Rezension

Authentischer Schauerroman im Zeitgeist des ausgehenden 19. Jahrhunderts

Der verbotene Fluss - Susanne Goga

Der verbotene Fluss
von Susanne Goga

Bewertet mit 5 Sternen

Kurzbeschreibung: 
Charlotte wagt einen großen Schritt, als sie 1890 Berlin verlässt und eine Stelle als Gouvernante in einem herrschaftlichen Haus bei London antritt. Dort ist sie für die junge Emily verantwortlich, die seit dem tragischen Verlust ihrer Mutter von schlimmen Albträumen verfolgt wird und den nahe gelegenen Fluss fürchtet. Besorgt um das Wohl des Mädchens versucht Charlotte, mehr über den Tod von Lady Ellen herauszufinden, doch niemand im Haus ist bereit, das Schweigen zu brechen. Erst mithilfe des Journalisten Tom kommt Charlotte einer dunklen Wahrheit auf die Spur... *Quelle*

Zur Autorin: 
Susanne Goga, 1967 geboren, ist eine renommierte Literaturübersetzerin und Autorin. Im Diana Verlag erschienen bereits ihre Romane Das Leonardo-Papier sowie Die Sprache der Schatten, für den sie 2012 mit dem DeLiA-Literaturpreis ausgezeichnet wurde. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Mönchengladbach.

Meinung: 
Im Jahr 1890 begibt sich Charlotte Pauly aus Berlin auf den Weg nach London, um dort eine Stelle als Gouvernante und Hauslehrerin bei der 8-jährigen Emily Clayworth anzutreten, deren Mutter bei einem schrecklichen Unfall ums Leben kam und deren Tod sie bisher nicht verwunden hat. Ihr Vater, Sir Andrew, ist Politiker und verbringt nur sehr wenig Zeit mit seinem Kind. Er wirkt unnahbar und hart. Emily plagen immer wieder Albträume und Visionen. Sie gibt vor, mit ihrer toten Mutter zu sprechen, die ihr Besuche abstattet.

Sir Andrew beauftragt daraufhin eine Gemeinschaft, die sich mit paranormalen Phänomenen beschäftigt, herauszufinden, was an Emilys Aussagen wahr ist. Thomas Ashdown, nebenbei Theaterkritiker und ein brillanter Beobachter, wird von der Gemeinschaft nach Chalk Hill entsendet und versucht zusammen mit Charlotte hinter das Geheimnis um den Tod von Lady Ellen zu kommen, über den niemand spricht und der kleinen Emily zu helfen, deren Träume und Visionen immer stärker und zahlreicher werden...

Susanne Goga konnte mich vor längerer Zeit mit ihren ersten beiden historischen "Leo Berlin"-Kriminalromanen begeistern. Daher habe ich mich auch für ihren neuesten Roman interessiert und wurde nicht enttäuscht. Der verbotene Fluss ist ein historischer Roman, der im ausgehenden 19. Jahrhundert angesiedelt ist und England als Handlungsort hat. Unheimliche Geschehnisse paaren sich hier mit paranormalen Phänomenen, es ist eine Zeit, in der sich die Menschen für Geister, Séancen, Gläserrücken und Medien interessieren.

Chalk Hill, das Haus der Clayworths, ist ein Anwesen, das geheimnisvoll wirkt. Seine Bewohner sind etwas undurchsichtig und Charlotte, Emilys neue Gouvernante, ist die einzige, die wirkliches Interesse an Emilys vermeintlicher Krankheit zeigt. Denn Emilys Albträume und Visionen werden zuerst als Schlafwandeln abgetan, die größeren Ausmaße kommen erst langsam ans Licht. Charlotte hat mir als Protagonistin richtig gut gefallen. Sie hat für ihre Zeit schon recht moderne Ansichten und Einstellungen und ist Emily eine große Stütze. Thomas Ashdown, der eigentliche Theaterkritiker und Mitarbeiter der Gemeinschaft, die sich der Erforschung von paranormalen Phänomenen verschrieben hat, ist ein charmanter und sehr gewitzter Mann, der sein Herz auf der Zunge trägt. Er und Charlotte geben ein wunderbares Paar bei den Nachforschungen um Emilys Visionen und den Tod von Lady Ellen ab.

Susanne Goga versteht es, dem Leser die beklemmende und düstere Atmosphäre um Chalk Hill bildhaft vor Augen zu führen. Man mag zwar nicht an Geistererscheinungen glauben, kann sich aber beim Lesen auch nicht erklären, was in der kleinen Emily vor sich geht. Dies schildert Susanne Goga sehr ausdrucksvoll, so dass man sich an einigen Stellen wirklich gruselt. So sollte ein gelungener Schauerroman sein! Auch das Ende der Geschichte ist durchaus nachvollziehbar und gut gelöst. Für interessierte Leser von Schauerromanen, die im Zeitgeist des späten 19. Jahrhunderts angesiedelt sind, kann ich diesen Roman nur wärmstens empfehlen.

Fazit: 
Ein historischer Roman, der sich mit Geistererscheinungen beschäftigt und dabei dem Leser durch seine Atmosphäre wohlige Schauer über den Rücken jagt. Unbedingte Leseempfehlung für Liebhaber von Schauerromanen, die Wert auf viel Authentizität legen!