Rezension

Außergewöhnlicher Roman über das Leben und die Liebe

Mr. Walsh und die vergessene Kunst der Liebe - Rene Gutteridge

Mr. Walsh und die vergessene Kunst der Liebe
von Rene Gutteridge

Bewertet mit 4 Sternen

Ein wundervolles Buch über die Dinge, die wichtig sind im Leben und in der Liebe - poetisch, melancholisch, manchmal auch skurril und humorvoll

Cover:
Das Buch wurde zum Film "Old fashioned" geschrieben und das Cover bildet entsprechend eine stimmungsvolle Szene aus dem Film ab.

Inhalt:
Da ist ER: Clay Walsh, ein gut aussehender, humorvoller Mann, der allerdings besonders im Bezug auf Frauen und Beziehungen zu ihnen eine Einstellung hat, die er als anständig, andere als altmodisch, schräg oder skurril ansehen. Bei ihm läuft alles akkurat ab, ganz nach Plan - bis er auf Amber trifft.

Da ist SIE: Amber, eine ebenfalls sehr attraktive junge Frau, die mental das genaue Gegenteil von Clay ist: spontan, stürmisch, launisch, romantisch und alles in allem immer etwas chaotisch. Sie ist rastlos, immer auf der Suche nach etwas oder auf der Flucht vor etwas. Da der Zufall es so will, dass ihr Tank leer ist, als sie in der Stadt ankommt, in der Clay wohnt, macht sie dort Station und zieht über seinem Antiquitätenladen ein. Bereits das erste Zusammentreffen mit ihrem neuen Vermieter irritiert und fasziniert sie gleichermaßen.

Nun beginnt sich für beide, einiges zu ändern.

Mein Eindruck:
Eins vorneweg: Dieser Roman ist einer der ungewöhnlichsten Liebesromane, die ich je gelesen habe und ich meine das im positiven Sinne!
Ich mag keine Rezensionen, die zu viel Inhalt verraten, daher werde ich versuchen, zu umschreiben, was mich so beeindruckt hat.

Sehr gut gefallen hat mir die Weiterentwicklung der beiden Hauptcharaktere Clay und Amber. Clay ist wie die Antiquitäten, die er verkauft: "Old fashioned", altmodisch - auf den ersten Blick. Er will nicht mit einer Frau alleine in einem Raum sein und versucht, nach den 10 Geboten der Bibel zu leben. Nach und nach blättert die alte Kruste ab und man erfährt so stückchenweise seine Vergangenheit, warum er so wurde, wie man ihn zu kennenlernt. Wie seine Antiquitäten hat auch er im Hintergrund eine interessante Geschichte zu erzählen. Ähnliches gilt für Amber, nur dass sie nach außen hin modern, fröhlich, spontan wirkt, innerlich aber viel Ballast aus ihrer Vergangenheit aufgestaut hat, der sie immer noch belastet. Anstatt sich dem zu stellen, flieht sie jedes Mal, wenn sie genug Geld gesammelt hat, wieder an einen anderen Ort.

Als diese beiden unterschiedlichen Charaktere aufeinandertreffen, ahnt man als Leser natürlich, dass es zwischen den beiden knistert. Aber so einfach ist das nicht, denn für Clay ist eine Verabredung nicht einfach eine Verabredung und er hat da noch diese Theorie im Kopf, weswegen er immer anständig sein muss und sich nie mit einer Frau alleine in einem Raum aufhalten darf! Das führt zu sehr skurrilen Situationen, die mich häufig zum Schmunzeln oder lachen gebracht haben. Auch ist Clay kein langweiliger Mensch, denn er offenbart in einigen Dialogen Schlagfertigkeit und Witz, der gleichermaßen in einigen Zwischensätzen im Roman zum Tragen kommt.

Neben einer humorvollen kommt aber auch die nachdenkliche Seite nicht zu kurz. Nicht nur Clay und Amber lernen sich nach und nach in die Tiefe ihrer Seelen zu schauen, das gleiche gilt für den Leser, der im Laufe des Romans immer besser die Handlungen und Gefühle der beiden nachvollziehen kann. Zu erwähnen sei hier noch, dass Clays Denkweise sehr stark durch seinen christlichen Glauben motiviert ist und somit das Thema Glaube im Roman auch zur Sprache kommt, aber nicht nur. Es geht auch allgemein um das Leben und die Philosophien, die sich darum ranken.

Am Ende der Geschichte vollziehen beide eine sehr extreme Wandlung. Und hier kommt der Punkt, an dem ich einen Bewertungspunkt abziehe. Während im Großteil des Romans in schöner, langsamer Kontinuität häppchenweise Veränderungen stattfinden und man immer mehr Teile des Vergangenheitspuzzles erfährt, wirken die letzten Kapitel so, als hätte der Autor schnell ein zufriedenstellendes Ende finden müssen. Der Schluss wirkte auf mich sehr konstruiert und nicht besonders glaubwürdig. Eher typisch amerikanisch kitschig. Aber das macht das Buch insgesamt betrachtet aber nicht weniger lesenswert!

Fazit:
Ein wundervolles Buch über die Dinge, die wichtig sind im Leben und in der Liebe - poetisch, melancholisch, manchmal auch skurril und humorvoll