Rezension

Diese Rezension enthält Spoiler. Klicken, um alle Spoiler auf dieser Seite lesbar zu schalten.

** Auf die schiefe Bahn gekommen.... **

Die vergitterte Welt - Jana Frey

Die vergitterte Welt
von Jana Frey

Bewertet mit 5 Sternen

Bei diesem Roman handelt es sich um eine Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht. Ich gehe davon aus, dass die Geschichte von Patrick, alias Juli, kein Einzelfall ist. In Deutschland herrscht viel Armut und was man so hört, gibt es viele Eltern, die sich nicht richtig um ihre Kinder kümmern. Sei es, weil sie es nicht können, oder nicht wollen. Natürlich spielt auch der finanzielle Aspekt eine große Rolle bei der Entwicklung der Kinder, jedoch denke ich, dass auch Kinder aus armen Verhältnissen eine gute Zukunft haben können. Tugenden wie Ehrlichkeit, Fleiß, Pünktlichkeit, usw. haben nichts mit Reichtum zu tun.

Juli hatte es noch nie einfach. Seine Mutter ist so ziemlich das schlechteste Beispiel, was es für einen Heranwachsenden geben kann. Eine lethargisch wirkende, dicke Frau, die den ganzen Tag nur raucht, trinkt, fernsehschauend auf der Couch liegt, keinen Job hat, den Haushalt absolut vernachlässigt und ihre volle Aufmerksamkeit den Katzen und nicht den Kindern schenkt. Einen richtigen Vater hat Juli ebenfalls nicht gehabt: Seinen leiblichen Vater hat er nie kennen gelernt und die zahlreichen Männerbekanntschaften seiner Mutter konnten ihm nie eine Vaterfigur sein. Dann tritt jedoch Adam in das Leben der Familie und alles scheint sich ein wenig zum Guten zu wenden. Der Mann kümmert sich um Juli, macht Ausflüge mit ihm und bringt ihm allerhand Dinge über die Natur bei. Doch es gibt immer wieder Zeiten, in denen Adam für Monate verschwindet. Er erklärt dem Jungen, er würde in dieser Zeit nach Paris reisen, doch später findet Juli heraus, dass "Paris" für das Absitzen von Gefängnisstrafen steht.

Das Wiedersehen mit Adam ist dennoch immer wieder ein Lichtblick in seinem Leben, denn in diesen Phasen scheint auch seine Mutter ein wenig Lebensgeister zurück zu bekommen. Als der Alkoholkonsum der Erwachsenen immer weiter ansteigt, wächst die Gewalt auch immerzu. Adam schlägt Julis Mutter und zwingt sie auch teilweise zu intimen Stunden. Juli gerät nach und nach immer mehr auf die schiefe Bahn: Er fängt an zu trinken und Ladendiebstähle zu begehen und mit seinem neuen Kumpel verübt er sogar zahlreiche Taschendiebstähle. Als er erwischt wird, muss er für 4 Wochen in eine Jugendarrestanstalt. Aber auch nach dieser Zeit wendet sich das Blatt nicht zum Guten für den Jungen. Seine Mutter, lethargisch wie eh und je, Adam, der nicht mehr wieder kommt und ein Mädchen bringen seinen Kopf um den Verstand. Ehe er sich versieht, begibt er den größten Fehler seines Lebens und sticht mit einem Messer auf einen ehemaligen Schulkameraden ein, der schwerverletzt ins Krankenhaus eingeliefert werden muss. Hierfür handelt er sich ein Jahr Jugendgefängnis ein und er fragt sich, ob sein Leben überhaupt noch einen Sinn hat...

Mir hat das Taschenbuch "Die vergitterte Welt - Mit 16 im Knast" wirklich sehr gut gefallen. Ich hatte es binnen weniger Stunden (verteilt über das Wochenende) durchgelesen und war durchweg gefesselt von dieser Story. Die Autorin hat es meiner Meinung nach perfekt geschafft, die Gefühle und Gedanken des Jugendlichen niederzuschreiben. Hierbei wurden auch alle denkbaren Themen abgegriffen, die einen Jugendlichen heutzutage beschäftigen: Was trägt man für Klamotten, wie viel Geld hat man, plötzlich verändert sich nach und nach der Körper, man findet plötzlich Mädchen interessant, und, und, und. Auch Julis Entwicklung hinsichtlich seiner Reife, bzw. seines Verständnisses fand ich interessant. Irgendwann merkte er, dass es nicht normal ist, dass sich seine Mutter jeden Tag betrinkt und dass sie Wohnung einer Müllkippe gleicht. Aber natürlich weiß ein Junge in seinem Alter nicht, was man dagegen tun könnte.

Für den Leser ist es von Anfang bis zum Ende nachvollziehbar, wie es mit Juli so weit kommen konnte. Die Spirale zog sich einfach immer weiter zu. Mit den Voraussetzungen unter denen er groß geworden ist, war es im Grunde schon abzusehen, dass er auf die schiefe Bahn geraten würde.

Die Autorin schreibt aus der "Ich-Perspektive" und verwendet eine einfache, auch sicherlich für junge Leser gut nachvollziehbare Schreibweise. Der Sohn von meinem Freund hat das Buch noch nicht fertig gelesen, aber bereits begonnen und findet "Die vergitterte Welt - Mit 16 im Knast" bisher ebenfalls sehr gut!