Rezension

Bedrückend, berührend, begeisternd

Wie keiner sonst - Jonas T. Bengtsson

Wie keiner sonst
von Jonas T. Bengtsson

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

Dänemark,1986-1989.

Zu  Beginn des Romans ist der Junge 7 Jahre alt. Er lebt mit seinem Vater meist am unteren Rand der Gesellschaft. Ein Dach über dem Kopf, etwas zu essen und gegenseitige unbedingte Liebe, das reicht, um glücklich zu sein. Sie leben in ihrer eigenen kleinen Welt, lassen die anderen nur so weit an sich heran, wie es unbedingt notwendig ist zum Überleben. Immer wieder ziehen sie um, fangen irgendwo, wo sie keiner kennt, neu an. Der Junge geht nicht zur Schule. Der Vater unterrichtet ihn. Er lehrt ihn Lesen, Rechnen, Deutsch und Latein, Geschichte und Religion. Er lehrt ihn, Dinge zu sehen, die sonst keiner sieht. Der Sohn ist sein Ein und Alles, und umgekehrt. Nichts kann ihre innige Zuneigung erschüttern. Oder?

 

Dänemark, Berlin, 1996-2000.

Der Junge ist auf sich allein gestellt. Seine äußeren Lebensumstände sind weit angenehmer als in seiner Kindheit, doch glücklicher ist er nicht. Er macht sich auf den Weg, das Geheimnis um seinen Vater und dessen Familie aufzudecken.

 

Meine Meinung:

Der Junge fungiert als Ich-Erzähler, wobei die Komplexität der Sprache jeweils dem Alter des Kindes bzw. später des jungen Mannes angepasst ist. Doch keine Angst! Es wirkt zu keiner Zeit kindisch oder trivial. Naturgemäß bekommt der Junge durch diese Erzählweise die größte Tiefe von allen Personen. Der Leser weiß nicht mehr als er.

 

Jonas T. Bengtsson ist ein ganz außergewöhnlicher Erzähler. Mit knappen Worten und kurzen Sätzen versteht er es auf geniale Weise, nachhaltige Bilder im Kopf seiner Leser entstehen zu lassen. Seine Sprache ist schnörkellos und präzise, jedes Wort ein Treffer. Die Atmosphäre wirkt anfangs noch hoffnungsvoll, entwickelt sich aber immer bedrückender und erscheint dabei so echt, dass einem manchmal die Luft wegbleibt. Schon bald spürt man, dass die Handlung bei aller Liebe zwischen Vater und Sohn auf eine Katastrophe zuläuft. Die Frage ist nur, wann etwas passieren wird und was. Geschickt deutet Bengtsson Details an, ohne zu sagen, was genau geschieht. Dies bleibt der Fantasie des Lesers überlassen, auch wenn man in der Regel doch eine ganz klare Vorstellung davon hat, was gemeint sein könnte. Sicher kann man sich nicht sein. Dies zieht der Autor bis zum Schluss durch, sodass man als Leser noch lange darüber grübeln kann, was eigentlich passiert ist. Das mag nicht jedermanns Geschmack treffen – ich finde es in diesem Fall klasse!

 

Fazit:

Ein einzigartiges Buch, einzigartig gut!