Rezension

Aufregend und lesenswert - nicht nur für Münchner

Karl Valentin ist tot - Sabine Vöhringer

Karl Valentin ist tot
von Sabine Vöhringer

„Es muß was g’scheng, weil, wenn ned boid was g’schieht, dann passiert no was!“

Passiert ist eine ganze Menge: Am Münchner Karl-Valentin Gymnasium geht es sogar ganz besonders heiß her. Nach einem Brand im Gebäude der Schule wird dort eine Tote gefunden, die stellvertretende Direktorin Marianne Eichstätt. Aber das ist nicht die einzige Leiche im Keller der Schule, vor einiger Zeit hatte der Schüler Fabian Brühl Selbstmord verübt. Hauptkommissar Tom Perlinger und seine Kollegin Jessica ermitteln und decken dabei traurige und erschütternde Zusammenhänge auf.....

Sabine Voehringer schreibt flüssig und gut verständlich. „Karl Valentin ist tot“ ist ein sehr angenehm zu lesender Roman. Für Abwechslung sorgen immer wieder die amüsanten und geistreichen Zitate von Karl Valentin.

Die Handlung des Falls ist sehr spannend. Aufregend, aber auch erschreckend, was da an schlimmen Zuständen hinter der schönen Fassade zum Vorschein kam. Ein wenig konstruiert wirken manche Details des Plots zwar schon, aber der Roman hat definitiv einen großen Unterhaltungswert. Einige Verbindungen waren für mich etwas kompliziert nachzuvollziehen, aber nur deshalb, weil mir die Vorgängerromane nicht bekannt sind und für das Verständnis Vorwissen hilfreich gewesen wäre.

Die vielfältigen Charaktere des Krimis empfinde ich als interessant, sie werden allesamt nachvollziehbar dargestellt. Während mir die Ermittler Jessica und Tom sowie dessen Familie recht sympathisch waren, kamen manche Figuren ziemlich schlecht weg, eine sehr ausgewogene Mischung an Personen also. An waschechten Bösewichten mangelt es in diesem Roman definitiv nicht, aber die braucht es ohne Frage für das Gesamtkonstrukt und die Dramaturgie. 

Ein wirklich unterhaltsamer, lesenswerter Krimi! Gut gefallen hat mir auch, dass München eine Hauptrolle einnimmt. Für mich ein großes Plus, dass die Schauplätze wirklich existieren und man selbst vielleicht sogar eigene Erinnerungen damit verbindet. Münchner werden bei der Lektüre sofort an „zu Hause“  erinnert. Auch dass Karl Valentin, ein für mich hochinteressanter Mann, für den Fall eine große Bedeutung hat und immer wieder zitiert wird, beurteile ich als sehr positiv und bereichernd. Mit ihm werde ich mich nach dem Buch sicher noch näher beschäftigen. Ob die ganze Angelegenheit realistisch ist, darüber lässt sich vermutlich streiten. Die Zustände an der Schule scheinen mir aber keine reine Fiktion zu sein. Dass das Bildungssystem an einigen Stellen hakt, die Schüler häufig nur auf ihre Leistungen reduziert und sich sogar schon in der Grundschule unter Druck gesetzt fühlen, das alles ist nicht von der Hand zu weisen. Unschön und unangenehm, aber authentisch. Ein spannender Lokalkrimi mit sympathischen Ermittlern, der die negativen Seiten des Schulsystem thematisiert. Nicht nur für Münchner empfehlenswert. Die Vorgängerbände setze ich nun definitiv auf meine Wunschliste.