daraus resultierenden immensen Stolz der Menschen in dieser Region. Unstimmigkeiten und Probleme werden sie unter sich lösen, und zwar so, wie sie es Jahrhunderte lang erledigen mussten.

Dem Autor ist es gelungen die Beschreibung der Landschaft, die Skizzierung der Eigenheiten der Menschen realistisch aufzubereiten. Ich bin selbst vor 2 Jahren die Strecke von Chania bis nach Chora Sfakia mit den Auto gefahren und fand die Beschreibung der Landschaft, der Straßenführung und der Tavernen sehr real, nur das Schweigen der Kreter habe ich nicht erlebt, Ich war ja auch nicht Polizei und wollte keinen Mord aufklären. Die Menschen waren freundlich und zuvorkommend.

Für mich ist dieser Krimi eine runde Sache, spannender Krimi, geschichtlicher und traditioneller Hintergrund beleuchtet und noch eine spannende Liebesgeschichte zwischen einem Kreter und einer Deutschen, die noch nicht zu Ende erzählt wurde.

Ich freue mich auf mehr.