Rezension

Auftakt einer mystischen Familiensaga

Die Glocke im See - Lars Mytting

Die Glocke im See
von Lars Mytting

Bewertet mit 5 Sternen

Dieser Roman hat mich in eine mir völlig fremde Welt katapultiert. Schauplatz ist der abgeschiedene norwegische Ort Butangen im Jahr 1880, in dem die Zeit stehen geblieben ist. Dort steht eine 700 Jahre alte Stabkirche, die das Schicksal dreier Figuren verbindet: Ein neuer Pfarrer möchte die Kirche abreißen und durch ein moderneres, größeres Gotteshaus ersetzen lassen; ein Architekt wird von der Kunstakademie Dresden beauftragt, die Kirche zu vermessen, um den Abriss und Wiederaufbau in Dresden zu überwachen; und eine junge Bauerstochter und Außenseiterin setzt alles daran, die Schwesternglocken der Kirche, die einer ihrer Vorfahren gestiftet hat, zu retten.

So fern mir diese karge und archaische Welt auch erschien, konnte ich die Nöte und Hoffnungen der Figuren gut nachspüren. Ebenso wie der Architekt wurde auch ich immer mehr von der Kirchenbaukunst und der altnordischen Kultur in den Bann gezogen. Mit viel Liebe zum Detail und Poesie beschreibt Lars Mytting, welche Sehnsüchte und Überzeugungen die Protagonisten antreiben und wie fortschrittliche Ideen auf alte Bräuche, Legenden und tief verwurzelten Aberglauben prallen. Der atmosphärisch dichte, historische Liebesroman mit kriminalistischen und mystischen Elementen macht neugierig auf die folgenden Bände der Trilogie.