Rezension

Auf Spurensuche in der Vergangenheit

Simone -

Simone
von Anja Reich

          Anja Reich nimmt uns in diesem Buch mit Memoir-Elementen mit auf eine Spurensuche in der Vergangenheit Ostdeutschlands. Sie möchte herausfinden, was genau hinter dem Suizid ihrer Schulfreundin Simone vor über 25 Jahren steckt. Zu diesem Zweck interviewt sie Familie und Freunde, spürt wichtige Orte in Simones Leben und versucht, Zusammenhänge zwischen der politischen Lage der Zeit und Simones turbulentem Leben herzustellen.

Ein Thema, was mich in Büchern in letzter Zeit unheimlich interessiert ist, wie die DDR und die Folgen der Wende bis heute das Leben in Ost- und Gesamtdeutschland beeinflussen. Besonders private Konsequenzen dieser turbulenten Zeit werden sehr gut in "Simone" diskutiert. Man merkt deutlich, dass die Autorin passionierte Journalistin ist, erleben ihre schiere Wissbegierde und Drang, immer mehr in das Leben ihrer alten Schulfreundin einzutauchen. Dabei schafft sie es gut, ihre eigenen Erlebnisse und die von Simone mit historischen Zusammenhängen und auch wissenschaftlichen Experteninterviews zu verknüpfen. In diesem Rahmen fand ich besonders den Abschnitt über Statistik und Umgang mit Suizid in der DDR und Ostdeutschland interessant.

Tatsächlich war ich jedoch von der ersten Hälfte des Buches noch nicht allzu sehr begeistert. Wir lernen eine Vielzahl von Charakteren und ihre Geschichte kennen, die zwar alle wichtig sind, mit der Zeit aber etwas unübersichtlich werden. Zwar kommt man mit der Zeit dahinter, warum diese zahlreichen Biografien von Bedeutung sind und lernt auch besser, die Menschen zuzuordnen, trotzdem hätte mir z.B. ein kleines Figurenregister anfangs ganz gut geholfen. Wer mit diesem Teil des Buches etwas Schwierigkeiten hat, sollte durchhalten, es lohnt sich definitiv.

Ein toller Beitrag zur Diskussion über die DDR, die Wendezeit und wie wir heute mit ihnen umgehen sollten!