Rezension

Attacke

GRM - Sibylle Berg

GRM
von Sibylle Berg

Bewertet mit 5 Sternen

GRM erzählt eine Geschichte über, ja - was eigentlich genau? Den modernen, technologischen Menschen könnte man sagen, über das Unmoralische des technischen Forschritts und über gesellschaftliche Missstände. Das Buch spielt irgendwann in einer Postbrexit-Welt. Es gibt ein Grundeinkommen für alle, die sich einen Chip zur staatlichen Überwachung einsetzen lassen, und es gibt ein Sozialpunktesystem: Bonuspunkte für gutes soziales Verhalten, Strafpunkte für schlechtes. Rahmenhandlung ist die alles miteinander verbindende Geschichte einer Clique aus dem sozialen Brennpunkt Rochdale: vier seelisch verstümmelte Kinder, die nach London ziehen und Rachezüge an ihren Ausbeutern planen.

GRM ist ein Buch über diejenigen, die am Rand der Gesellschaft stehen: aufgegebene Menschen, die dem Verfall überlassen werden und keine Perspektive mehr haben. GRM ist ein Buch über den Überwachungsstaat, über Konsum und künstliche Intelligenz, über die Perversionen der Menschen und das Patriarchat. Eine böse Vision der Zukunft, und gleichzeitig ein düsteres Abbild der Gegenwart: brutal, zynisch und mit scharfer Feder geschrieben. Thematisch überfrachtet, Personell überfrachtet, einfach komplett brainfuck. Ein literarischer Rundumschlag, der kaum ein gesellschaftlich kontroverses Thema nicht wenigstens kurz anschneidet. Big Brother in extremo, verstörend und betörend. Und alle, die dieses wahnsinnige Buch noch nicht gelesen haben: jetzt aber Attacke!