Rezension

Auf den Spuren der Bibel

Wüstenschwestern - Lynn Austin

Wüstenschwestern
von Lynn Austin

Bewertet mit 4 Sternen

Voller Gottvertrauen wagen zwei mutige Frauen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine abenteuerliche Reise ins Heilige Land. Lesenswert!

Rebecca und Flora, um 1850 herum geboren, wachsen ohne Mutter auf. Selbstbewusst überzeugen sie ihren wohlhabenden Vater, ihnen die Träume vom Reisen zu ermöglichen. Vor allem Rebecca langweilt die Schule; lieber lernt sie auf eigene Faust Fremdsprachen: „Eine fremde Sprache zu lernen, ist eine Sache, aber die Menschen, die sie sprechen, zu verstehen, ist etwas ganz anderes.“ (Seite 35) Um Abenteuer erleben zu können, nimmt sie gerne Schwierigkeiten in Kauf. Flora dagegen liegt vor allem das Wohlergehen ihrer Mitmenschen am Herzen. Beide wachsen in einem christlich geprägten Haushalt auf, was bei Rebecca den Wunsch entfacht: „Ich würde gerne auf den Spuren Jesu wandeln und die jahrhundertelange Geschichte des Heiligen Landes in mich aufsaugen.“ (Seite 113)

Der Roman beginnt während eines Sandsturms in der Wüste und erzählt im Rückblick von der Vergangenheit der beiden Schwestern. In vier Teilen steht jeweils eine andere Person im Mittelpunkt. Es fehlt weder an Spannung noch an der nötigen Portion Liebe, um den Leser in die Geschichte hineinzuziehen. Sehr eindrücklich ist der große Brand von Chicago, ihrer Heimatstadt, geschildert. Der christliche Bezug ist dezent eingebaut und lässt erahnen, woher die beiden Frauen ihren Mut nehmen, in einer Zeit, als Frauen erst durch ihre Männer „etwas“ waren, allein auf Reisen zu gehen.

Wie die Autorin im Anhang mitteilt, basiert der Roman auf der wahren Geschichte der Zwillingsschwestern Agnes und Margaret Smith. Natürlich hat sie ihren Roman verfremdet und und die Tatsachen ausgeschmückt.

Gerade weil ich ursprünglich etwas zurückhaltend an das Buch herangegangen bin, hat es mich völlig vereinnahmt. Es entstand ein regelrechter Lesesog und auch Bewunderung für die beiden Frauen, die ihrer Zeit weit voraus waren und sogar wissenschaftlich ein wenig Anerkennung einheimsten.