Auszeit mit Folgen
Bewertet mit 4 Sternen
2014 steckt Katrin in einer schwierigen Phase und braucht dringend eine Auszeit. Sie erinnert sich an ihre irische Brieffreundin Aoife, mit der sie 25 Jahre zuvor zwei unbeschwerte Wochen in Ballycarrick verbringen durfte. Dritter im Bunde war Conor, der mit Aoife aufgewachsen ist. Ein Jahr später gibt es einen zweiten Besuch, der jedoch alles verändert. Können Katrin und Aoife ihre Freundschaft erneuern?
Schon das wunderschöne Cover versetzte mich sofort nach Irland. Ambra Lo Tauro beschreibt die Landschaft in der Gegend, die Katrin bei ihren Besuchen entdecken darf, sehr detailliert und bildhaft.
Die Autorin lässt die Handlung in drei Zeitebenen spielen. 1989 besucht Katrin Irland zum ersten Mal, im Jahr darauf erneut. Dann bricht der Kontakt aufgrund der Ereignsse völlig ab. Erst als Katrin einen Tapetenwechsel braucht, erinnert sie sich an ihre Freundin Aoife und findet sie in den sozialen Medien.
Ambra Lo Tauro beschreibt ihre Hauptprotagonisten Katrin, Aoife und Conor sehr detailliert und lebendig. Die Harmonie zwischen den dreien während des ersten Besuches ist zu spüren. Alle drei sind starke Charaktere, die im Laufe der Zeit eine Entwicklung durchmachen. Bei Katrin empfinde ich diese am stärksten. Sie ist als Teenager eher schüchtern und zurückhaltend, vielleicht auch aufgrund wohlhabenden Verhältnisse, die sie nicht kennt, etwas eingeschüchtert. Aoife legt schon als Teenager keinen Wert auf Äußerlichkeiten, obwohl sie sich an die Regeln der Familie und des Irlands der späten 80iger Jahre hält. 1990 bricht sie sie und muss dafür zahlen. Ich finde, dass sie dadurch stärker wird und ihren Weg gehen kann. Conor, der dritte im Bunde, hegt Gefühle für Katrin, die sie nicht bemerkt. Ein Jahr später ist er nicht in Irland und bekommt die Geschehnisse nicht mit. Auch seine Entwicklung ist nachvollziehbar.
Was genau 1990 geschah, daraus macht Ambra Lo Tauro lange ein Geheimnis. Die Auflösung werde ich hier nicht verraten, sie wirft jedoch ein gutes Bild auf die irische Gesellschaft in dieser Zeit. Auch die Veränderungen in Irland, in Politik und Gesellschaft, finden einen Platz in diesem Roman, allerdings eher am Rande.
Fazit: ein warmherzig geschriebener, gut lesbarer Roman für unterhaltsame Lesestunden